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Als wir an dem Raum ankommen, in dem ich schlafen soll, mache ich mir ein wenig Sorgen, denn ich mag es gar nicht an fremden Orten zu schlafen. Deshalb frage ich Legolas vielleicht ein wenig zu plötzlich: „Und wo schläfst du?" „Genau hier.", er deutete auf die Tür direkt neben uns. „Dein Raum ist für Gäste, meist Freunde meines Vaters, und mein Schlafsaal liegt genau daneben.", antwortet er lächelnd. Erleichtert, dass er nicht weit entfernt ist, lächele ich zurück. Er muss wohl ahnen, dass ich kleine Bedenken habe, denn zu meiner Überraschung bietet er mir behutsam an: „Wenn etwas sein sollte, kannst du jederzeit zu mir kommen und mich wecken." Ich muss grinsen. Nun habe ich kaum noch Sorge, auch wenn ich wahrscheinlich nur sehr wenig bis überhaupt nicht schlafen werde. Und das nicht nur wegen der neuen Umgebung. Ich werde mir zu viele Gedanken um das heutige Gespräch mit Thranduil machen. Obwohl ich nicht glaube, dass Legolas das braucht, sage ich: „Dasselbe gilt für dich. Auch du kannst zu mir kommen." Er erwidert mein Grinsen, wir wünschen uns eine gute Nacht und gehen dann beide in unsere Schlafsäle.

Zuerst schaue ich mich etwas um. Der Raum ist groß und behält auch hier seinen Holz-Stil. In einen Schrank sind Worte in Sindarin eingraviert und mit Mustern versehen. In der Mitte steht ein sehr schönes Bett. Die Bettdecke ist weiß und fühlt sich sehr weich an. Wenn ich schlafen würde, würde ich hier mit Sicherheit einen ruhigen und guten Schlaf finden. Jedoch zieht es mich zu dem großen Fenster. Ich schaue hinaus und es bietet sich mir eine sehr schöne Aussicht. Ich sehe den prachtvollen Sternenhimmel und den wandernden Mond. Würde ich mich hier nicht so sicher fühlen, könnte der dunkle Wald mir vielleicht Angst machen. Ich sehe den Fluss, an dem wir vorhin saßen und bilde mir ein, jetzt mit Legolas an seinem Lieblingsort zu sein. Legolas. Wenn ich nicht von zuhause weggelaufen wäre, hätte ich ihn womöglich niemals kennengelernt. Obwohl... sagte Thranduil nicht „erst einmal"? Aber wer weiß schon wie lange dieses „erst einmal" noch angedauert hätte. Was steckt nur dahinter? Gedankenverloren starre ich in den dunkelblauen, fast schwarzen Himmel. Ich versuche mich krampfhaft an die vergangenen Jahre, Jahrzehnte... zu erinnern. Hat mein Vater sich vielleicht irgendwann einmal versprochen, als er über Thranduil sprach? Ich glaube nicht, ich kann mich zumindest nicht daran erinnern. Wenn die Sonne wieder aufgegangen ist, werde ich lernen, wie mit Pfeil und Bogen und mit Dolchen umzugehen ist. Und dann müssen wir uns schon bald auf den Weg zu mir nach Hause machen. Dann werden Legolas und ich erfahren, warum alles so ist, wieso wir einander verschwiegen wurden. Ich hoffe, wir begegnen auf dem Weg keinen Orks. Und wenn doch, denke ich, dass ich Legolas keine große Hilfe beim Bekämpfen dieser wäre. Wie soll ich nur in ein bis zwei Tagen das Kämpfen erlernen. Ich gerate immer mehr ins Zweifeln.

Plötzlich reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. „Kannst du auch nicht schlafen?" Ich zucke zusammen. Ich war wohl so in Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkte, wie er reinkam. Vermutlich stand er auch schon eine Weile hinter mir und beobachtete mich. Ich wende mich zu ihm: „Nein... oder ehrlich gesagt... habe ich es noch nicht einmal versucht." Ich bin, wie mir auffällt, auch nicht annähernd müde. Legolas sieht meine Tiara an, die ich immer noch trage, und nickt. Da er seine Tiara nicht mehr trägt, nehme ich an, dass er versucht hat zu schlafen, was allerdings erfolglos blieb. Legolas stellt sich neben mich an das Fenster und sieht hinaus: „Ich spüre, dass dich noch etwas anderes bedrückt." Ich stoße, etwas lauter als normalerweise, Luft aus und fange schüchtern an zu reden: „Ja... ich weiß nicht recht. Ich habe Angst vor dem Weg nach Sternental, Angst Orks zu begegnen und dir beim Bekämpfen keine Hilfe zu sein. Angst, dass dir etwas passiert. Ich mache mir Sorgen, dass ich nicht gut genug bin, um das Kämpfen in so kurzer Zeit lernen und anschließend anwenden zu können." Jetzt wendet sich Legolas wieder zu mir um und spricht mir zumutend zu: „Ich spüre in dir ebenfalls die Energie für Mut und Kampfsicherheit. Auch dir liegt dies im Blut. Dadurch, dass du es noch nie ausprobiert hast, wirst du in den nächsten Tagen erst recht viel dieser Energie zu spüren bekommen. Hab' keine Angst, vor allem nicht um mich, ich habe schon so viele Erfahrungen sammeln können, da wird uns nichts geschehen. Es ist nicht weit, mit Pferden sind wir nur einen Tag unterwegs." Jetzt lächelt er mich aufmunternd an und sagt: „Morgen früh suchen wir zuallererst ein Pferd für dich aus, in Ordnung?" Er weiß, wie sehr ich Pferde liebe und mich über diesen Vorschlag freue. Ich erzählte es ihm heute Nachmittag. Zuhause habe ich sehr viel Zeit mit Pferden verbracht. Nach langem Überreden konnte ich meinen Vater überzeugen mich das Reiten zu lehren. Natürlich durfte ich nie raus, aber auch innerhalb Sternentals haben wir große Flächen. Ich spüre einen leichten Luftzug durch das Fenster hineinwehen und fange an zu zittern. Erst jetzt merke ich, dass ich friere. Auch Legolas sieht es mir an und legt mir sofort eine Decke über meine Schultern. Ich nehme schließlich auch meine Tiara ab und lege sie auf einen kleinen Tisch neben das Bett. „Vielleicht sollten wir nun doch noch einmal versuchen zu schlafen.", schlägt Legolas behutsam vor. Zustimmend nicke ich: „Vielen Dank. Für alles. Ich wünsche dir einen guten Schlaf." Jetzt lächelt er wieder: „Gerne, hoffentlich kannst du auch ein wenig Schlaf finden." Mit diesen Worten verlässt er mein Zimmer.

Legolas & DuWhere stories live. Discover now