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„Ich bin sprachlos. Alles ist wunderschön! Diese Aussicht, diese Farbgebung und diese Bettdecke. Einfach fabelhaft. Ich bekomme das Gefühl den Sternen so nahe zu sein. Ich spüre ihr Licht ganz deutlich!", schwärmt Legolas. „Das war und ist unser Bestreben. Wir lieben die Sterne und ihr Licht und können uns nicht vorstellen, ohne sie zu leben.", erkläre ich. Alle Elben, egal welcher Herkunft sind den Sternen angetan, doch wir Elben von Sternental ganz besonders. „Ich wünschte ich könne noch mehr sehen, doch besser gehe ich nun. Ich wünsche dir eine erholsame Nacht.", verabschiedet er sich. Ich sage noch: „Danke, ich dir auch. Ich hoffe du fühlst dich hier bei uns wohl." „Darum mache dir keine Sorgen, es ist so sehr schön hier, da fühlte ich mich schon von Anfang an geborgen.", sagt Legolas noch grinsend und wendet sich dann zum Ausgang. Lächelnd schaue ich ihm hinterher. Als er gerade hinausgehen will, kommt plötzlich mein Vater in den Raum hinein. Legolas stößt ihn versehentlich an, verneigt sich kurz und entschuldigt sich. Dann verschwindet er auch schon ganz schnell den Gang hinauf zu seinem Raum. Diese Situation muss für ihn sehr unangenehm gewesen sein, schließlich sollten wir sofort auf unsere Räume gehen und dann rempelt er auch noch meinen Vater an. Ich muss nur noch umso mehr lachen, auch wenn es ein wenig gemein ist. Auch mein Vater kommt lächelnd auf mich zu und meint: „Na was wollte der denn hier?" Ich antworte wahrheitsgemäß: „Er wollte meinen Raum anschauen, er ist so interessiert an unserer Umgebung. Und da auch er mir seine im Düsterwald zeigte, kann ich ihm diesen Wunsch um keinen Preis abschlagen." „Mir scheint es, als würdet ihr euch sehr gut verstehen, sehr gern haben, wenn vielleicht nicht sogar mehr.", vermutet mein Vater. Überrumpelt von dieser Behauptung schweige ich zunächst einmal. Dann setze ich an: „Vater... du musst wissen... er rettete mich, mein Leben..." „Ich weiß, mein Kind.", unterbrach er mich und setzt sich auf mein Bett, dann weist er mich an, dass auch ich mich setze. Als ich dies tue, fährt er fort: „Sein Vater, König Thranduil, berichtete mir davon." Neugierig blicke ich zu ihm auf, vielleicht erfahre ich schon jetzt mehr. Doch vergebens, denn mein Vater sagt: „Nun solltest du dich aber schleunigst ausruhen, ich wollte dich nur noch einmal persönlich begrüßen und dir sagen, wie froh ich bin dich wieder wohlauf hier bei mir zu haben." Dann streicht er mir noch einmal durchs Haar, so wie er es früher immer tat, steht auf und geht zum Ausgang. Ich lächle und wünsche ihm eine gute Nacht. Schnell lege ich mich danach hin und beobachte die am Himmel stehenden Sterne. Ebenso schnell ziehen sie mich in meine Träume.

Ich laufe. Warum? Irgendwas verfolgt mich! Ich erkenne den Düsterwald wieder. Ich erkenne die Umgebung zwar nur Teils, aber wieder ist hier diese grässliche, grün-graue Trist, der Nebel. Ich könnte noch laufen, doch will ich wissen was mich verfolgt. Ich nehme mir, bereit zum möglichen Kampf, meinen Bogen bereit. Erschrocken stelle ich fest, dass ich nur noch einen Pfeil in meinem Köcher habe. Wo sind nur die anderen verblieben? Ich habe nur diesen einen Versuch, und der muss perfekt treffen. Konzentriert und fokussiert lege ich den Pfeil ein und ziehe die Sehne des Bogens zurück, dicht an mich heran. Ich berühre die Sehne zusammen mit meinem Mittel- und Zeigefinger an meinen rechten Mundwinkel. Ich bin bereit. Ich kann das schaffen! Kurz danach kommt es auf mich zu. Ohne zu zögern, schieße ich, gezielt, direkt auf das Herz. Doch schon bei dem Abschießen des Pfeiles weiß ich, dass es nichts bringen wird und keinerlei Schaden anrichten wird. Mein Verfolger ist eine Nebelgestalt. Ein Wesen aus dieser ekelhaften, dunklen, grün-grauen Dämpfe. Es hat Ähnlichkeiten mit einem Balrog, eben nur statt dem Feuer dieser Nebel. Ein Dämon des Schreckens oder in diesem Fall des Schattens. Wie ich es schon wusste, fliegt der Pfeil zu meiner Bestätigung einfach durch diese Gestalt hindurch. Zu spät, um weiter wegzulaufen. Wieso auch? Es würde mich sowieso einholen. Es ist um einiges größer als ich. Und schneller denn je. Ich hatte sicher nur durch irgendeinen Zufall einen gewissen Vorsprung... und diesen habe ich nicht genutzt. Ich bin verloren. Es kommt immer näher auf mich zu, bis es mich schließlich ganz umschlingt. Ich werde noch mehr von diesem Schleicher umhüllt, so, dass ich die Hand vor Augen nicht mehr sehen kann. Auf meiner Haut breitet sich ein schreckliches Stechen und Brennen aus. Ich schreie. Aus Schmerz, aus Angst, als Hilferuf? Unwichtig, doch mein Schreien dringt durch.

Ich schrecke hoch. Mein Mund durch den Schrei immer noch geöffnet. Ich höre Schritte, wieder nähert sich mir etwas. Ich möchte weg von hier, ich fühle mich eingeschlossen, ich habe Angst! Die Tür wird aufgerissen und ein besorgter Legolas kommt hineingelaufen. Von schrecklicher Angst geplagt weiche ich vor ihm zurück als er versucht mich zu beruhigen. Träume ich noch immer? Was will er von mir? Ich kann zu diesem Zeitpunkt Traum und Realität noch nicht klar unterscheiden. Immer noch spüre ich dieses stechende Brennen nachklingen, bis es schließlich in meinen Augen verschwindet. Kurz schüttle ich meinen Kopf und auf einmal geht es mir wieder gut. Alles normal, als wäre nichts vorgefallen. Dann sehe ich in Legolas' erschrockenes Gesicht. Nicht so wie eben, wie ihm der Schock durch meinen Schrei im Gesicht stand. Nein, nun sieht er noch viel bleicher aus und stammelt: „Deine... deine Augen..." 

Legolas & DuWhere stories live. Discover now