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Ob gleich ich angestrengt zuhörte, bekam ich nicht heraus wie die Orks mit ihrem Geheimcode das Tor öffneten. „Gut, führt sie rein!", lautet der Befehl des Vorderen. Gespannt, was mich jetzt erwarten wird folge ich ihnen fast schon freiwillig. Zuerst scheint alles dunkel und unheimlich leer. Doch schnell gewöhnen sich meine Augen an die Lichtverhältnisse und ich kann einige Umrisse erkennen. Sehr weit hergeholt würde ich diesen Raum vielleicht als Thronsaal betiteln. Viele neugierig starrende Orks stehen jeweils rechts und links in einer Schlange. Wird wohl eine große Veranstaltung für die sein, schätze ich. 'Mein' Ork-Trupp führt mich gelassen und ohne die anderen zu beachten weiter vorwärts. Plötzlich lassen sie mich los und machen eine Art Verbeugung? Ich bin mir nicht sicher, aber sie machen zumindest eine kleine Kopfsenkbewegung. Ich selber stehe unbeholfen da und starre in die Richtung aus der nun ein unangenehmer Windstoß zu kommen scheint. Aber wie kann hier unten, in einem geschlossenen Raum, ohne Fenster oder sonstigem, ein Luftzug aufkommen? Die Frage wird mir im nächsten Moment beantwortet. Und zwar steht vor mir kein geringerer als die Nebengestalt. Da ich es schon leise vermutet habe bin ich nicht all zu sehr überrascht, aber ein wenig Angst habe ich schon, muss ich zugeben. Anmerken lassen will ich mir dies aber auf keinen Fall! Stille herrscht für einen erstickend langen Moment. Kein Ork wagt es zu Atmen, nehme ich an, denn ich höre ihre lauten, schweren Atemzüge nicht mehr. Es scheint nur mich und meinen wohl größten Feind zu geben. Alles andere ist gleichgültig und nebensächlich. Skeptisch mustern wir einander. Die Nebelgestalt ist grau-grün wie schon immer in meinen Erscheinungen. Ein richtiger Körper ist nur kaum zu erkennen. Nur fern zu deuten. Was aber heraussticht sind die glühend roten Augen. Umso länger ich in sie hineinschaue, desto stärker fangen meine eigenen an zu brennen. Ich versuche dagegen anzukämpfen, um den Kampf um den Blickkontakt nicht zu verlieren, aber es geht nicht. Nach schon kurzer Zeit muss ich blinzeln weil der Schmerz zu stark wird. Sofort wird dies spöttisch ausgenutzt: „HA! WOHL DOCH NICHT SO MÄCHTIG UND STARK, WAS?" Die Stimme hallt durch den Raum und lässt die Wände erzittern. Und wenn die Stimme doch so laut ist, klingt sie wie das zischen einer Schlange. Obwohl ich gerne etwas gesagt hätte, gerne kontern würde, kann ich meine Zunge in Zaum halte und die Nebelgestalt nur weiter anstarren. Sie allerdings wirkt nur noch mehr belustigt und provoziert weiter: „JAJA ICH WERDE DICH SCHON NOCH ZUM SPRECHEN BRINGEN. ICH KANN WARTEN, EWIG. UND DU AUCH, DAS HAT DIE UNSTERBLICHKEIT SO AN SICH. ABER DU BLEIBST SOLANGE MEINE GEFANGENE UND LASS DIR GEWARNT SEIN, SCHÖN WIRD DAS NICHT, WENN DU NICHT TUST WAS ICH DIR BEFEHLE." Ich verenge meine Augen zu schlitzen und muss mir auf die Unterlippe beißen, damit ich nichts erwidere. „HAHA, DU DENKST VIELLEICHT DEINE ACH SO TOLLEN ELBENFREUNDE, DAS PRINZLEIN UND SEINE 'FREUNDIN', KOMMEN DICH RETTEN.", fährt sie fort. Das Wort 'Freundin' hat er ganz besonders betont, sodass mir schon ein bisschen unwohl wird. „DANN WERDE ICH DIR JETZT MAL ETWAS ZEIGEN!", spukt sie mir förmlich die letzten Worte entgegen und sieht mich dann spielerisch und auf meine Reaktion abwartend an. „KOMM NÄHER!", schreit das Nebelmonster. Aber ich rege mich nicht und verziehe keinen Muskel. Erstaunlich, dass es mir so gut gelingt mein inneres zu verstecken. Was will es mir zeigen? Warum sollten Tauriel und Legolas mir nicht helfen kommen? Wurden sie ebenfalls gefangen genommen? Furcht und Neugier steigen stetig. Doch trotzdem bewege ich mich keinen Millimeter. Sofern ich die Emotionen der Nebelgestalt deuten kann scheint sie aggressiv zu werden. „GUT, ICH GAB DIR DIE CHANCE MIR ZU GEHORCHEN, ABER WENN DU ES AUF ANDERE WEISE WILLST, BITTE!", die Stimme wird immer lauter und mittlerweile wage ich zu bezweifeln, dass mein Feind auch leise, oder zumindest leiser, sprechen kann. In meinen Träumen hat er ja überhaupt keinen Ton von sich gegeben, einen Mund und alles weitere was er eigentlich benötigen würde um zu sprechen hat er nicht sofern ich es aus seinem Nebelkörper erkennen kann, also wundert es mich überhaupt schon, dass er spricht. Plötzlich taucht eine kleine Nebelwolke neben mir auf und schließt sich um meine Taille. Es brennt, als würden mir Brenneseln um den Bauch gelegt werden und ist gleichzeitig unerträglich kalt. Es sieht aus wie eine Art Klaue und mit einem plötzlichen Ruck werde ich hoch gerissen. Immer näher werde ich zu den roten Augen hingezogen. Ich kann meine Arme nicht bewegen, denn sie werden durch den Griff an meinen Körper gepresst. Meine Beine aber habe ich in einer Position, dass falls die Nebengestalt auf die Idee kommen sollte mich einfach fallen zu lassen, ich möglichst ohne Verletzung wieder zurück auf den Boden komme. „INTERESSANTE AUGEN HAST DU DA.", spricht es und zieht mich noch näher in sein Blickfeld. Meine Augenfarbe müsste eigentlich noch das Rosa tragen. Aber sicher kann ich mir sein, vielleicht hat sich die Farbe auch schon wieder verändert. Vor allem jetzt, wo ich der Nebelgestalt so nah bin. Aus dem nichts wendet sie sich und schreit so laut, dass ein kleines, nervtötendes Piepen in meinen Ohren bleibt: „ALLE RAUS HIER!" Alles setzt sich in Bewegung. Die Orks, welche eben noch neugierig und ruhig in einer Schlange standen liefen so schnell es ging zum Ausgang. Dabei entsteht ein riesen Tumult und es scheint zuerst kaum weniger zu werden, so lange braucht die Masse um sich durch den Eingang zu Quetschen. Panisch laufen sie alle ohne jegliche Rücksicht auf Verluste ineinander. Bis schließlich nur noch die mir bekannten Orks übrig bleiben. Sie haben sich nicht vom Fleck bewegt. Wobei sich das im Nachhinein als großen Fehler für sie herausstellen wird.

Legolas & DuWhere stories live. Discover now