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„Also ja, ihr werdet in verschiedene Richtungen aufbrechen.", beantwortet mein Vater. „Sonst noch irgendetwas?", fragt Thranduil. Legolas und ich schütteln den Kopf. „Gut, dann essen wir noch zu ende und gehen dann hinaus.", so mein Vater. Still esse ich die letzten Dinge welche auf meinem Teller liegen auf. Wie soll ich nur das finden nachdem wir suchen? Natürlich ist klar, dass wir alle Orks aufspüren und töten müssen, aber wie können wir es schaffen den Schatten zu vertreiben? Wird er sich einfach auflösen nachdem alle Orks tot sind? Das glaube ich nicht, das wäre doch zu einfach. Irgendwas muss da noch sein. Umso leerer mein Teller wird desto aufgeregter werde ich. Denn gleich wird es losgehen. Schon gleich werde ich komplett auf mich allein gestellt sein. Unauffällig streiche ich mit meiner Hand über die Stelle meines Umhanges unter die ich den Edelstein angebracht habe. Erstaunlicher Weise hat es wirklich eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich denke zurück an das letzte und erste Mal als ich ganz alleine war. Es ging nicht gut aus. Ich wäre tot, hätte Legolas mich nicht gerettet. Von meiner damaligen Verletzung ist schon lange überhaupt nichts mehr zu spüren. Es heilte zum Glück sehr schnell. Damals allerdings hatte ich keine Waffen, ich hatte nicht Pamina und ich hatte überhaupt keine Ahnung von dem was außerhalb von Sternental ist. Heute ist es anders. Ich habe mich verändert. Vielleicht habe ich eine Chance. Vielleicht sind meine Augen ja zu irgendwas fähig. Sie haben doch gewiss nicht umsonst einfach diese Farbe angenommen. Diese Tatsachen machen mir ein bisschen Mut.

Sobald ich den letzten bissen hinunter schlucke stehen wir auch schon auf. Ein wenig ängstlich, jetzt aber sehr viel entschlossener als zuvor gehe ich hinter meinem Vater her. Draußen stehen Aord und Pamina schon Aufbruch bereit in Position. Als wir ihnen entgegen kommen stößt Pamina ein kleines, zu mir gerichtetes, Wiehern aus. Ich streiche ihr einmal über ihre Stirn und sage dann in Gedanken zu ihr: „Ich bin ja gar nicht so alleine, ich habe ja dich! Wir werden das zusammen meistern meine Schöne." Sie schnaubt daraufhin, vielleicht hat sie mich verstehen können. „Bevor ihr los reitet möchten wir euch noch das hier geben.", sagt mein Vater und daraufhin kommt ein Elb herbei. Er trägt zwei Dinge aus Stoff in seinen Händen. Mein Vater nimmt eines davon und zeigt es uns: „Diese Umhänge haben wir für euch anfertigen lassen. Sie sollen euch in kalten Nächten warm halten aber auch an warmen Tagen nicht stören. Tragt ihr diese so werdet ihr fast unsichtbar, so gut ist die Farbe dem Wald gleich. Auch eine Kapuze ist hier angebracht." Mein Vater stellt sich hinter mich und nimmt mir meine Waffen ab, dann streift er mir den Umhang um. Er ist sehr weich und bequem. Angenehm zu tragen. Auch Legoals bekommt seinen um und wir bedanken uns dafür. Bevor ich wieder meine Waffen aufsetze zähle ich noch schnell meine Pfeile. Sie sind vollständig, ja, doch werden sie ausreichen? Wenn viele Orks auf einmal kommen gewiss nicht. Ob ich da dann die Zeit haben werde sie wieder aufzusammeln? Notfalls kann ich immer noch ausschließlich mit meinen Dolchen kämpfen. „Wir werden euch bis zum Waldrand begleiten, ab dort werdet ihr dann jeweils alleine los reiten.", spricht Thranduil an.

Und los geht es auch schon. Zu Fuß gehen wir vier und die Pferde nebeneinander her. Brav bleiben Arod und Pamina strickt in unserm Tempo und weichen nicht von unserer Seite. Ich weiß, dass es nicht weit ist bis zum Rande des Waldes, doch gehen wir einen ganz anderen Weg als den, von dem Legolas und ich gekommen sind. Wenn ich so darüber nachdenke ist dies eigentlich auch verständlich, schließlich war das der Weg der zu Thranduils Hallen führt, und genau dort wollen wir nicht hin. Denn Thranduil sagte dort würde es bewacht werden, es würde nichts bringen sich erneut dorthin zu begeben.

Nach diesem kleinen Marsch ist der Wald auch schon in Sichtweite. Als wir kurz davor stehenbleiben sagt mein Vater: „Dies brauchst du nun nicht mehr, es würde dich nur behindern." Und nimmt mir meine Tiara ab. Auch Thranduil nimmt die von Legolas ab. Ich vernehme ein flüstern von ihm, doch verstehen kann ich es nicht. Legolas wirkt danach nur viel entspannter. Vielleicht haben sie sich vertragen. Ich weiß wie sehr der Streit auf Legolas lastete. Auch Thranduil scheint wieder glücklicher zu sein. Wäre auch schrecklich, wenn sie sich im Streit voneinander trennen würden, denn es ist nicht gewiss wie lange wir fort bleiben werden. Wieder herrscht die Stille. Wir alle wissen dass es jetzt losgehen muss, doch wagt niemand den ersten Schritt zu machen. Ich sehe Legolas an. Er erwidert meinen Blick. Gleichzeitig gehen wir aufeinander zu. Eine letzte Umarmung bevor wir gehen. Mir ist es egal was nun unsere Väter denken, sollen sie es nachvollziehen können oder nicht. Hauptsache sie lassen uns für diese paar Sekunden in Ruhe. „Guren *níniatha n'i lû n'i a-govenitham.", höre ich Legolas sehr leise flüstern, sodass nur ich es hören kann. Jetzt steigen mir Tränen in die Augen. Mein Herz wird weinen, bis ich dich wiedersehe. Das hat er gesagt, gewiss auf unserer Sprache, das Elbisch, welches wir sprechen. Bedeutende Dinge sprechen wir gerne damit. Ich antworte: „Cuio vae. Govado gin galu." Was soviel bedeutet wie: „Lebe wohl. Möge Glück dich begleiten."

Legolas & DuWhere stories live. Discover now