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Jimin

Eine lange Zeit war es mir nicht möglich mich zu rühren. Ich fühlte mich wie erstarrt, auch wenn mein Körper durch das Schluchzen immer wieder bebte, so war mein Verstand völlig zum Erliegen gekommen.

Dabei hatte ich grade in den letzten Wochen so viel ähnliche Sachen realisieren müssen, dass mich all das nicht so sehr aus der Fassung bringen sollte. Aber das war nicht der Fall, grade weil ich noch vor wenigen Augenblicken so dermaßen erleichtert darüber gewesen war augenscheinlich einen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben, dass es umso schwerer war zu erkennen, dass es keine Richtung gab. Die Wirkung meiner Offenheit war einfach im Vakuum meiner schwebenden Welt verpufft.

Ich schniefte verzweifelt über all das, hielt aber sofort inne als ich leise Schritte vernahm. Keine Sekunde später stand auch schon Yoongi im Türrahmen- seine Haare verstrubbelt, das einfache Shirt zerknittert und seine müden Augen leicht geschwollen. In jeder anderen Situation würde ich wegen dieses süßen, verschlafenen Auftretens lächeln, doch schon der Grund dafür fehlte, vor allem als er augenscheinlich meine Tränen bemerkte und sich sofort auf den Weg zu mir machte.

„Hey, was ist denn los?", fragte er sogleich besorgt, doch ich wollte nicht schon wieder Ursache für seine Sorge sein. Schnell wandte ich meinen Kopf von ihm ab, strich mir hektisch die Tränen aus dem Gesicht und unterdrückte das jämmerliche Bedürfnis meine laufende Nase hochzuziehen.

Wie immer allerdings, ließ sich Yoongi nicht davon beeindrucken. Er wusste genau, dass etwas nicht stimmte, weshalb er sich sofort neben mich setzte und mich schon wie von allein in seine Arme ziehen wollte, damit ich mich dort ausheulen oder eben beruhigen konnte.

Doch dieses Mal wollte ich das nicht, weshalb ich mit dem Kopf schüttelte und ihn sanft ein Stück von mir wegschob. Fast sofort spürte ich seine Irritation, weswegen ich auch einen kurzen Blick in seine dunklen Augen riskierte.

„Gibst du mir bitte einen Moment?", fragte ich ihn leise und obwohl er noch immer verwirrt schien, nickte er und stand tatsächlich gleich darauf auf, um in die angrenzende Küche zu verschwinden.

Leise hörte ich ihn dort mit etwas hantieren, was sich verdächtig nach Tassen anhörte, jedoch nutzte ich diesen einen kleinen Moment, um meine Gedanken zu sortieren. Doch darin herrschte ein heilloses Chaos.

Beinahe schon verzweifelt glitt mein Blick durch den großen Raum, auf der Suche nach irgendwas, das mir helfen könnte mich zu fangen oder zu beruhigen. Ich fand jedoch nichts, einzig die bodenlangen Fenster direkt vor mir, ließen meine fahrigen Kopfbewegungen stoppen.

Eine kurze Weile starrte ich einfach nur auf das klare Glas und die wunderschöne in seidenem Nachtblau getauchte Landschaft dahinter. Dieses Mal war es nicht der Schnee, der meine Aufmerksamkeit erregte, obwohl ich nicht bestreiten konnte wie wunderschön das fluffige Weiß aussah, wenn es nur von Dunkelheit umgeben war und doch auf magische Weise leuchtete.

Dieses eine Mal war es die entgegengesetzte Richtung, in die mein Blick schweifte- ferngesteuert, als würden die kleinen strahlenden Punkte am Himmel vergehen, wenn ich sie nicht betrachtete.

Unzählige Sterne breiteten sich vor mir am wolkenlosen Himmel aus; es war wirklich wunderschön und faszinierend zugleich. Und als ob diese funkelnden Kugeln im All mein Sehnen nach Beruhigung vernommen hätten, spürte ich wie mein Kopf allmählich wieder zur Ruhe kam. Wie sollte es auch anders sein, wenn man erkannte was für Schönheiten die Nacht für einen barg.

Einem unbekannten Impuls folgend, stand ich schließlich von der unendlich bequemen Couch auf und hörte selbst wie meine nackten Füße mich langsam über das Parkett zum Fenster führten. Ich machte erst Halt, als mein heißer Atem auf das kalte Glas traf, hatte das Gefühl im Anblick der Sterne unheimlich viel Trost zu finden, wollte ihnen somit nur noch näher sein, so nahe es eben ging.

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt