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Legolas zieht eine Augenbraue hoch, was wohl so viel ausdrücken soll wie 'Habe ich es doch gesagt' oder 'Na siehst du?'. Ich muss lachen, anscheinend hatte er wirklich recht. Also antworte ich nur: „Gut, schauen wir es uns genauer an." Während Legolas acht gibt, dass uns keine neuen Orks überraschen, gleite ich den Baum hinab und suche nach dem glänzenden Gegenstand, welcher unsere Aufmerksamkeit erregte. Es ist nicht leicht ihn fündig zu machen, er scheint sehr klein zu sein. Verschlungen unter dem Blut der Orks, den Orks an sich und den vielen Steinen, Blättern und Stöcken der Bäume, könnte er fast unsichtbar sein. Dann, auf einmal, scheint die Sonne wie berufen, nur ein klein wenig von den Blättern der Baumkronen bedeckt, auf uns hinab. Wie durch Magie schimmert nun die eine Stelle. Gerade zu blendend fällt es in meinen Blick. Ich hebe es auf, befreie es vom Schmutz der Erde und des Blutes dessen wer ihn verborgen hielt. Zum Vorschein kommt ein wunderschöner, glänzender, sehr kleiner Edelstein, in Form eines Diamanten. In diesem Moment erstrahlt er in hellblauer Farbe. Nun wird auch Legolas aufmerksam: „Welch prachtvolles Juwel. Mein Vater liebt solch Steine. Ich denke, wir können zurückkehren." Ich umschließe unseren Fund behutsam mit meiner Hand. Er scheint sehr wertvoll zu sein. Vielleicht ermöglicht er uns, unsere Väter davon zu überzeugen, dass Legolas und ich zusammen unserer Bestimmung nachgehen können. Nun habe ich nur noch eine Hand zum kämpfen, falls wir noch einmal angegriffen werden sollten. Somit fällt das Bogenschießen weg. Auch kann ich nun nur noch mit der linken Hand einen Dolch verwenden. Natürlich könnte ich den Edelstein auch in eine kleine Tasche in meinem Umhang verstauen, doch ist mir dabei das Risiko zu hoch, dass er hinaus fallen könnte. Schnell und lautlos gehen wir zurück zu unseren Vätern. Zu unserem Glück wurden wir kein weiteres mal angegriffen. Thranduil und mein Vater warten schon auf uns. Ich frage mich, wie sie uns die ganze Zeit beobachten konnten, während wir doch mitten irgendwo im inneren Gebiet waren. Wieder springen wir elegant über den Zaun und verstauen unsere Waffen sorgfältig. Er jetzt öffne ich wieder meine rechte Hand. Sobald der Stein sichtbar wird glänzt er vom Sonnenlicht bestrahlt in seiner hellblauen Farbe. Sofort nimmt ihn mir Thranduil, beinahe besessen, ab. „Wie seid ihr an ihn gekommen?", zischt er. Also haben sie uns doch nicht komplett verfolgen können, sonst hätte Thranduil ja gewusst wie wir an den Edelstein gekommen sind. Da ich nicht antworte übernimmt dies Legolas: „Wir erschossen, wohl bemerkt beide gleichzeitig, einen Ork. Er saß über uns im Baum, seltsame Biester, noch nie zuvor sah ich Derartige. Können klettern, springen sich verstecken. Sind viel kleiner als die bekannten Orks. Jedenfalls trug dieser dieses Juwel mit sich. Warum ist uns schleierhaft, vielleicht hat er ihn gestohlen?" „Nein, ich gab es ihm.", antwortet mein Vater, der sich bisher zurückgehalten hatte. „Du tatest was?", entgegnet Thranduil empört. „Ja, ich gab diesem kleinen Ork genau diesen Stein welchen du dort in deinen Händen trägst. Ich dachte, dass wenn unsere Beiden hier aufmerksam genug sind, ihn uns zurückzubringen und selber unbeschadet zu sein, sei dies schon ein großer Beweis dafür, dass sie zusammen losziehen können.", erklärt mein Vater. Darauf murmelt Thranduil etwas unverständliches. Mein Vater fährt fort: „Es hätte sehr gefährlich werden können, wenn die Beiden nur ein einziges Mal nicht aufgepasst hätten. Die Orks waren geschwächt, ja, aber dafür umso hinterlistiger. So wie dein Sohn schon erwähnte sind diese kleinen Orks anders als die anderen. Sehr viel gefährlicher und hinterlistiger. Doch wie wir sehen können geht es euch gut. Ihr seid nirgends verletzt, oder?" Ich schüttle den Kopf und Legolas tut es mir gleich. „Na also, wenn dies nicht Beweis genug ist, wie gut sie zusammen auskommen!" Ich lächle meinen Vater dankend an und schweife mit meinem Blick dann zu Thranduil. Dieser scheint nicht auf das Gesagte reagieren zu wollen, sondern dreht und wendet den Edelstein nur immer wieder in seinen Händen. Ich glaube er ist immer noch nicht damit einverstanden. Nur wieso nicht? Warum will er uns getrennt haben? Auch Legolas sieht es ihm an und fragt vorsichtig: „Vater, erkläre es uns. Wir verstehen nicht." Sein Vater antwortet nicht, doch wendet er seinen Blick kurz von dem Juwel zu uns. Da wo sich sein und mein Blick treffen kann ich ein wenig Unsicherheit erkennen. Unsicherheit ganz fern, versteckt hinter großem Stolz. Lange halten sich unsere Blicke, fast schon als könnte es unangenehm werden. Und dann kommt plötzlich wieder sein Lächeln, das falsche Lächeln, das, welches ich nicht deuten kann. Da beende ich den Blickkontakt und gehe wieder dichter an Legolas heran. Dieser versucht wieder eine Erklärung zu erlangen. Doch statt zu erklären unterbricht Thranduil seinen Sohn: „Schweig! Ich verlange erneut ein Gespräch mit dem König Sternentals, unter vier Augen." Thranduil stolziert fort, zurück zum Palast. Legolas seufzt. Mein Vater nickt und sagt noch kurz bevor er hinterher geht: „Lasst in der Zeit eure Waffen und Kleidung säubern, eure Köcher mit Pfeilen auffüllen und dann treffen wir uns wieder im Saal." Wir nicken zur Einverständnis. Als unsere Väter außer Sichtweite sind kommt mir Legolas näher. Ich höre und spüre seinen schweren Atem. Ich fühle wie unglücklich er ist, er zweifelt, genau wie ich. „Mein Vater wird deinen nicht überzeugen können.", flüstere ich mit meinen Gefühlen überfordert. Legolas scheint dies nicht akzeptieren zu wollen und versucht stärkend zu sagen: „Wir werden schon einen Weg finden!"

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt