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Plötzlich höre ich ein Zischen und gleich im nächsten Moment nehme ich durch die Spieglung des Wassers eine Bewegung wahr. Richte ich meine Augen darauf, so kann ich das Spiegelbild von einer riesigen Spinne sehen. Erschrocken aber schnell drehe ich mich um. Jetzt sehe ich sie genau vor mir, auf mich zukommend. In einer Geschwindigkeit, mit der ich nicht ansatzweise gerechnet hatte. Aus Angst kann ich meinen Blick nicht von ihr abwenden. Unsere Waffen haben wir vorhin abgelegt, also kann ich nicht schnell genug reagieren. Es wäre sowieso zu spät gewesen um meinen Bogen und Pfeile aufzuheben um zu schießen, denn jetzt ist die Spinne nur noch wenige Meter von mir entfernt. Würde ich ich es schaffen einen Dolch zu greifen? Die Antwort ist nein, denn gerade als ich danach fassen wollte sehe ich wie die Spinne zu einem Sprung ansetzt. Ich sehe sie, wie in Zeitlupe, auf mich zufliegen. Wo ist nur Legolas? Warum tut er nichts? Ich versuche zur Seite zu weichen, aber es gelingt mir nicht ordentlich. Denn ich knicke um und liege nun hilflos am Boden. Ein letzter Hoffnungsschimmer kommt mir, als ich sehe, dass neben mir ein Dolch von Legoals liegt. Ich umschließe ihn fest mit beiden Händen und halte ihn schützend vor beziehungsweise über mich. Die Spinne ist größer als ich und der Dolch würde vermutlich aus diese Position, in welcher ich mich momentan befinde, sowieso nicht viel Schaden anrichten. Aber wenn ich ihn werfen würde? Keine Zeit mehr darüber nachzudenken, die Spinne setzt zu einem erneuten Sprung an und dieses Mal versuche ich mich diesem zu stellen. Ich spüre wie Adrenalin und vor allem Angst in mir hochsteigt, aber davon darf ich mich nicht beirren lassen. Die Zeit steht still. Oder zumindest vergeht sie unendlich langsam. Ich kann nicht mehr einschätzen wie lange es noch dauert, bis die Spinne auf mich stürzen würde.

Doch auf einmal wendet sich das Blatt. Das, was ich zuvor als langsam empfand wird nun in einer Schnelligkeit abgespielt, sodass ich nicht mehr hinterher komme. Es scheint, als wäre die Spinne an etwas abgeprallt, an etwas, was nur ganz kurz vor mir und meinem ausgestreckten Dolch erschienen ist. Aber es war und ist unsichtbar, sofern es noch immer da ist. Ich konnte hindurchsehen und beobachten wie sie abprallte. Im nächsten Moment schüttelt sie sich. Die Riesenspinne hat es genauso unerwartet getroffen wie mich. Wahrscheinlich noch unerwarteter, denn schließlich ist sie dagegen gesprungen. Gleich im nächsten Moment sehe ich wie sich erst ein, und dann direkt im Anschluss noch ein zweiter Pfeil in den Kopf der Spinnen bohrt. Nachdem auch noch ein dritter Pfeil in sie einstach ist sie tot zu Boden gefallen. Ich vermute, dass Legolas die Pfeile geschossen hat. Als ich mich aufrichten möchte, den Dolch immer noch fest umschlungen, muss ich feststellen, dass das außergewöhnlich Unsichtbare immer noch nicht verschwunden ist. Ich nehme den Dolch jetzt nur noch ein eine Hand und fahre mit der Anderen über die unsichtbare Oberfläche. Erneute Panik kommt in mir hoch, als ich registriere, dass mich das Unsichtbare komplett umschließt. Wie eine Blase aus einem Kraftfeld umzingelt es mich. Ich komme nicht hinaus! Auch Legolas, der nun, immer noch mit seinem Bogen in der Hand um mich herum geht, sieht schockiert aus. „Kannst du mich hören?", fragt er. Ja, ich kann ihn hören, aber nur ganz schwach und als stünde er meilenweit entfernt. Trotzdem nicke ich verunsichert. Auch Legolas legt seine Hand auf die unsichtbare Oberfläche und prüft sie. Als er an meine Hand, welche immer noch in der selben Position ist, kommt, lässt er auch die seine dort. Dieses Unsichtbare scheint nicht mal ein Haar breit zu sein, doch trotzdem kann ich Legolas' Hand nicht spüren, wobei sie genau über meiner liegen müsste. Jedoch sehe ich Legoals' konzentrierten Blick. Dieser ist genau auf unsere Hände gerichtet. Ich weiß nicht genau was er vor hat, aber ich versuche es ihm nachzumachen. Dann, auf einmal ist ein leichter Umriss zu erkennen, wellenförmig zeichnen sich Linien auf und ab, rund um mein zuvor unsichtbares Gefängnis. Dann ein zittern und schlussendlich die mögliche Freiheit. Noch immer berühren sich unsere Hände, mit dem Unterschied, dass wir sie nun spüren können. Er schließt seine um meine und zieht mich hoch. Ja, was auch immer passiert war, es hat funktioniert. Legoals sieht selbst ganz verblüfft aus und sagt hastig: „Nimm schnell deine Waffen, wir müssen hier fort, wo eine Spinne war, werden andere nachkommen. Was auch immer das gerade war, unterhalten wir uns später darüber." Ich gehorche ihm und reiche ihm noch bevor er sich auf Arod schwingt, seinen Dolch. Noch ganz neben der Spur rüste ich meine eigenen Waffen auf und sehe mich nach Pamina um. Ich entdecke sie ein paar Meter entfernt. Sich fürchtend steht sie dort und sieht sich hektisch um. Ich kann ihre Angst gut nachvollziehen, wenn es nicht sogar meine eigene ist, welche sich auf sie überträgt. Versuchend, sie und mich selbst zu beruhigen, näher ich mich ihr mit dem Gewissen, dass wenn ich eine falsche Bewegung machen würde, sie sofort weglaufen könnte. Aber wir haben keine Zeit für so was, es könnte, wenn Legoals recht hat, und das hat er ganz bestimmt, denn er kennt sich mit den Spinnen hier im Düsterwald aus, jeder Zeit eine neue Spinne kommen. Glücklicherweise kommt nun auch Pamina auf mich zu und schnell schwinge ich mich auf sie. Sie zittert, aber das hält sie trotzdem nicht davon ab nun hinter Arod und Legoals her zu galoppieren.

Legolas & DuWhere stories live. Discover now