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Legolas dreht sich zu der Seite, aus der der Pfeil kam, also zu Tauriel und mir, um und kommt daraufhin schnell zu uns gelaufen. Er befielt Tauriel ein Stück zur Seite zu gehen und konzentriert sich dann auf mein Schutzschild. So wie das letzte Mal legt er seine Hand darauf und nicht eine Sekunde später und die welligen, zuckenden Linien sind wieder zu sehen. Kurz darauf löst sich alles und ich bin befreit und erleichtert, dass es auch dieses Mal wieder funktioniert hat. „Geht es euch gut? Wurdet ihr verletzt?", fragt Legolas ohne weiter auf das Schutzschild einzugehen. Tauriel, immer noch ganz verwundert und erstaunt nickt langsam und fügt dann hinzu: „Ja, alles prima, aber das, das kann doch nicht normal sein." Ich antworte: „Mir geht es auch gut. Nein Tauriel, normal ist das sicher nicht, aber mittlerweile glaube ich, dass es gar nicht so schlecht ist. Egal was noch kommt, irgendwas hat es zu bedeuten und ich bin mir fast sicher zu sagen, dass dies der Schlüssel zu unserem Ziel ist." Legoals nickt eifrig: „Das nehme ich auch ganz stark an, aber kommt, wir sollten weiter reiten. Hoffentlich schaffen wir es noch rechtzeitig." Bei dem letzten Satz kann ich den Zweifel in seinem Blick sehen. Er versucht es sich nicht anmerken zu lassen, aber es scheint ihn sehr zu bedrücken, dass sein zu Hause in vermutlich größter Not ist. Verständlich, es ist als Prinz ebenfalls seine Aufgabe, sein Vaters Reich zu beschützen.

Nachdem wir Pamina und Arod, welche sich versteckt und im Hintergrund gehalten haben, zu uns riefen, ging der Ritt weiter, als wären wir nie von irgendetwas aufgehalten worden. Ohne eine weitere Störung, trotz ein paar Pausen, schafften wir den langen Weg bis zum Palast des Düsterwaldes.

Legolas ist der Erste der absteigt und sich forschend umsieht. Er verengt die Augen zu schlitzen und fragt dann misstrauisch, eher sich selbst als einen von uns: „Wieso stehen keine Wachen hier am Tor?" Ich fahre bei dem Klang seiner Stimme zusammen. Tauriel steigt nun ebenfalls ab und tritt zu Legolas. Sie legt Legolas beruhigend ihre Hand auf seine Schulter und sagt, versuchend sich selbst zu beherrschen: „Gehen wir hinein." Anstatt auf Tauriel zu reagieren wendet er sich von ihr ab und sieht mich an. Ich war ebenfalls abgestiegen und erschaudere nun, als ich in sein Gesicht sehe. Keine Wärme oder Freundlichkeit, nein, ganz im Gegenteil, ich sehe gefühllose Kälte. Anders als ich es eigentlich erwartet hätte. Ich vermutete Panik, Unsicherheit oder hilfesuchende Blicke. Aber nein, sein Ausdruck passt exakt zu dem Klang seiner Stimme. Er scheint seine Gefühle zu verbergen, wie wir Elben es gerne tun, wobei es mir nie richtig gelang. Es ist eine Schwäche Gefühle zu zeigen, das habe ich gelernt weil es mir immer wieder gesagt wurde. Verstanden habe ich es trotzdem nicht. „Wohin ist die Gestalt gegangen? Hast du noch irgendwas weiteres sehen können?", fragt er mich nun eindringlich. Eingeschüchtert antworte ich: „Nein.. ich..ich sah sie nur auf das Tor zugehen.." Einsehend, dass es nichts bringt mich weiter zu befragen wendet er sich wieder Tauriel zu. „Gut, wir werden nun eintreten, bleibt dicht zusammen, wir dürfen uns nicht aus den Augen verlieren. Wir gehen zuerst zu dem Thronsaal, möglicherweise ist mein Vater zurückgekehrt, wir werden es sehen auch wenn ich hoffe, dass er immer noch in Sternental auf uns wartet. Denn eigentlich sollte uns unserer Weg nicht hierher führen.", weist Legolas in scharfem Ton an und öffnet dann das Tor. Tauriel und ich wechseln einen kurzen Blick und laufen dann beide hinter Legolas her.

Zuerst scheint für mich alles gleich, so, wie ich es auch von meinem ersten Aufenthalt in Erinnerung habe. Jedoch ist es verdächtig still. Bisher sahen wir niemandem und verspürten auch kein Anzeichen, dass sich irgendjemand in der Nähe aufhält. Legolas marschiert sicheren Fußes zu dem Thronsaal. Ich versuche ihm schrittzuhalten, was nicht gerade einfach ist, so schnell und sicher geht er seinen Weg. Ein wenig erkenne ich wieder, aber die vielen Gänge ähneln sich sehr, weshalb ich mich auch täuschen könnte. Alleine würde ich mich hier sicher verlaufen.

Angekommen vor der unübersehbar, großen Tür bleibt Legolas das erste Mal wieder stehen. Er murmelt: „Auch hier keine Wachen.", dann werdet er sich zu uns und spricht lauter: „Wir werden gemeinsam eintreten, wir wissen nicht ob oder was und darin erwartet, also macht euch zu einem möglichen Kampf bereit." Tauriel und ich nicken lediglich und spannen dann den ersten Pfeil in unseren Bogen ein. Schussbereit und ein wenig nervös springen wir alle drei gleichzeitig in den großen Raum.

Aufmerksam und auf der Hut sehen wir uns um. Überall könnte etwas lauern, was im Moment noch unscheinbar zu sein scheint. Thranduil ist jedenfalls nicht hier, das wird auf den ersten Blick deutlich. Aber auch nach längerem Umsehen finden wir nichts auffälliges. „Alles wie immer.", flüstert Tauriel vorsichtig. Legolas nickt daraufhin nachdenklich. Dann antwortet er: „Aber hier muss doch irgendwas vorgefallen sein, wieso sonst ist es so still und nirgends ist ein Gesicht zu sehen?"

Während Legolas und Tauriel überlegen welchen Teil des Palastes wir als nächstes aufsuchen sollten, wird meine Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes gelenkt. Denn rechts neben dem Thron sehe ich ein schimmern. Es könnte auch Einbildung sein, denn es ist nur ganz schwach. Trotzdem sagt mir irgendetwas, dass dieses gräulich-grüne Schimmern nichts gutes zu bedeuten hat. Gerade als ich Legolas und Tauriel darauf ansprechen will ertönt ein Knall, dann ein ekelerregendes Zischen und schließlich gehen alle Fackeln auf einmal aus, sodass wir nun komplett im Dunkeln stehen.

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt