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„Wirst du seiner Bitte nachgehen?", harke ich nach. Zunächst wirkt Legolas unentschlossen und finster, sich ärgernd darüber, dass ich es erneut anspreche. Dann jedoch schnell wieder freundlich und entspannter nickt er. „Ich werde zu ihm gehen sobald sich mir die Möglichkeit bietet." Ich lächle daraufhin. Auch Legolas, nun wieder bei bester Laune, lächelt zurück, und sagt: „Und jetzt befreien wir dich von deinen Schmerzen, bei dir sollte die Medizin auf jeden Fall wirken, meine Tränen haben nämlich keine solch besonderen Fähigkeiten und selber Tränen über deine Wunde tröpfeln geht schlecht wenn die Wunde über deinen Augen ist.", grinsend nimmt er etwas von der cremigen Konsistenz auf Zeige- und Mittelfinger. Etwas widerwillig, aber dann doch zulassend wende ich meinen Kopf näher in seine Richtung und lasse ihn die Medizin auftragen. Schon bei der ersten Berührung spüre ich die Verbesserung. Zuerst ziept es kurz, dann ein leichtes kribbeln, bis sich an der Stelle eine ungeheure Wärme ausbreitet, die meinen ganzen Körper durchfährt. Nach schon kurzer Zeit sind meine Kopfschmerzen verschwunden und mir geht es wieder richtig gut. Da ich mich nun wieder sehr fit fühle, sage ich: „Ruhe du dich nun vollständig aus, ich übernehme die Wache, hoffentlich geht es auch dir in ein paar Stunden besser." Legolas nickt dankend und lehnt sich gegen die Wand aus Erde und Moos. Nicht lange dauert ist, bis ich seinem gleichmäßigen Atem lauschen kann. Reglos liegt er da, die Hände auf der Brust gefaltet und die Augen selbstverständlich offen, aber hineinblicken ist nicht möglich, denn wie durch einen Schleier blockieren sie das Innere. Ich frage mich was er wohl gerade träumt. Anscheinend etwas ruhiges, denn ganz friedlich und entspannt wirken seine Muskeln. Das Feuer wird kleiner, spendet aber trotzdem noch genug Licht und Wärme, dass ich kein neues Holz hinzufügen müsste. Meine Aufmerksamkeit wendet sich nun zu Pamina und Arod. Sie liegen gegenüber von Legolas und mir in einem kleinen Abstand um das Feuer aber trotzdem aneinander geschmiegt. Ein herzerwärmender Anblick. Wer hätte gedacht, dass auch sie sich so gut verstehen würden? Mir fällt auf, dass sie sich in ihrer Beziehung zueinander kaum anders als Elben oder gar Menschen verhalten. Pamina schnaubt zufrieden und schließt dann ihre Augen. Ich lächle daraufhin, auch sie hat sich ihren Schlaf verdient. Vielleicht wacht Arod über sie, vielleicht schläft er. Sein Kopf liegt einer Position, in welcher ich seinen Zustand nicht richtig erkennen kann. Aber wäre es auch für ihn sehr wichtig sich auszuruhen. Wer weiß was uns in den nächsten Stunden erwartet, oder wo wir uns hinbegeben werden? Zeit zum ausruhen sollte genutzt werden wo sie kann. Meine Gedanken schweifen mit der Zeit immer mehr ab. Durcheinander und ungeordnet fliegen sie umher. Mal denke ich an zuhause, was mein Vater gerade macht, ob Thranduil überhaupt noch dort ist, dann wieder an das mir Bevorstehende, dann hoffe ich immer wieder, dass sobald Legolas aufwacht, es ihm besser geht. Aber immer bleibe ich an einer ganz bestimmten Sache hängen. Meinen Augen. Wieso hat sich meine Iris verfärbt und ist wirklich das der Grund dafür, dass meine Tränen Legolas heilten? Die Farbe weiß steht für Reinheit, Unschuld. Für den Anfang, das Neue, und vieles mehr. Aber alles hat irgendwie miteinander zu tun, passt das denn zu den Situationen, die mir momentan widerfahren? Vielleicht. In meinem Traum sagte die Stimme, dass sich die Farbe verändern würde und somit auch andere Wirkungen hat. Ob das stimmt und wirklich irgendwann eintritt? Ich hoffe sehr, dass ich es dann kontrollieren könnte, denn es würde sich in vielen Situationen bestimmt als sehr praktisch erweisen. Sofern es gute Fähigkeiten sind. Möglicherweise gibt es auch böses, schlechtes, und wenn ich das dann nicht steuern könnte, wer weiß was dann geschehen würde?

So viele Fragen und mal wieder keine Antworten. Ich habe gar nicht bemerkt wie das Feuer immer kleiner wurde und schlussendlich nur noch glühte. Leise raffe ich mich auf und lege vorsichtig neue Äste hinein. Schnell hatte ich das Feuer wieder in gang gebracht und setzte mich wieder auf meinen vorherigen Platz. Da rührt sich Legolas plötzlich, obwohl er eben noch friedlich ruhte. War ich etwa zu laut? Ich schaue ihm dabei zu, wie er langsam wach wird. Das gibt mir die Bestätigung, dass nicht ich schuld daran war, denn wäre ich zu laut gewesen, wäre er vermutlich hochgeschreckt und nicht seelenruhig erwacht. Dann lächelt er mich an. Ich erwidere dies und frage: „Und, wie geht es dir?" Anstatt zu antworten kommt eine Gegenfrage: „Wie viel Zeit ist vergangen?" „Kann ich dir nicht genau sagen, das Feuer ist erst eben gerade abgebrannt und ich musste neues Holz hinzufügen, also ich schätze etwa zwei Stunden. Ob das ausreicht ist mir zweifelhaft, also noch einmal die Frage, wie geht es dir?" Zur Antwort versucht sich Legolas aufzurichten. Neugierig schaue ich ihm bei dieser eigentlich selbstverständlichsten Tätigkeit zu. Und als er schlussendlich vor mir steht, fest und gerade, stabil auf beiden Beinen, kann ich es kaum glauben. Grinsend geht Legolas ein paar Schritte die Spalte auf und ab. Dann sagt er, als hätte er niemals daran gezweifelt: „Mir geht es blendend, und dir?" Lachend schüttle ich den Kopf, wie kann er nur in unserer momentanen Lage, immer noch so voll positiver Energie sein? Dann antworte ich aber wahrheitsgetreu: „Mir auch, jetzt wo ich dich hier wieder so aktiv sehe, sollen wir uns jetzt gleich auf den Weg machen?"

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt