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Nach dem Knacken folgt ein Wiehern. Ich muss runter, schnell! Halb springend und rutschend gleite ich den Baum hinab. Automatisch setze ich meine Füße dorthin, wo ich auch hochgeklettert bin.. bis ich plötzlich ins Leere trete. Was? Da war doch vorher ein Ast? Nein.. Hilfe! Ich falle! Im Fall versuche ich mich noch am Baumstamm festzuhalten, doch gelingt es mir nicht. Alles andere als elegant falle ich zu Boden. Schmerz durchfährt meinen ganzen Körper und ich sehe noch benebelter als durch die Trist ohnehin schon. Neben mir spüre ich einen Ast liegen, womöglich der, welcher zuvor noch am Baum hing. Er muss abgeschnitten oder abgesägt worden sein. Vielleicht kam von daher das Knacken und Pamina wurde davon aufgeschreckt und wieherte deswegen? Wo ist sie eigentlich? Genau in diesem Moment höre ich wie ein Pfeil kurz neben mir ein sticht. Ich will aufstehen, mich umsehen und in Kampfposition gehen, doch hören meine Arme und Beine nicht auf mich. Alles tut so schrecklich weh. Der Sturz hätte echt nicht sein müssen. Langsam gewöhnen sich meine Augen wieder an den Nebel und ich kann etwas besser sehen. „Pamina?", flüstre ich kläglich mit rauer Stimme. Dann höre ich, nicht weit entfernt ein Schnauben. Hoffentlich wurde sie nicht verletzt. Ich weiß genau, dass ich hier nicht liegen bleiben darf, jeden Augenblick könnte ein neuer Pfeil herabschießen. Ich muss aufstehen!

Langsam, viel zu langsam, richte ich mich auf. Erstaunlicher Weise klappt es einiger maßen gut, auch wenn mit höllischen Schmerzen. Ich stehe zwar etwas wacklig auf den Beinen, dennoch ist das kein Grund um nicht zu kämpfen. Ich will schließlich nicht sterben, und auch auf keinen Fall von den Orks verschleppt werden. Deswegen ziehe ich meinen Bogen und einen Pfeil hervor. Ich kann zwar nicht weiter als fünf Meter gucken, aber können die Orks das auch nicht, oder doch? Hoffentlich nicht. Sonst hätte mich der Pfeil bestimmt getroffen. Ich war, und bin es wahrscheinlich immer noch, ein leichtes Ziel. Aber war es überhaupt ein Ork der mich angriff? Ich bin von Anfang an davon ausgegangen, allerdings könnte es auch etwas anderes sein. Die Hinterlist der kleinen Orks, würde aber wirklich gut zu dem zerschneiden des Astes passen. Und ich bin ihnen auch noch in die Falle getappt. Nun, ich kann nicht ändern was passiert ist, jetzt ist es wichtig, dass ich mehr aufpasse. Ich muss mich konzentrieren. Ich verenge meine Augen nur noch zu einem ganz schmalen Schlitz und suche die Bäume ab, irgendwo muss der Übeltäter doch sitzen und warten bis er mich erneut attackieren kann. Vergebens. So leise wie es geht versuche ich in die Richtung zu gehen, aus der ich Paminas Schnauben hörte. Schon bald kann ich ihre Umrisse erkennen. Auch sie kommt langsam auf mich zu. Als wir nahe genug beieinander sind, merke ich wie angespannt auch sie ist. Sie stupst mich mit ihrem Kopf an. Ich fahre zusammen, es tut sehr weh. Aber das kann Pamina nicht wissen. Fragend sieht sie mich mit ihren großen Augen an. „Alles gut, das wird schon wieder.", flüstere ich ihr tapfer zu. Immerhin kann ich laufen, ich hätte sehr viel mehr Unglück haben können. Plötzlich vernehme ich einen Ruf und darauf folgende, viele, laute, Schritte. Kurz danach stehen vor mir und Pamina Orks. Sofort schieße ich meinen ersten Pfeil, denn ich schon gespannt gehalten hatte, ab. Zum Glück haben diese Orks keine Bögen oder Speere sondern nur kurze aber breite Schwerter, denke ich mir, währenddessen ich weitere abschieße. Auf einmal bemerke ich wie auch hinter, rechts und links von mir Orks zum Vorschein kommen. Sie bilden einen Kreis um mich und Pamina! Mit dem Bogen komme ich bei so einer Masse nicht weit, außerdem sind meine Pfeile zu wertvoll. Also nehme ich meine Dolche zur Hand. Pamina hat kaum eine Chance sich zu verteidigen nehme ich an, weshalb ich vor allem versuche sie zu beschützen. Doch ich irrte mich. Sobald Orks in ihre Nähe kommen stellt sie sich blitzschnell auf ihre Hinterbeine auf und trampelt ihre Angreifer somit nieder. Sehr gut, dann kann ich mich vollkommen auf mich konzentrieren. Jetzt mit den Dolchen stellt sich der Kampf durch die Schmerzen als sehr viel schwieriger heraus. Ich kann lange nicht so schnell und präzise kämpfen wie im Training zuvor. Trotzdem schaffe ich es bis jetzt noch die Orks zu töten bevor sie mir Schaden zufügen konnten. Die Orks sind nur sehr langsam in ihren Reaktionen, was ich mir zu nutze mache. Es scheint als wären alle tot und keine Neuen kommen mehr nach, bis mich einer, anscheinend der allerletzte, packt und gegen einen Baum wirft. Mit voller Wucht schlägt mein Kopf gegen den Stamm. Nur verschwommen sehe ich die Umgebung und stechender Schmerz entsteht in meinem Kopf. Somit kommt es, dass ich nicht mehr rechtzeitig ausweichen kann und die Klinge seines Schwertes meine Stirn streift. Wie konnte ich ihn nur übersehen haben? Ist er noch mit letzter Kraft wieder aufgestanden? Das könnte sein, vielleicht habe ich ihn nicht genau getroffen, sodass er direkt stirbt. Ich spüre Blut, wohl dieses Mal mein eigenes, mein Gesicht runter laufen. Jeden Moment rechne ich mit einem Stich durch mein Herz, der mir das Leben nimmt. Mein letzter Gedanken ist noch, dass ich versagt habe. Schon direkt beim ersten Kampf. Ich bin von mir selbst enttäuscht, mehr als jemals zuvor. Hoffentlich schafft es Legolas zu überleben. Hoffentlich kann er Mittelerde vor dem Schatten retten.

Legolas & DuOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz