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„So, dann sind wir jetzt fast fertig.", sagt Legolas. „Fast?", frage ich verwirrt, denn eigentlich könnten wir jetzt los reiten, wo die Pferde fertig sind. „Ja, fast. Denn schau, hier habe ich noch etwas für deine Handgelenke, beziehungsweise Unterarme.", erklärt Legolas und zeigt mir das, was ich zuvor nicht erkannt habe. „Ich habe hier dieselben um. Sie bieten auch uns einen kleinen Schutz, vor allem, damit die Sehne des Bogens beim Loslassen eines Pfeiles nicht alles aufschürft, aber auch, sollte es zu einem Kampf mit den Dolchen kommen." Neugierig betrachte ich die Unterarmschützer, als Legolas sie mir in die Hände gibt. Dann stecke ich zuerst meinen rechten Unterarm hinein und drücke die Lasche fester zu. Der Schutz passt perfekt und gibt mir wenigstens ein kleines Gefühl von Sicherheit. Ich wiederhole dasselbe mit der linken Seite und frage dann grinsend: „Jetzt fertig?" „Ja, auf dein Pferd mit dir, Prinzessin!", sagt Legolas laut lachend und hebt mich mit einem Satz auf Pamina.

Es ist das erste Mal, dass er mich Prinzessin nennt, ebenfalls lachend antworte ich: „Steig ebenfalls auf und weise mir den Weg, den auch dein Vater entlang ritt. Ich vertraue dir, Prinz!" Immer noch lachend schwingt er sich elegant auf Arod und reitet vor.

Die gute Laune ist jedoch nicht von allzu langer Dauer, denn als wir vor dem endlos lang vorkommenden Pfad stehen bleiben, werden wir wieder etwas ernster. „Mein Vater sagte vorgestern, dass wir unter keinen Umständen von diesem Weg hier abkommen dürfen. Er führt uns auf direktem Wege nach Sternental und wenn wir uns beeilen, sollten wir es vor Anbruch der Nacht schaffen.", erwähnt Legolas. Bevor wir losgaloppieren, frage ich noch: „Hast du Bescheid gegeben, dass wir aufbrechen oder können wir einfach los?" „Bevor ich zu dir in den Raum kam, habe ich uns verabschiedet, also steht nun unserem Aufbruch nichts mehr im Wege.", erklärt Legolas und reitet los.

Mittlerweile steht die Sonne schon hoch am Himmel und wir traben nebeneinanderher. Ich weiß nicht, wie lange wir schon unterwegs sind, doch der Sonne nach zu urteilen müsste es Mittag sein. Stets bleiben wir auf dem Pfad und bis jetzt ist uns noch nichts Auffälliges zu Ohren gekommen. Nur die Geräusche des Waldes, des Windes und der Hufe unserer Pferde wie sie über den Boden schreiten, sind zu hören. Auch in den nächsten Stunden ist nichts Verdächtiges zu hören. Doch mit der Zeit nähert sich ein immer übler werdender Geruch und lange fragen wir uns, woher er kommt.

Da der Gestank immer stärker wird, wir aber weder etwas hören oder Derartiges sehen, bleiben wir für einen Moment stehen. „Es riecht stark nach dem Verwesungsgeruch eines Orks.", meint Legolas. Plötzlich, direkt nachdem Legolas seine Worte aussprach, verdunkelt sich der Himmel und der Wald wird in ein grässliches, dunkles Grau-Grün verwandelt. Dort, wo vorher alles in prächtig schönen, hellen und lebensfrohen Farben gestrahlt hat, wirkt es jetzt fast schon wie ausgestorben. Schnell sehen wir uns in alle Richtungen um, doch sehen können wir immer noch nichts. Entsetzt sehe ich nun zu Legolas. Er wirkt anders als sonst... fast hysterisch schaut er sich immer noch in alle Richtungen um. Schnell gleiten seine Augen von einer Seite zur anderen und es sieht so aus, als würde er um die Bäume herumschauen können. Plötzlich sagt er in einem abwesenden, fast schon unheimlichen Ton: „Der Schatten, er breitet sich aus!" Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken hinunter und ich spüre wie sich anfängt Angst in mir auszubreiten. Bevor ich etwas sage, treibt Legolas Arod wieder zum Gehen an. Nur im Schritttempo, aber trotzdem wirkt es immer noch sehr gruselig. Ist er besessen oder verrückt geworden? Seine Stimme klang so seltsam und er verhält sich so anders, so wie noch nie zuvor. Jetzt erst, in einem kleinen Abstand, reite ich ihm hinterher.

Auf einmal bleibt stehen, springt von Arod und läuft in den Wald hinein. Entsetzt sehe ich ihm hinterher. Ich will seinen Namen rufen doch bringe ich kein Wort heraus. Hat er mich jetzt einfach verlassen? Was ist nur los? Er kann doch nicht einfach weg gehen, ohne ihn bin ich hier verloren... Hilfe? Nein! Ich muss ruhig bleiben, Legolas würde so etwas doch niemals machen... oder? Ganz bestimmt nicht. Ich reite jetzt zu Arod und warte dort auf ihn... er würde doch auch niemals Arod einfach hier stehen lassen.

Als ich bei Arod ankomme, wirkt auch dieser sehr unruhig. Er scharrt nervös mit seinen Hufen am Boden und schaut die ganze Zeit in die Richtung, in die Legolas verschwand. Langsam wird aus meiner Angst schreckliche Besorgnis. Wo bleibt Legolas nur? Nicht, dass etwas passiert ist! Plötzlich höre ich von weit her ein Rascheln. Trotz der Entfernung ist es für mich deutlich hörbar. Langsam und ohne jegliches Geräusch gleite ich von Pamina und löse meinen Bogen aus der Nische an meinem Rücken. Ich ziehe ihn und einen dazu gehörigen Pfeil hervor und spanne diese. Ich gehe etwas in die Hocke, damit ein möglicher Angreifer mich nicht sofort erblicken würde und schleiche dann ganz langsam und immer noch geräuschlos in die Richtung, von der ich das Rascheln vernahm.

Plötzlich springt etwas, das ich noch nicht genau erkennen kann, aus weiter Entfernung aus einem Gebüsch. Ich lasse den Pfeil losschießen und sehe noch genau in diesem Moment, dass es Legolas ist... Ich hoffe nur... ich konnte den Bogen noch rechtzeitig hochziehen, sodass der Pfeil sein Ziel, Legolas, verfehlt.

Legolas & DuWhere stories live. Discover now