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Glaubst du, dass sie uns hören kann?"

          „Möglicherweise, aber sie braucht Ruhe. Viel Ruhe, sonst.."

„Was sonst? Sag schon, was passiert wenn sie sich nicht genügend erholen kann, sprich es aus!"

          „Ansonsten würde sie für immer in diesem Zustand verweilen."

Ganz aufgebracht einerseits, dass ich jedes Wort verstand, andererseits über den Inhalt dieses Gesprächs, blicke ich wieder in das Auge, welches sich zu meinem Glück wieder geöffnet hat. Ich sehe Umrisse, keine Farben und nur schwache Kontraste, aber ich erkenne Legolas sofort. Er wirkt sehr aufgebracht und sorgenvoll. Er macht sich Sorgen. Um mich! Es rührt mich aber macht mich zugleich tiefst traurig. Ich möchte zu ihm! Ich habe mich genug ausgeruht! Was wenn nicht? Schleicht sich ein Gedanke ein. Der wird aber sofort von meinem Willen aufzuwachen weggestoßen. Ich werde zu mir kommen! Ganz selbstbewusst baut sich ein Gefühl in mir auf. Noch immer starre ich Legolas' Umrisse an. Er sieht mich an, ich ihn, doch weiß er es nicht. Es müssen Stunden vergangen sein, denn schon häufiger hörte ich weitere Stimmen, die Legolas aufforderten, zum Abendessen zu kommen. Er verneinte dies immer. Ich bin froh, dass er hier ist, doch ich will nicht, dass er wegen mir krank wird, weil er nichts isst oder nicht ruht.

Bitte, komm zu mir zurück!", höre ich ihn das erste Mal wieder sprechen. Und da spüre ich mein Herz wieder. Ja, es scheint beinahe zu zerbrechen bei dem Klang und Worten Legolas'. Und das Gefühl bleibt, ich spüre das Pochen meines Herzen weiterhin! Das müssen gute Anzeichen sein! Von neuer Euphorie gepackt, nähere ich mich dem Auge, welches mir weiterhin, durchgängig Legolas zeigt. Als auch Legolas näher kommt, seine Hand wahrscheinlich auf meine eigene legt, durchfährt mich ein Kribbeln. Von der berührten Hand aus angefangen, breitet es sich in meinem ganzen Körper aus. Ich spüre alles! Das Auge schließt sich aber das ist mir egal. Ich spüre jede noch so kleine Stelle meines Körpers wieder! Doch meine Augen sind geschlossen. Das Nichts besteht somit immer noch..bin ich fähig meine Augen selbstständig zu öffnen? Ich stehe kurz vor dem Erwachen, das weiß ich genau. Aber etwas fehlt.. etwas hält mich zurück. Ich versuche mit aller Kraft den Schritt zurück ins Leben zu gehen, doch will es einfach nicht funktionieren. Dann berührt etwas sanft meine Stirn. Das Kribbeln hört kurzzeitig auf, mein ganzer Atem stockt und als ich realisiere was gerade geschieht ist es schon passiert. Mit einem schnappenden Atemzug wache ich auf. Meine Augenlider flattern erst wild, bevor ich überhaupt irgendetwas erkennen kann. Mein Körper zittert unter dem nun wieder notwendigen Einsatz. Endlich kann ich klar sehen, und wo schaue ich hinein? In die weit geöffneten, hellblauen Augen von Legolas. Vorsichtig fange ich ein Lächeln an. Er erwidert es um mindestens das Fünffache. Er stottert vor Faszination als er sagt: „D..du.. bis..bist w..wa..wach und wieder lebendig!" Dann stürzt Legolas auf mich in eine Umarmung. Bevor ich ebenfalls meinen Arm um ihn schlingen konnte, löst er sich geschwind wieder. „Es tut mir leid, ich bin unvorsichtig! Geht es dir gut? Habe ich dir weh getan?", fragt er bereuend. Ich schüttle den Kopf und will mich aufsetzen. Sofort gleitet ein unterstützender Arm an meinen Rücken und hält mich in Position. Eher unkontrolliert falle ich in eine erneute Umarmung, um ihm zu zeigen, dass ich das sehr wohl möchte. Unkontrolliert, weil meine Gliedmaßen sich anscheinend noch daran gewöhnen müssen, wieder einsetzbar zu sein. „Ich hatte solche Angst, nicht wieder zurückkommen zu können.", sind die ersten Worte die ich flüstere. „Und ich erst dich zu verlieren!", antwortet Legolas liebevoll. Ich höre deutlich die Erleichterung in seiner Stimme, die er wohl auch bei mir vernommen hat.

Als wir uns wieder voneinander lösen bemerke ich, wie viele Fragen in meinem Kopf schwirren. Ich brauche mich nicht umzusehen, denn ich realisiere sofort, dass ich mich in meinem eigenen Raum befinde. Legoals errät mein Verlagen nach Aufklärung und erzählt somit kurz: „Ich habe von allem berichtet. Sowohl dein, als auch mein Vater wissen, was wir alles erlebten. Die Trist ist fort. Von überall aus werden wir, und vor allem du, gefeiert. Von überall aus Mittelerde versammeln sich Abgesandte. Es werden schon jetzt Lieder über unser Abenteuer gesungen, doch noch sind sie mit traurigem Schleier versehen. Das wird sich sogleich ändern, wiederauferstandene Prinzessin." Gespannt habe ich ihm zugehört. Daran, was nach einem Sieg auf mich zukommen würde, habe ich noch gar nicht gedacht. Diese Zeit schien immer so unerreichbar weit entfernt. Doch jetzt ist sie gekommen. Und ich bin nicht darauf vorbereitet. „Das wird schon, ich werde dir bei allem zur Seite stehen. Mich wirst du von nun an nicht wieder los.", verspricht Legolas grinsend. „Ich möchte zu ihnen.", sage ich sehnsüchtig. Mit 'ihnen' sind vor allem mein Vater und Tauriel gemeint, aber auch König Thranduil und Taavi. Das versteht Legolas sofort und er steht schon bereit mich beim gehen zu unterstützen. Unglaublich, was ich momentan noch für Schwierigkeiten damit habe, mich zu bewegen. Hoffentlich hört das in den nächsten Stunden auf. Als wir an einem Spiegel vorbeigehen halte ich inne. Ich sehe scheußlich aus. Eingefallene Wangen, dunkle Augenringe (obwohl ich doch so lange 'geschlafen' habe) und abgemagert wie sonst nur ein hungerndes, einsames Kind. Ich trage ein schlichtes, weißes, weit fallendes Kleid. Gekümmert wurde sich auf jeden Fall um mich, denn es ist weder Schmutz noch eine blutige Verletzung mehr zu sehen. Zumindest, was mein Gesicht angeht. Dann bleibt mein Blick aber an meinen Augen hängen. Sie sind wieder normal. Die alte, vertraute Farbe. Das bringt mein Spiegelbild zum lächeln. „Ich habe mich nie richtig an deine Augenfarbe gewöhnen können, ständig wechselte sie hin und her. Viel längere Zeit verbrachte ich mit dir, als sie so verschieden war. Doch nun ist sie wieder gleich wie an dem Tag unseres Kennenlernens. Du scheinst dich damit wohler zu fühlen und so soll es sein. Und noch viel längere Zeit werde ich in deine Augen hinein schauen, mich daran erfreuen und sie werden mich an unser geschaffenes erinnern, und werde ich an unsere Zukunft und die jetzige Gegenwart denken.", spricht Legolas ebenfalls in den Spiegel sehend. Zuneigung ausdrückend lehne ich mich an ihn und kann uns nun beide im Spiegel beobachten. Ein eigentlich perfektes Bild zur Beschreibung unserer Erlebnisse. Dann fällt mir eine weitere Frage ein: „Hast du deine Kraft noch?" Ich gucke ihn dabei im Spiegel an und sehe wie er den Kopf schüttelt: „Du?" „Ich denke nicht.", sage ich aus meinem Gefühl heraus. Nichts könnte mich dazu bringen es hier und jetzt auszuprobieren. Zu groß ist meine Angst, dass ich wieder zurückfallen würde. Außerdem könnte ich meine Fähigkeiten sowieso nicht ohne Legolas ausführen.

Langsam gehen wir weiter und mit jedem Schritt freue ich mich mehr darüber hier zu sein. Die erste, weitere Person, die mich zu Gesicht bekommt, ist ein Wachmann vor dem Essenssaal. Er kann seinem Blick nicht trauen und starrt mich fassungslos an. „Prinzessin!", haucht er entgeistert. Ich lächle und nicke ihm zu und daraufhin öffnet er, gemäß seiner Aufgaben, die Tür. Gespräche sind zu hören und mir geht mein Herz auf, als ich sie alle an der großen Tafel sitzen sehe. Nicht lange hält dieser Moment an, denn sofort sind alle Augen auf mich gerichtet. Ordnungsgemäß hin oder her, alle lassen das Besteck fallen, springen von ihren Plätzen auf und kommen auf mich zu. 

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt