-96-

768 48 10
                                    

Macht, Kontrolle, Widerstand.

Wörter, die genau jetzt ihren höchsten Wert erreichen müssen. Mächtig muss ich sein, um etwas zu erreichen; die Kontrolle muss ich haben, um die Macht lenken zu können; und ich muss Widerstand leisten, gegen die Macht des Gegners. Mein Atem wird schwer. Ich kann es nicht mehr lange halten. Die Kraft der Nebelgestalt bedrängt mich immer mehr. „HA, UND DU DACHTEST WIRKLICH ICH HÄTTE EINE SCHWACHSTELLE?! NICHT MEHR LANGE UND IHR ALLE SEID AUSGELÖSCHT!", brüllt sie und schiebt sich näher an mich. Ich muss mich konzentrieren. Denk nach! Was machen Legoals und Taruiel? Ich kann meinen Blick nicht abwenden um sie zu suchen, dann wären wir verloren. Aber sie müssen mir doch irgendwie behilflich sein. Zumindest Legolas, er gehört dieser Mission genauso sehr an wie ich.

Plötzlich reißt es mich um. Ich zucke schmerzverzerrt zusammen. Etwas sticht mich im Herzen. Ich kann nicht Atmen. Jeder Atemzug löst ein erneutes Stechen aus. Ich zittere vor Schmerz und kann mich gerade noch zur Seite wegdrehen, als auch schon die Nebelgestalt auf mich hinabstürzt. Flach atmend, denn so ist es zumindest etwas erträglicher, versuche ich mein Leben zu retten. Ist es überhaupt noch zu retten? Habe ich noch eine Chance? Oder habe ich mit diesem Augenblick versagt? Was hat den plötzlichen Schmerz ausgelöst? „Du!", flüstere ich hasserfüllt und extrem gequält. „Du! Wieso? Wieso tust du das?", wandelt sich meine Wut in Verzweiflung um. Ich werde nicht mehr viel Zeit haben, kann nur hoffen, dass Legolas und Tauriel irgendeine letzte, rettende Idee haben. Die Nebelgestalt geht auf mich ein. Sie scheint gerne mit ihrem Opfer zu spielen und lässt es bis ans Ende leiden. Genau wie Zimvar. „DU HATTEST DIE WAHL. DU HÄTTEST DICH MIR ANSCHLIEßEN KÖNNEN. AN MEINER SEITE KÄMPFEN, DU WÄRST NUN DER SIEGER UND NICHT AUF DER VERLIERER SEITE. SIEH ES EIN!", sagt die Nebelgestalt und macht sich etwas kleiner. Es wundert mich, sie macht sich so klein wie ich selbst groß bin, würde ich stehen. Sie wirkt nun fast menschlich. Ich sehe in die roten Augen. Sie wirken nicht mehr bedrohlich, nicht so wie noch gerade eben. „Wieso?", frage ich erneut. Dieses Mal noch leiser und es muss sich wirklich wehleidig anhören. Die Nebengestalt antwortet nicht, sie schaut mich nur weiter stillschweigend an. Langsam verändert sich der rote Dampf, der die Augen darstellte. Stärkere Umrisse und Kontraste entstehen. Bis ich mich auf einmal in ihnen spiegle. Ich sehe fürchterlich aus. Verschreckt wie ein Reh, nachdem es von einem Pfeil abgeschossen wurde, aber noch nicht tot ist, sondern erst im sterben liegt. Meine rote Augenfarbe, das selbe Rot wie jenes der Nebelgestalt, bevor es mir mich selbst zeigte. Mein früher so makelloses Elbengesicht ist nun Narben übersät und ich sehe das erste Mal Augenringe an mir. Bleiche Haut und fast schon tote Ausstrahlung. Angewidert von meiner Selbst wende ich den Blick ab und richte ihn zu Boden. „Das ist dein Ende.", spricht die Stimme der Nebelgestalt. Wirklich leise und fast schon... einfühlsam? „Du hast gekämpft. Auf der falschen Seite. Wirklich schade, du hattest so großes Potenzial. Am leben lassen kann ich dich aber nicht, du stellst mir eine zu große Gefahr dar. Noch abschließende Worte?", sagt er ebenfalls ruhig und eher vorsichtig als siegreich. Ich denke über seine Worte nach. Warum auf einmal so freundlich? Bekommt die Nebelgestalt langsam ein schlechtes Gewissen? Hat es überhaupt ein Gewissen? Will es mir ein schlechtes Gewissen machen? Ich habe keine abschließenden Worte. Es gäbe so viel zu sagen, doch nichts würde mir in diesem Moment über die Lippen gehen. Ich habe versagt, das ist der dominanteste Gedanke. Dann sehe ich wieder hoch. Die Augen der Nebelgestalt bestehen wieder aus rotem Rauch. Jetzt jedoch matter. „Du bist mehr als dein Gegner. Aufgeben ist keine Möglichkeit. Kämpfe bis zum bitteren Ende. Jede Macht hat zugleich eine Schwäche. Nicht immer ist diese offensichtlich. Du bist mehr als dein Gegner. Mehr, viel mehr!" Die Stimme in meinem Kopf! Da ist sie wieder. Ich hörte sie schon ein paar Male. Sie sprach stets in Rätseln, doch jetzt so klar. Ist das meine letzte Hoffnung? Mein Herz schlägt wieder schneller. Der Schmerz, der dabei entsteht, zeigt mir, dass ich noch am leben bin und noch nichts vorbei ist! Ich nehme einen tiefen Atemzug und hätte ihn beinahe wieder mit einem Schmerzensschrei ausgestoßen. Dann schließe ich die Augen während noch immer der rote Dampf der Nebelgestalt in einem Blickfeld war.

Ich tauche wieder in meiner eigenen Welt auf. Aber nicht alleine. Die Nebelgestalt steht noch immer direkt vor mir. Ich erschrecke und mache einen Satz nach hinten. Die Nebelgestalt schüttelt nur mit dem Kopf. „DU KANNST NICHT FLIEHEN!", brüllt es wieder los und baut sich vor mir auf. Aber ich fliehe. Ich laufe wie beim ersten Mal. Genau die selbe Situation entsteht wie in meinem Traum bevor ich meine speziellen Fähigkeiten mit meinen Augen bekam. Damals die Weißen, die, mit der heilenden Wirkung. Wieder will ich einen Pfeil schießen, doch ich lasse es, denn ich weiß, dass es genau wie damals nichts bringen würde. Die Bilder der vergangenen Ereignisse bilden sich links und rechts von mir während ich um meine Leben renne. Erinnerungen, die ich vielleicht versucht hatte zu vergessen. Thomas, wie er tot in meinen Armen lag; Legolas, als er durch das Gift der Orks fast gestorben wäre oder Taavi, als ich ihm Schaden zufügen musste. Noch vieles mehr sehe ich, aber ich darf mich davon nicht ablenken lassen. Dieser Atemzug könnte mein letzter sein.

Legolas & DuWhere stories live. Discover now