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„Was ist mit ihnen?", frage ich verwirrt. „Deine Iris... sie ist... weiß...", versucht Legolas zu erklären. Nur noch verwirrter schaue ich ihn an. „Schau selbst.", sagt Legolas und gibt mir einen Spiegel in die Hand. Ich richte ihn auf meine Augenhöhe und verstumme erschrocken. Tatsächlich, weiß. Nicht nur weiß. Außen wird meine Iris von einem schwarzen Ring abgegrenzt und im inneren sind kleine, mal schmalere, mal breitere, schwarze Flecken und Striche zu sehen. Der Rest ist glänzend weiß und grau. Fast silbern. Meine Augen wirken nun kalt und gefährlich, haben aber etwas sehr Schönes an sich. Sie sind kristallähnlich. Nur wieso haben sie sich plötzlich so verändert? Bleibt das jetzt für immer so? Fragend sehe ich Legolas an. „Ich habe dafür keine Erklärung, nicht ansatzweise.", sagt Legolas, „Sie kamen, nachdem du hier hochgeschreckt bist, das letzte Mal als ich dich sah waren deine Augen noch normal. Von was hast du geträumt?" Daraufhin erzähle ich ihm alles. Am Ende wissen wir jedoch immer noch keine Antwort. „Vielleicht aber wissen unsere Väter mehr? Vielleicht hängt das alles miteinander zusammen? Schau, gerade jetzt geht die Sonne auf. Hoffentlich werden wir gleich beim Frühstück alles erfahren können.", spricht Legolas seine Vermutung aus. Ich nicke und schaue aus dem Fenster. Ja, die Sonne kommt gerade aus dem Horizont hervor. Dann seufze ich. „Was ist los?", fragt mich Legolas. Ich wende mich wieder zu ihm um, doch zunächst, ohne zu antworten. Ich nehme meine Tiara von dem kleinen Tisch, wo ich sie gestern ablegte, und spiele mit meinen Händen daran herum. Dann frage ich leise: „Glaubst du, dass Thomas nun schon von seiner Familie abgeholt wurde?" Legolas runzelt die Stirn. Er scheint wohl auch bis zu dem jetzigen Zeitpunkt nicht mehr an Thomas gedacht zu haben. Tat ich auch nicht, doch jetzt kam mir wieder, einfach aus dem nichts, der Gedanke daran. Dann antwortet Legolas, wohl mehr, um mich zu beruhigen und nicht aus Überzeugung: „Bestimmt." Nun wende ich meinen Blick wieder auf ihn zu und halte meine Hände still. Legolas starrt mir förmlich in die Augen. Er scheint darüber zu grübeln, was mit ihnen ist. Ich frage mich, wie mein Vater gleich darauf reagieren wird. Bei dieser Vorstellung zeige ich ein kleines, auch wenn nur sehr kleines, Lächeln. Daraufhin ziehen sich auch Legolas' Mundwinkel hoch und er reicht mir seine Hand. Meine Tiara nun nur noch mit einer Hand festhaltend greife ich mit der anderen die Hand des Prinzen. Mit einem Ruck zieht er mich hoch, so dass wir nun dicht an dicht voreinander stehen. Wieder sehen wir uns gebannt in die Augen. Irgendwie ist es seltsam, es fühlt sich an, als würde ich eine andere Person sein. Ich sehe die Spieglung meiner Augen in seinen und das macht es umso kurioser. Mir wird dabei immer unwohler und ich breche den Blickkontakt schnell ab. Hoffentlich weiß einer unserer Väter genaueres über meine Augen. Natürlich sieht dieses weiß wunderschön aus, doch hätte ich schon gerne meine alte Farbe zurück. Ich fühle mich wegen ihnen nicht mehr so wie ich selbst, auch wenn es vielleicht nur eine Sache der Gewohnheit ist.

Plötzlich schreckt mich ein Klopfen aus meinen Gedanken. In meinen Raum hinein kommt ein Bote meines Vaters. Er sagt: „Entschuldigen Sie, doch ich bringe eine Nachricht Eures Vaters. Der König erwartet Sie jetzt zum Frühstück im Saal. Sie sollen sich beeilen, weil es heute ein langer Tag werden wird, so sagte er." Ich bedanke mich und sage, dass wir uns gleich auf den Weg machen werden. Dann verschwindet der Elb auch schon so schnell wie er auch gekommen ist. Meine Neugier wächst stetig. Jetzt gleich erfahren wir das große Geheimnis, und hoffentlich alles, was dahintersteckt. Ich setze mir meine Tiara auf, die ich zuvor immer noch in der Hand hielt und dann gehen wir los. Beim Entlanggehen des Ganges huscht Legolas noch einmal kurz in seinen Raum mit den Worten: „Ich vergaß etwas." Verwundert schaue ich ihm nach. Was sollte er denn vergessen haben? Auch als er wiederkommt, fällt es mir nicht sofort auf, denn er trägt nichts in den Händen. Dann blicke ich hinauf und sehe seine Tiara auf seiner Stirn funkeln. Natürlich, denke ich, auch er sollte seine tragen wenn wir unseren Vätern gegenüberstehen. Nach kurzem Mustern gehen wir aber auch schon weiter. Es ist nicht weit bis zum Saal, doch kommt es mir mal wieder wie eine Ewigkeit vor, so geplagt bin ich vor Neugierde.

Endlich kommen wir an, unsere Väter sitzen bereits und warteten auf uns, aßen aber selbstverständlich noch nichts. „Guten Morgen, setzt euch, wir haben eine Menge zu besprechen. Doch zuvor stärkt euch erst etwas und isst.", spricht mein Vater die ersten Worte. Schweigend setzen wir uns an die lange Tafel. Da mein Vater und Thranduil nebeneinandersitzen, nehme ich den Platz gegenüber meinem Vater ein und Legolas den neben mir. Somit sitzt auch er seinem Vater gegenüber und es ist die perfekte Lage, um ein Gespräch zu führen. Doch zuerst befolgen wir den Befehl meines Vaters und tun uns, immer noch schweigend, etwas auf unsere Teller auf. Zum Essen jedoch sind wir viel zu neugierig und wohl auch angespannt, denn Hunger habe ich momentan überhaupt keinen.

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt