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Und wenn sich in meinem Kopf noch so viele Fragen und Vermutungen bildeten, siegte am Ende meine Erschöpfung. Sie überfiel mich so plötzlich, dass ich fast augenblicklich einschlief. Gewiss war das kein besonders erholsamer Schlaf, trotzdem war er dringen notwendig. Ich träumte kurioses Zeug. Dinge, die mir zuerst zusammenhangslos erschienen, jetzt im Nachhinein aber schon sinnig sein können. Ich sah meinen Vater und den Stolz in seinen Augen. Freunde und Erleichterung stand ihm ebenfalls ins Gesicht geschrieben. Was wohl passiert sei, war die Frage, welche sich durch alle Träume oder Traumerscheinungen hindurchgezogen hat. Ich sah Pamina und Arod glücklich und in Frieden grasen. Und zwischen ihnen tänzelte ein kleines Fohlen herum. Als es mich bemerkte, schaute es zuerst noch schüchtern und in Abstand zu mir herüber. Als aber Pamina stolz und zutraulich auf mich zukam siegte seine Neugier und folgte seiner Mutter. Ich vermute, dass das Fohlen zu Pamina und Arod gehört, denn wieso sollte ich von einem zufälligen Fohlen träumen? Der Gedanke an diesen Teil meiner Traumbilder lässt mich lächeln und für kurze Zeit Farbe in meine niedergeschlagene Stimmung und die dunkle Umgebung. Doch sofort erinnere ich mich wieder an den anderen Teil. Den, an den ich mich lieber nicht erinnern möchte. Denn neben meinem Vater stand noch jemand anderes. Zuerst erkannte ich die Person nicht und setzte auch nicht meine Konzentration auf diese. Mein Vater stand für mich im Mittelpunkt. Doch dann, dann wurde ich angezogen. Angezogen von einer Kälte. Und als ich dann den Blick wendete, sah ich in ein Gesicht. Wenn ich jetzt daran denke, sehe ich es noch immer genau vor mir. Das Gesicht Thranduils. Ganz im Gegenteil zu meinem Vater stand ihm Enttäuschung und Frust ins Gesicht geschrieben. Aber warum? Er starrte mich an ohne ein einziges Wort zu sagen. Und ich starrte zurück. In seinen Augen fand ich außer Kälte nichts als Leere. Endlose Leere. Ich bin immer wieder wie auf eine Mauer gestoßen als ich versuchte darin mehr zu erkennen. Natürlich. Auch er, vor allem er, ist ein Meister darin seine Gefühle zu verbergen. Das habe ich schon einmal gesehen. Sogar in der Realität und nicht nur im Traum.

Das ist das Letzte woran ich mich erinnern konnte. Wieso träume ich in letzter Zeit so intensiv? Ich sitze hier immer noch in Dunkelheit gehüllt und kalt ist mir jetzt auch noch. Dort wo bevor ich einschlief noch die Fackel mit einem kleinem Feuer hing, ist jetzt nicht mehr als ein kleines Glühen ihrer Asche. Wann kommen die Orks endlich zurück und bringen mich hier raus aus diesem Loch? Aber will ich das überhaupt? Vielleicht ist dieser Ort im Vergleich zu dem was mir jeden Moment blühen könnte doch besser. Aber nein, es ist entsetzlich hier unten zu sitzen und nichts machen zu können. Ich hasse es eingesperrt zu sein. Und schlimmer noch, ich bin ganz allein. Vielleicht wäre es besser nicht darüber nachzudenken, aber ich male mir trotzdem immer wieder die schlimmst möglichen Sachen aus, die geschehen könnten. Was würde meine Situation jetzt noch unausstehlicher machen? „He Missgeburt jetzt geht's endlich richtig los!", hallt eine Stimme von Außen. „Ich kann es kaum mehr erwarten!", fauche ich zurück. Sofort schlage ich mir die Hand vor den Mund. Ich wollte doch nicht unnötig reden! Wieso kann ich mich eigentlich nie zusammenreißen? Der Ork nutzt die Gelegenheit sofort aus und grunzt während er die Tür aufschließt und eintritt: „Oh, da kann ja jemand sprechen. Was erweist mir die Ehre mir durch deine grauenhafte Stimme mein Gehör vergraulen zu lassen?" Verhasst und abwertend schaue ich ihn an. Er trägt in seiner linken Hand eine neue, gerade erst angezündete Fackel, weshalb ich sein hässlich verformtes Gesicht sehen kann. Weil er keine Hand frei hat, denke ich eine kleine Hoffnungssekunde daran zu fliehen. Aber nein, als hätte ich meine Gedanken laut ausgesprochen treten genau in diesem Moment zwei weitere Orks in meine Zelle. Ekelhaft grinsend wedelt der Eine von ihnen mir mit seinem Strick vor der Nase herum. „Wage es ja nicht.", flüstert der Andere mir von hinten ins Ohr während er mir die Arme auf dem Rücken kreuzt. Ein widerlicher Schauer durchströmt meinen Körper. Hoffentlich flüstert mir nie wieder ein Ork in mein Ohr. Da ich weiß, dass es sich nicht lohnt mich gegen den Strick und den Griff der Orks zu sträuben lass ich es über mich ergehen und halte still. Außerdem möchte ich auch nicht unbedingt, dass sie das Seil noch strammer ziehen.

Wir gehen durch viele dunkle, mal enge, mal schmale Gassen. Treppen hinab und andere wieder hinauf. Aufmerksam versuche ich mir den Weg zu merken, vielleicht würde ich diesen Weg später einmal alleine zurück gehen. Oder auch für andere Zwecke. Aber das stellt sich als sehr schwer heraus. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das alles merken kann wenn wir noch lange gehen würden. Hier sieht sowieso wieder alles gleich aus. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich denken, dass wir genau an dieser Stelle hier schon einmal waren, dass die Orks sich verlaufen haben. Aber nein, sie kennen ihren Weg und gehen ihn schnell und zielstrebig. Bis wir an eine Art Tor ankommen und sie davor stehen bleiben. „Haltet ihr die Augen verschlossen oder dreht sie um. Nicht, dass sie noch unseren Geheimcode erfährt.", befielt der vorderste Ork. Bevor mir der Andere seine grässliche Hand über die Augen legt, drehe ich mich schnell selbstständig um. Trotzdem lausche ich gespannt was es wohl mit diesem Geheimcode auf sich haben könnte.

Legolas & DuWhere stories live. Discover now