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Legolas denkt kurz über meine Frage nach, erwidert dann aber: „Nein, wir sollten nichts überstürzen. Wir wüssten doch gar nicht wo lang es gehen sollte oder hast du einen Plan?" Einsichtig schüttle ich leicht den Kopf. „Na siehst du, ich nämlich auch nicht, am besten setzen wir uns noch einmal und besprechen unser weiteres Vorgehen." Einwilligend lasse ich mich dicht am Feuer nieder und warte darauf, dass Legolas wieder anfängt zu sprechen, denn ich habe wirklich keine Ahnung wo es als nächstes hingehen soll. Allerdings schweigt auch Legolas vorerst als er sich neben mich gesetzt hat. Nach einer unangenehmen Schweigeminute bin doch ich es, die die Stille bricht: „Was hast du eigentlich die Zeit über gemacht? Bist du vielleicht auf irgendetwas kurioses gestoßen?" Augenblicklich schüttelt Legolas den Kopf und sagt dazu: „Nein, nur Orks und noch mehr Orks. Die ein oder andere Riesenspinne trieb hier in der Nähe ihr Unwesen. Getötet habe ich von denen leider noch keine, das Risiko war mir zu groß, dass ein Nest in nächster Reichweite wäre. Alleine würde ich möglicherweise nicht gegen so eine Masse ankommen." Riesenspinnen. Sofort werde ich nervös, jetzt, wo ich an sie denken muss. Legolas erzählte mir noch neulich in Sternental von ihnen. Vermutlich habe ich die Gedanken an sie verdrängt, so sehr fürchte ich mich vor ihnen. Legolas sieht mich entschuldigend an: „Verzeih, zu zweit würden wir es ganz bestimmt gegen sie schaffen, daran habe ich keinen Zweifel. Mach dir um die fiesen Dinger keine Sorgen." Verändern tut Legolas' Sicherheit an meiner Nervosität aber nichts, trotzdem versuche ich den Gedanken an die Spinnen vorerst wieder zu verdrängen. Glücklicherweise fragt Legolas schon gleich das Nächste hinterher: „Erinnerst du dich an deinen Traum bevor deine Iris sich verfärbte? Vielleicht hat sich dort etwas im Hintergrund abgespielt auf das du noch keine große Beachtung gelegt hast. Vielleicht könnte es uns helfen, damit wir wenigstens einen Anhaltspunkt hätten, an den wir uns richten könnten." Angestrengt versuche ich mir den erwähnten Traum in Erinnerung zu rufen. „Mein Verfolger war eine Nebelgestalt. Ein Wesen aus dieser ekelhaften, dunklen, grün-grauen Dämpfe wie sie hier überall sind. Er war resistent gegen meinen Pfeil. Der Pfeil ist einfach durch ihn durch geflogen.", sage ich meine Erinnerungen aussprechend. „Und du sagtest mir, dass der Traum sich möglicherweise hier im Düsterwald abspielte, nicht wahr?", ergänzt Legolas. Ich nicke. Jetzt habe ich das Bild wieder ganz klar vor Augen. „Aber ich kann nicht deuten wo genau, es sieht alles so gleich aus.", sage ich schon die Hoffnung aufgebend. „Ganz ruhig, konzentriere dich auf den Hintergrund. Siehst du irgendwas ungewöhnliches? Vielleicht einen umgefallenen Baum? Eine Höhle oder Ähnliches?", versucht Legolas mir zu helfen. Ich seufze. Es ist schon so lange her und ich bin mir um so unsicherer, was sich im Hintergrund meines Traumes abspielte. Wobei eine Höhle oder ein umgefallener Baum doch nichts ungewöhnliches sind? Seltsame Beispiele, aber ich verstehe was Legolas meint. Plötzlich kommt mir eine schreckliche Vermutung auf, die ich auch gleich Äußere: „Denkst du es gibt diese Nebengestalt wirklich und wir müssen gegen sie gewinnen?" Legolas antwortet direkt: „Möglich ist es, sehr sogar. Vielleicht ist sie der Anführer des ganzen Unwesens welches sich hier abspielt. Nur wie wir sie besiegen sollten ist mir ungewisser als alles andere." Sachte sieht er mich an, ich spüre seinen Blick, doch traue ich mich nicht ihn zu erwidern. Zu sehr versuche ich mich auf den Traum zu konzentrieren, gerade jetzt, wo dies wahrscheinlich unser einziger Hinweis sein könnte, möchte ich ihn nicht enttäuschen. Ich muss mich doch erinnern können! Angestrengt schließe ich die Augen, um nun wie für kurze Zeit abgeschieden von der Welt zu sein, um mich nur auf den Traum zu fokussieren und um nicht abgelenkt zu werden. Zunächst ist alles dunkel, nach und nach male ich mir ein Bild, welches aus den Erinnerungen des Traumes besteht. Es wird immer deutlicher und realistischer, fast so als könnte ich darin herumlaufen. Dann ganz ohne Absicht, und ohne, dass ich es nur ansatzweise steuern könnte tritt wieder das grelle Licht auf. Das, welches mich schon das letzte Mal geführt hat, wegen ihm ich nicht den Spalt hinunter fiel. Immer noch weiß ich nicht was sich dahinter verbirgt, doch möchte ich es unbedingt erfahren. Anders als letztens wird es nicht deutlicher, dafür aber immer kleiner. Ich will ihm hinterher, um es nicht zu verlieren, doch kann ich mich nicht bewegen. Selbstverständlich, schließlich befinde ich mich gerade nur in meinem Gedächtnis. Alles was ich gerade sehe habe ich selber hervorgerufen, bis auf das Licht. Oder doch nicht? Jedenfalls habe ich es nicht mit Absicht kreiert. Mittlerweile ist das Licht nur noch so klein, dass es sich meiner Umgebung angepasst hat, eine leuchtende Kugel, welche umherfliegt. Plötzlich fliegt es ganz schnell nach links und verschwindet aus meinem Sichtfeld. Kurz darauf kommt es wieder und schwebt als wäre es ganz aufgeregt und ungeduldig vor meiner Nase herum. Wie als will es mir irgendwas zeigen. Vielleicht will es mir helfen. Vielleicht kann es mir den Weg zeigen! Angestrengt versuche ich ihm zu folgen, wenigstens in die Richtung zu gucken, in welche es immer wieder verschwindet. Und dann geht auf einmal alles ganz schnell, ich werde wie durch einen Bann nach vorn gezogen und kann rein gar nichts mehr steuern. Panik ergreift mich und ich will hier weg. Doch auch meine Augen lassen sich nicht mehr öffnen. Ich muss stark bleiben, vielleicht ist das der Schlüssel, selbstbewusst bleiben und aufmerksam darauf achten was geschieht. Mit letzter Kraft versuche ich zu erkennen was sich vor mir abspielt, doch genau in diesem Moment verschwimmt das Bild. Es ist mir unmöglich dem Geschehen zu folgen, denn nichts kann ich erkennen. Ich spüre ein Stechen, wie dieses, welches meinen Körper durchfuhr als die Nebelgestalt mich angriff. Dann taucht noch ein letztes Mal die leuchtende Kugel auf, zumindest vermute ich, dass sie es ist, bevor das Bild schlussendlich in tiefes Schwarz versinkt und ich mich in der Leere verliere.

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt