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Vielleicht bin ich tatsächlich müder als ich gedacht habe. Heute war ein erlebnisreicher Tag, da ist es gut, wenn ich im Schlaf zur Ruhe finde. Ich brauche die Kraft für morgen. Mit einem letzten Gedanken an Legolas falle ich in einen leichten, traumlosen Schlaf.

Ich spüre, dank meiner elbischen Fähigkeiten, die meine Sinne um einiges verschärfen, noch während meines leichten Schlafs, dass jemand die Tür öffnet und sich mir nähert. Blitzschnell öffne ich meine Augen und gleite vom Bett. „Habe ich es doch gewusst, deine Reaktionsschnelligkeit und deine Sinne sind perfekt ausgeprägt. Das Kämpfen wird für dich bestimmt keine große Schwierigkeit sein." Erst jetzt merke ich, dass es Legolas ist. „Du hast mich erschrocken!", sage ich immer noch etwas verwirrt und entsetzt aber mit einem spaßigen Unterton. Lachend erwähnt er: „Ich wollte dich nur abholen kommen. Mein Vater wird jeden Moment aufbrechen und vorher wollte er uns beide noch einmal sprechen." Legolas nimmt meine Tiara von dem Tisch, worauf ich sie gestern gelegt habe, setzt sie mir auf und zieht mich dann mit, raus aus dem Raum.

Angekommen vor einem großen Toren treffen wir auf Thranduil. Er sitzt auf einem großen, braunen Elch, der ein sehr großes, prachtvolles Geweih trägt. „Ich möchte, dass ihr übermorgen, genau um diese Uhrzeit, hinterher reitet. Dann solltet ihr am Abend eintreffen. Seht zu, dass ihr auf diesem Weg bleibt und nicht davon abkommt.", dabei deutet der König hinter sich. Jetzt wendet er seinen Blick scharf zu Legolas: „Du, mein Sohn, hast die Verantwortung, dass euch beiden nichts passiert. Hier draußen sind überall Kreaturen, die euch angreifen werden. Ich weiß, dass du das weißt, aber..." Jetzt spricht er leiser, in Sindarin zu Legolas. Wenn ich es richtig verstanden habe, sagte er, dass Legolas auf mich aufpassen soll. Legolas' Blick zu deuten, ist das für ihn selbstverständlich. Daraufhin lächelt Thranduil dezent, verabschiedet sich und reitet den eben gedeuteten Weg entlang. Wir schauen ihm so lange nach, bis er nicht mehr zu sehen ist, dann frage ich: „Denkst du, unsere Väter sind miteinander befreundet?" „Das kann schon sein, aber wieso sollten sie uns dann voneinander fernhalten wollen?" Er dreht sich zu mir um: „Wann und warum haben sie diese Abmachung getroffen? Ich meine, wenn sie wirklich miteinander befreundet wären, dann hätten wir sie doch schon einmal zusammen sehen müssen." Nachdenklich und zweifelnd führe ich seinen Satz weiter: „Außer, sie hätten es vor unserer Geburt vereinbart. Oder sie sind zerstritten." „Nun ja, wir werden es übermorgen erfahren." Jetzt nimmt sein Gesicht wieder ein Lächeln an: „Komm, jetzt zeige ich dir unsere Pferde."

Ich hätte niemals gedacht, dass hier, im Düsterwald, wo weit und breit Bäume stehen, eine so schöne, große Wiese für die Pferde existiert. Ich mache halt und beobachte die Pferde, wie sie in Gruppen stehen, als würden sie miteinander sprechen, galoppieren, als würden sie einander messen wollen, wer der Schnellste ist, oder trinkend an einer kleinen Quelle. Legolas und ich stehen abseits, sodass wir die Pferde nicht stören. Bis jetzt hat uns auch noch keines wahrgenommen. Außer... erst jetzt fällt mir ein Pferd auf, dass abseits der Herde steht. Neugierig schaut es uns an. Als ich langsam meine Hand ausstrecke, blende ich alles andere aus. Meine Geste soll zeigen, dass es keine Angst vor mir haben braucht, dass ich es gerne genauer betrachten und vielleicht auch kennenlernen möchte. Es ist, als würde es meine Gedanken lesen können. Auch wenn die Stute erst etwas zögert, kommt sie dann immer schneller und sicherer auf mich zu. Erst, als sie so nahe ist, dass sie meine Hand beschnuppern kann, nehme ich Legolas wieder wahr. Verblüfft und erstaunt sieht er mich und das Pferd an: „Pamina, eine eher schüchterne und zurückhaltende Stute. Zu niemandem sonst ist sie je so offen und mutig gewesen, erst recht nicht bei Fremden." „Pamina ist also dein Name", sage ich lächelnd zu ihr, „ein sehr schöner Name." Sie schnaubt, als würde sie mir damit zustimmen können. Jetzt betrachte ich sie genauer und streichle sie vorsichtig, da ich nicht möchte, dass sie Angst bekommt und sich womöglich wieder entfernt. Pamina hat schwarzweißes Fell. Ihr Kopf und Hals sind schwarz, wobei der Bauch und alle vier Beine weiß, sind. Am Bauch sind ebenfalls kleine schwarze Punkte zu sehen. Dieses Farbmuster spiegelt sich auch in Schweif und Mähne wider. Auf dem Kopf hat sie einen Stern (kleiner weißer Fleck auf der Stirn) und ihre Augen sind dunkelbraun bis schwarz. „Wie es aussieht, hast du dein Pferd gefunden, oder?", fragt mich Legolas grinsend. Strahlend stimme ich ihm zu. „Wollen wir nun zurückgehen, dir passenden Bogen und Dolche suchen und dann anfangen?", schlägt er vor. „Danach können wir wieder hierherkommen und wenn du Lust hast, ein wenig reiten." „Ja, sehr gerne.", antworte ich lächelnd und voller Begeisterung. Als wir losgehen wollen, sieht Pamina mich an und kommt hinterher, als würde sie sich wundern, dass wir schon gehen. Ich wende mich noch ein letztes Mal zu ihr um und sage ihr, dass wir später wiederkommen werden. Zu meiner Verwunderung scheint sie das verstanden zu haben, denn sie dreht sich um und galoppiert freudig zu den anderen Pferden zurück.

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt