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„Ich werde dir deine Frage beantworten, aber lass uns die Waffen senken und nicht so hier rumstehen, außerdem müssen wir das da versorgen, komm mit zu mir hinein.", fordert Zimvar und deutet auf die Schnittwunde an meiner Stirn. Prüfend mustere ich ihn. Er könnte mich sofort angreifen wenn ich meine Dolche wegstecken würde. Aber will er mir wirklich helfen indem er meine Wunde versorgt? Warum sollte er auf einmal so nett und hilfsbereit sein? Ich darf und werde ihm nicht trauen. Es könnte mir das Ende bedeuten. Zu meiner Verwunderung ist es jedoch Zimvar, der den ersten Schritt macht und somit sein Schwert zurück steckt, sich umdreht und in die Richtung geht, aus der er gekommen war. Jetzt wäre meine Chance, jetzt könnte ich auf ihn losgehen. Doch hält mich etwas zurück. Er war ein Freund von Legolas. Damals. Vor langer Zeit. Ich kann ihn unmöglich so einfach töten.

„Nimm dein Pferd mit, es soll nicht so dort rumstehen.", rief Zimvar noch hinterher, als er schon fast außer Sichtweite war. Diese Aufforderung klang schon wieder ziemlich freundlich. Verwirrt stehe ich immer noch da. Was wenn er nicht nur mir, sondern auch Pamina etwas antun würde? „Ich weiß was du jetzt denkst, aber ich will dir nichts böses, genau wie damals, ich schätze du erinnerst dich.", höre ich einen nächsten Ruf. Ja, natürlich erinnere mich, aber das lässt dich ganz bestimmt nicht vertrauenswürdiger wirken, denke ich verbissen. Ich könnte einfach wieder weg reiten, abhauen und den anderen Spuren hinterhergehen. Aber meine Neugierde hält mich hier. Ich möchte mehr wissen, wissen wieso Zimvar hier ist, wissen ob er die Wahrheit sprach und wirklich weiß warum ich hier bin, wissen ob mehr dahinter steckt. Somit rufe ich leise Paminas Namen, sofort kommt sie aus den Bäumen hervor an meine Seite und dann folgen wir Zimvar.

Langsam erkenne ich die Umrisse einer kleinen Hütte und als wir davor stehen dreht sich Zimvar erneut zu mir um. „Na also, dein Pferd kann hier bleiben, so hast du es auch immer im Blick, wenn es dir so lieber ist.", sagt er, dieses Mal noch freundlicher und höflicher. Ich bin sehr skeptisch. Ist das eine Falle? Es könnte sein, aber vielleicht auch nicht, vielleicht kann er mir wirklich helfen. Ich sagte an dem Tag zu Legolas, dass Zimvar vielleicht eines Tages wieder zu dem wird, wer er einmal war. Vielleicht ist der Tag gekommen. Aber viel vertrauen darf ich darauf nicht legen, trotzdem lasse ich Pamina stehen und gehe durch die kleine Tür in die Hütte, welche Zimvar mir höflich aufhält. Schnell sehe ich mich um und entdecke den kleinen Kamin, in welchem ein Feuer knistert. Also haben meine Augen mich wirklich nicht getäuscht. Von hier kam der Rauchfaden den ich erblickte. Zimvar schließt die Tür und stellt sich dann neben mich. „Ich sagte schon, du brauchst keine Angst haben, ich werde dir nichts tun. Also stecke deine Dolche weg, ein vernünftiges Gespräch sollte so besser möglich sein.", haucht er in mein Ohr. Es lässt mich erschaudern, auch wenn seine Stimme nicht annähend böse klang. Prüfend sehe ich ihn an. Er seufzt und zu meinem erstaunen löst er darauf sein Schwert von seinem Gürtel und stellt es in die andere Ecke der Hütte. Dann sieht er mich nach einer Bestätigung suchend an. Jetzt ist er komplett ergreifbar. Ich könnte ihn in weniger als einer Sekunde töten, ohne, dass er selbst bewaffnet ist. Jetzt ist es noch einfacher als zuvor. Aber er weiß genau, dass ich dies nicht machen kann. Ich kann es nicht, nicht nur Legolas' wegen. Auch meines Erachtens nach wäre es falsch. Langsam stecke ich meinen Dolch zurück. Somit bin ich immer noch im Vorteil falls es zum Kampf kommen sollte, denn ich habe meine Waffen griffbereit. Und trotzdem hat auch Zimvar seinen Willen durchgesetzt.

Zimvar nickt zufrieden und geht dann zu einem kleinen Schränkchen, öffnet eine Schublade und wühlt darin herum. Ich nutze diesen Moment um einmal kurz zurück zu sehen. Und tatsächlich, ich kann Pamina, direkt durch ein kleines Fenster, neben dem Eingang, beobachten. „Weißt du ob es hier in der Nähe eine Wasserstelle gibt?", frage ich, das erste Mal selber in freundlicherem Ton. Zimvar schließt die Schublade nachdem er gefunden hatte was er suchte und antwortet mir: „Ja, ich kann dich hinbringen wenn du willst, ist hier gleich um die Ecke. Allerdings verborgen, und nicht leicht zu finden wenn sie einem nicht bekannt ist." Ich nicke vorsichtig und sehe dann auf den Gegenstand, welchen er womöglich eben aus der Schublade nahm. Eine kleine, hölzerne, Dose, verziert mit kleinen Schnitzereien. Es sieht so aus, als könnte sie aufgeschraubt werden. „Die Medizin für deine Wunde.", erklärt Zimvar, der meinen Blick verfolgt hatte. Zweifelnd schaue ich erst auf die Medizin und dann in Zimvars Gesicht. Wieder bin ich skeptisch. Es könnte alles mögliche sein, alles, außer Medizin. Vielleicht will er mich vergiften. Plötzlich fährt Zimvar mit seiner freien Hand hoch zu meiner Stirn und will meine Haare zurück streichen, wahrscheinlich um die Schnittwunde besser betrachten zu können. Das will ich aber absolut nicht und weiche aus. Verschärft sehe ich ihn an. Er sagt daraufhin unschuldig: „Wir müssten sie sowieso erst reinigen, aber gut, wenn du nicht willst, dann nicht. Vielleicht später, zuerst lass uns die Fragen beantworten."

Legolas & DuWhere stories live. Discover now