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Wie abgesprochen versuchen wir uns zuerst zu Zimvar durch zu schleichen. Die Rüstung der Orks haben wir liegen lassen. Ohne sie können wir uns viel freier bewegen und das ist um einiges wichtiger. Außerdem müssen wir uns nun nicht mehr großartig verstecken. Eine Fackel haben wir dennoch mitgenommen. Es ist zwar riskant, aber um sehen zu können ist uns dieses Risiko wert. Und trotzdem ist es dunkel und schon nach dem ersten Schritt in die tiefen Gänge verspüre ich den übermäßigen Drang wieder zurück zu laufen. Doch ich muss hier bleiben. Ich muss mich dem Grauen stellen. Es wundert mich, wie Tauriel und Legolas sich hier zurechtfinden können. Für mich sieht nach wie vor alles gleich aus. Aus diesem Grund frage ich: „Wie könnt ihr euch hier orientieren?" Legolas, welcher mit der Fackel vor mir geht erklärt: „Manchmal sind rechts und links an den Seiten winzig kleine Häkchen eingehauen. Sie stehen ab und lassen sich leicht ertasten. Sie zu sehen ist schwierig, denn sie haben die exakte Farbe wie der Stein in welchem sie stecken." „Die Orks und nicht einmal Zimvar könnte sich die ganzen Gänge ohne diese Hilfen frei merken.", fügt Tauriel hinter mir hinzu. Das ergibt Sinn, denke ich. Warum ist mir das nicht aufgefallen? Eigentlich achte ich doch so sehr auf meine Umgebung. Naja, wenn sie wirklich so schwer zu sehen sind dürfte dies als Entschuldigung gelten. Ich war schließlich die ganze Zeit über gefesselt und wurde stets in die Mitte der Orks geschoben. Wobei 'geschoben' noch freundlich ausgedrückt ist. geschubst haben sie mich, hin und her. Ich hatte, da auch meine Hände hinterm Rücken zusammengebunden waren, keine Möglichkeit die Wände zu berühren. Deswegen sind mir diese Kennzeichen höchstwahrscheinlich nie aufgefallen. „Hier zum Beispiel. Hier steckt eines.", sagt Legolas und geht näher darauf zu. Ich folge ihm dicht. Er leuchtet mit der Fackel darauf und tatsächlich sehe ich im ersten Moment nichts anderes als die unebene Steinwand. Dann aber fällt ein winziger Schatten im Licht des Feuers. Und zusätzlich führt Legolas meine Hand zu dem Haken. Und da sehe und fühle ich es. „Jeder ist ein wenig anders, auch daran stellen wir ungefähr fest, in welche Richtung wir gehen können, oder wo wir schon einmal waren.", sagt er während ich noch den Haken betaste. „Sie haben bestimmt schon längst bemerkt, dass ich fehle.", sage ich in Gedanken versunken und ziemlich zusammenhangslos. „Das glaube ich auch, nein, ich weiß es. Den Ork den ich getötet haben, wisst ihr noch?", sagt Tauriel. Wir nicken. „Bevor ich ihm den Kopf abschlug schwafelte er etwas wie 'Gibt die Prinzessin her! Ich weiß, sie ist hier.' Wir können nur hoffen, dass er der Einzige war, der weiß, dass wir dich haben und du nicht alleine umherstreifst.", fährt sie fort. Dann Legolas: „Gut möglich, dass er zuvor anderen über unseren Aufenthalt bescheid gegeben hat. Wobei wir, wenn dies der Fall wäre, bestimmt von mehreren verfolgt werden würden. Wir brauchen das Glück auf unserer Seite, damit wir möglichst unauffällig bleiben." Bei dem Stichwort 'Glück' fällt mir wieder etwas ein. Etwas, dass ich innerlich schon vermisst habe, aber nicht darauf kam, was es sein könnte. Der Edelstein. Das Glücksbringer Geschenk meines Vaters vor unserem Aufbruch aus Sternental. Automatisch gleitet meine Hand an die Stelle meines Oberteils, in der ich den Stein aufbewahrt habe. Aber er ist nicht mehr da. Natürlich nicht. Meine alten Kleider wurden mir vom Leib gerissen und achtlos auf den Boden geworfen als Zimvar anfing mich zu quälen. Anschließend wurden mir, anscheinend noch kurz bevor Legolas und Tauriel mich befreien kamen, andere Kleider angezogen. Schlichte, und welche die mir viel zu groß sind. Ich habe ihn verloren. Ob es das war, wieso Zimvar an dem einen Tag so komisch lachend und schon sehr viel früher als sonst aus dem Zimmer gegangen war? Hat er meinen Stein gefunden und mitgenommen? Er hat sich häufig seltsam verhalten, aber an diesem Tag ganz besonders, deshalb blieb das mir wohl auch so gut im Kopf. Vielleicht besteht also noch Hoffnung das Andenken an zuhause wieder zu finden nachdem wir Zimvar gefunden haben.

Plötzlich hören wir tiefes Stampfen. Das müssen Orks sein. Tauriel zückt sofort ihre Waffen während Legolas mir die Fackel reicht und dann ebenfalls zu den Waffen greift. Ich fühle mich sehr nutzlos. Wir bleiben stehen und lauschen den Geräuschen. Sie kommen immer näher und wir können ihre Stimmen hören. Es sind auf jeden Fall mehr als zwei. „Wir werden sie finden. Und dieses Mal werden wir sie nicht in vollen Stücken zurückbringen!", grunzt der Eine. Andere stimmen kräftig zu: „Jawohl! Zerstückeln werden wir sie, gerade so, dass sie noch am Leben bleibt!" Mir läuft es schaurig den Rücken runter bei dem was sie mit mir vor hätten wenn sie mich in ihre schmutzigen Finger bekommen würden. „Zuerst aber müssen wir den Elb fragen.", erklingt eine leisere Stimme. „Der wird sich aufführen.. seitdem er hier ist meint er uns ständig herumzukommandieren. Ich kann ihn genauso wenig leiden wie die Missgeburt!", sagt wieder ein Brüllender. Und alle anderen fallen in zustimmendes Gelächter. „Zimvar", flüstere ich, „sie werden uns zu ihm führen." 

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt