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Ein Schlüssel nach dem anderen. Es vergeht eine halbe Ewigkeit. Viel zu lange. Ich merke wie wir alle unruhig werden. Mit jeden Schlüssel, der nicht passt wird meine Hoffnung wieder kleiner und meine Angst größer. „Es hat keinen Sinn, Legolas, das sind die falschen Schlüssel. Keiner davon wird passen.", sage ich traurig. Aber Legolas lässt nicht locker. Er geht jeden Schlüssel erneut durch. Vermutlich will er es nicht wahrhaben, dass keiner funktioniert. Erst nachdem er auch damit fertig war, blickt er zu mir auf. Entschlossenheit und Zorn zeichnen seine Augen. Und ich ahne schlimmes. „Ich werde ihn finden. Ich werde ihn mir die Schlüssel geben lassen. Und ich werde ihn töten.", sagt Legolas und ich bin mir sicher, er meint Zimvar. Er wendet sich schon zum gehen ab als ich mit viel Kraftaufwand hervorbringe: „Nein.. nicht.. bitte." Nicht, dass ich nicht wollen würde, dass er Zimvar tötet oder mich rettet, nein. Es ist einfach nur viel zu riskant und gefährlich. Legolas sieht mich sorgenvoll und einfühlsam an. Noch näher als vorhin kommt er mir, so sehr nah, dass ich im ersten Moment dachte, er würde mit mir zusammenstoßen. Beherrschend und sachte sagt er: „Anders bekomme ich dich hier nicht heraus, nicht eher werde ich gehen bevor ich dich befreit habe. Niemals würde ich auch nur daran denken, dich hier zurück zu lassen." Dann berührt er mein Kinn und zieht es leicht hoch, sodass ich ihm in die Augen schauen muss, ohne, dass ich eine Wahl hätte. In seinem Blick sehe ich etwas wie eine Wand. Eine Wand hinter der er versucht seine wahren Emotionen zu verbergen. Genau wie ich es einst bei seinem Vater sehen konnte. Er ist gut darin, ja, genau wie Thranduil. Aber unmöglich kann er mich damit täuschen. Aber was genau steckt dahinter? Welche Gefühle sollte er verbergen wollen? Er lässt seinen Griff lockerer, somit wende ich meinen Blick ab und lasse ihn zu Tauriel schweifen. Diese steht an der Tür und beobachtet das Geschehen. Eigentlich hätte sie womöglich darauf aufpassen sollen, dass keine Orks ihre Anwesenheit bemerken. Aber selbst wenn schon.. sollten Orks kommen, wären sie vermutlich innerhalb weniger Sekunden tot. Ich spüre Legolas' Anspannung und, dass er meinen Gedanken versteht. Wahrscheinlich früher noch, als ich ihn selbst ausführen konnte. Er verhärtet seinen Griff wieder und zieht mein Gesicht, dieses Mal grober, zu sich ran. „Nein, auch sie werde ich bestimmt nicht alleine hier rumlaufen lassen!", mich überrascht sein plötzlicher Zorn. Und verwundert mustere ich sein Gesicht. Aber fast Augenblicklich verändert sich Legolas' Mimik wieder zu dem Steifen, Gefühlslosen. Doch diese kurze Unbeherrschtheit seiner selbst hat mir die Möglichkeit geboten hinter seine Mauer zu schauen. Und genau in diesem Moment geschieht es. In meinen Augen gehen Flammen auf. Legolas schreckt zurück und ist erneut aus der Fassung gebracht. Ich spüre die Hitze und eine unglaubliche Kraft in mir aufsteigen. Lange ist es her, dass ich mich kräftig gefühlt habe. Aber auch was mir davon in Erinnerung geblieben ist, wäre nicht ansatzweise vergleichbar mit dem, was ich jetzt in mir spüre. Trotzdem schaue ich Legolas weiterhin ununterbrochen in die Augen, denn ich weiß, dass es anders nicht gehen wird. Ich brauche Legolas, ohne ihn könnte ich meine Augen und somit meine Fähigkeiten nicht kontrollieren. Ohne das Eine geht das Andere nicht, so wie es Tauriel uns von Zimvar ausgerichtet hat. So wie das mit dem Schutzschild. Dabei hat er also recht behalten. Aber er wusste nicht, dass dadurch meine Augen ihre Fähigkeit wieder herstellen könnten nachdem er mich gebrochen hatte. Beherrschender und stärker denn je. Ich weiß genau was ich machen muss. Anders als die lange, verzweifelte Zeit zuvor in der ich es nie begriffen habe. Jetzt sehe ich es klar vor mir. Ich bin mir ganz sicher. Abrupt schließe ich die Augen. Immer mehr Hitze strömt in meine Augen und ich spüre deutlich, dass sie nach außen möchte. Ich sammle die daher ausgehende Kraft. Immer mehr häuft sie sich an. Meine Augen drohen gefühlsmäßig zu explodieren. Und dann.. mit einem Mal öffne ich sie und es passiert Schlag auf Schlag. Ohne, dass es möglich wäre zu beobachten was geschieht, strömt alle Kraft auf einmal aus mir heraus und schießt direkt auf meine Fesseln aus Ketten. Sie schmelzen, zerbrechen, werden zunichte gemacht, ohne aber, dass ich davon Verletzungen tragen könnte. Und sofort bin ich frei.

Ich kann mich nicht richtig halten, zu schnell spüre ich wieder meine Schwäche. Die eben noch so heiße Energie hat sich komplett verabschiedet. Nichts ist davon übrig geblieben. Bis auf die Erfüllung in mir, die mir verspricht, dass ich nun weiß wie ich diese Macht zu beherrschen habe. Aber nicht alleine, nein, ich brauche Legolas dazu. Es war trotzdem anstrengend genug die Fesseln zu zerstören. Somit falle ich, ohne überhaupt einen Wimpernschlag lang zu stehen, nach vorne. Sofort reagiert Legolas um mich aufzufangen. Dankend, aber noch um einiges erschöpfter als vor seiner Ankunft, sehe ich in sein verwirrtes Gesicht. Ich schaffe es irgendwie hervorzuwürgen: „Mit Hilfe von dir kann ich es kontrollieren", bevor ich mich so geschwächt fühle, dass ich die Augen schließen muss, um bei Bewusstsein zu bleiben. Sprechen würde jetzt unnötige Kraft verbrauchen. 

Legolas & DuWhere stories live. Discover now