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Verwirrt sehe ich mich um. Und auch Pamina wird deutlich spürbar von Sekunde zu Sekunde aufgeregter. Bevor ich richtig realisieren konnte was gerade geschieht, springt das Pferd, dessen Wiehern uns erreichte, hervor. Noch verwirrter starre ich es nun an. Was tut ein Pferd hier ganz alleine? Einfach auftauchend. Ohne Reiter. Und dann noch so aufbrausend, aufgeregt. Dann fällt mir das weiße Fell auf, welches nur ganz leicht unter der Schicht aus Matsch und Blut zu erkennen ist. Auch der Kopfschutz kommt mir bekannt vor. Im selben Moment kommt mir der Gedanke. Arod. Ich bin fassungslos. Wenn Arod hier ist. Alleine. Wo ist dann Legolas? Warum ist er nicht bei ihm? Mit einem Mal dreht sich mir der Magen um, bei dem Gedanken, dass Legolas etwas passiert sein muss. Warum sonst kommt uns Arod so aufgebracht und schnell entgegen. Ich darf keine Zeit verlieren. „Zeig uns den Weg zu ihm, schnell!", bringe ich mit zitternder Stimme hervor. Arod reagiert sofort, als hätte er nur darauf gewartet. Was er vermutlich auch hat. Pamina muss ihn schon aus weiter ferne gewittert haben. So schnell wie Arod gekommen war, kehrte er auch wieder um. Pamina, und somit auch ich, ihm dicht hinterher. Eine Anspannung wie noch nie herrscht in meinem Körper. Mir nicht ausmalen wollend, was geschehen sein muss. Mir ist es gerade so gleichgültig, ob jegliche Orks uns hören könnten, ich wünsche mir einfach nichts sehnlicher als, dass wir noch rechtzeitig ankommen.

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war, jedoch steigt meine Nervosität, mein Zweifel und meine Angst jede Sekunde mehr an. Sie übersteigen sogar meine Kopfschmerzen. Ich habe nur noch den einen Gedanken: „Bitte lass uns nicht zu spät kommen."

Und endlich, ich merke wie Arod langsamer wird und wie er dann durch ein Gebüsch huscht. Pamina, nicht langsamer werdend, hinterher. Eine Lichtung offenbart sich uns. Schnell überfliege ich sie mit meinem Blick und sehe die ganzen Leichen der Orks herumliegen. Dann bleibt mein Blick an einem Baumstamm hängen. Da liegt er, Legolas, fast Bewusstlos, angelehnt, noch mit einem Dolch in der Hand, vermutlich, um sich falls nötig weiterhin zu verteidigen, was sowieso nicht funktioniert hätte, so schwach, wie er scheint. Es bricht mir das Herz ihn so zu sehen. Wie konnte das nur passiert sein? So schnell wie noch nie springe ich von Pamina und laufe auf ihn zu. Er muss zuvor noch gekämpft haben, wie sonst soll ich mir diese herumliegenden Orks hier erklären? Legolas scheint meine Anwesenheit noch irgendwie bemerkt zu haben, denn er wirkt augenblicklich entspannter. Dann verliert er letztendlich doch das komplette Bewusstsein, denn seine Hand lässt den Dolch fallen und sinkt hinab. Ich stürme auf ihn zu und erkenne mit schrecken die Wunde rechts, kurz über seiner Hüfte. Er hat sie freigelegt, sodass kein Stoff mehr an dieser Stelle vorhanden ist, womöglich hat er den Teil seines Oberteils einfach abgeschnitten, wahrscheinlich hat er versucht die Wunde zu versorgen und ist dabei kläglich gescheitert. Genau in diesem Moment höre ich wie hinter mir Orks zum Vorschein kommen. Ich muss diese zuerst bekämpfen. Nicht, dass sie Legolas mitnehmen oder ihn um noch einmal sicher zu gehen, eines ihrer Schwerter durch sein Herz rammen. Es besteht noch Hoffnung, wenn auch nur winzig kleine, dass er Überlebt. Und diese will ich mir nicht von ein paar herum jagenden Orks nehmen lassen. Somit stelle ich mich schützend vor Legolas, zücke meinen Bogen und schieße sie gekonnten ab. Nicht einer von ihnen kann meinen Pfeilen entweichen. Alle sinken sie leblos zu Boden noch bevor sie auch nur annähend in der Reichweite von mir und Legolas kommen. Zu meiner Erleichterung waren es nicht sehr viele und ich habe alle in kurzer Zeit getötet. Hoffentlich kommen keine Neuen mehr nach. Sofort stürze ich mich wieder auf Legolas. Immer mehr Farbe weicht aus seinem Gesicht und ich weiß immer noch nicht was ich tun soll. Wir sind hier mitten im Düsterwald, hier ist nichts. Wissend, dass es nichts bringt, aber trotzdem versuchend, schüttle ich ihn, zuerst sachte, dann immer fester werdend. „Bitte, du darfst nicht sterben, wach doch auf, bitte!", krächze ich unverständlich, mit erstickter Stimme hervor. Aber natürlich tut sich nichts. Unbewusst laufen mir Tränen über die Wange. Mein kleines bisschen Hoffnung, welches ich hatte, ist erloschen. Benommen betrachte ich Legolas' immer lebloser werdenden Körper. „Bitte, ich brauche dich doch!", flehe ich ihn an. Ich spüre wie Arod und Pamina, die vorher hinter mir standen, hervor treten und Arod an Legolas Seite geht. Er stupst seinen Herren an und ich sehe wie auch in seinem Blick Angst, Hoffnungslosigkeit und Trauer zugleich liegt. Dann kommt mir eine Idee. Die Medizin! Die Medizin welche Zimvar mir gab. Vielleicht ist sie nicht für diese Art von Verletzung gedacht, aber ich muss es versuchen!

Schnell habe ich die Dose aus dem Beutel bei Pamina gefischt, sie geöffnet und bin wieder zurück zu Legolas getreten. Vorsichtig, aber nicht sparend, trage ich die cremige Konsistenz an Legolas' Wunde auf. Dabei vermischt sie sich mit seinem Blut und mit irgendetwas anderem, ekelhaft, grün aussehendem. Was das wohl ist? Wie überhaupt kam es zu dieser Verletzung? Es ist viel zu klein um von einem Schwert der Orks hier gekommen zu sein. Es sieht eher aus wie von einem Pfeil. Und so, als wäre es schon einige Zeit her gewesen, als wäre es nie richtig verheilt.

Mein Herz schlägt wahnsinnig schnell, als wollte es gleich aus meiner Brust heraus springen, so aufgeregt hoffe ich sehnlichst darauf, dass die Medizin wirkt.

Allerdings tut sich nichts. Nur sein Atmen wird immer flacher und schwächer, und sein Herzschlag, ganz im Gegensatz zu meinem, immer langsamer. Jeden Moment könnte es soweit sein, dass sein Körper ihn aufgibt.

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt