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Jimin

Wie in Zeitlupe wandte Yoongi sich mir zu, legte seine langen kühlen Finger an meine erhitzten Wangen und brachte mich so aus meiner Starre. „Du sollst glücklich sein.", hauchte er leise und zaghaft strich sein Daumen über meine Wange, fing dabei die einzelne Träne auf, die ihren Kampf gegen die Schwerkraft verloren hatte und nun ihren Weg über meine Haut suchte. 

„U-und was ist, wenn ich das schon bin? Wenn ich glücklich bin in deiner Nähe zu sein?", schniefte ich leise und sah das überraschte Funkeln in seinen Augen. „Ich möchte, dass es dir gut geht Jimin, denn wenn du leidest, leide ich mit dir.", seine Stimme wurde immer leiser, während sich unsere Köpfe wie automatisch immer näher kamen. Nur Millimeter, bevor unsere Haut sich berühren konnte, hielten wir inne, nahmen uns den einen Augenblick und versanken in den Tiefen der Augen des anderen. Seine glänzten verdächtig und ich sah seine aufrichtigen Absichten dahinter, was meinem Herz einen kleinen Stoß versetzte. Die Wärme in ihnen strahlte förmlich, ging auf mich über und tatsächlich fühlte ich einen Hauch von Glück. Es rauschte durch meine Adern, ließ mich kurzzeitig entspannen und seufzend schloss ich meine Augen, bevor ich die letzten Millimeter überbrückte und meine Lippen zaghaft auf seine drückte.

Er schien ein wenig überrumpelt von meiner Initiative, doch schnell griff seine Hand in meinen Nacken und zog mich daran noch enger an sich, während unsere Münder einen sanften Walzer tanzten. Ich ließ mich völlig fallen, genoss das leichte Kribbeln in meinem Bauch und die kleinen elektrischen Stöße, die durch meine Adern huschten. Der Kuss wurde weder stürmisch, noch sehr tief, aber dafür war er umso intensiver. Das Gefühl seiner hauchzarten Lippen brannte sich förmlich in meine Haut und wenn es nach mir ginge, würde ich niemals wieder damit aufhören. Endlose Geborgenheit überflutete mich und eine zweite, letzte Träne kullerte über meine erhitzte Haut.

Daraufhin löste sich Yoongi sacht von mir und strich wie vorhin die salzige Spur von meiner Wange. Ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen und ein unbeschreibliches Gefühl erfasste mich. Noch nie in meinem Leben hatte ich derartiges verspürt, aber es was unglaublich. Ich fühlte mich leicht, als würde ich schweben, in meinem Kopf herrschte wunderbare Leere und war einzig und allein gefüllt mit den Eindrücken, die Yoongi in mir hinterließ.

„Jetzt.", flüsterte ich leise. „Jetzt bin ich glücklich. Dank dir." Yoongi blinzelte angestrengt und ich bemerkte noch das verdächtige Glitzern in seinen Augen, bevor er seinen Kopf kurz zur Seite wandte und sich räusperte. „Du bist zu gut für diese Welt, Jimin." Er streckte seinen Arm etwas für mich aus und wie selbstverständlich folgte ich seiner stummen Frage nach Zuneigung und kuschelte mich in seine Arme. Wärme umgab mich und mir fiel auf, wie sehr mir seine Umarmungen Trost gaben. Schon von Anfang an hatte ich das Gefühl genossen einfach mal in den Arm genommen zu werden. Es war eine winzige Geste und manchmal doch so unglaublich wirkungsvoll. 

Entspannt ließ ich meinen Kopf auf seine Schulter sinken und verinnerlichte die eintretende, jetzt beruhigende Stille. „Kannst du mir noch mehr zeigen?", fragte ich dann nach einer Weile der Ruhe. Yoongi schien aus seinen eigenen Gedanken zu erwachen und runzelte kurz verwirrt die Stirn, bis ich auf das Keyboard vor uns zeigte. „Du möchtest einen meiner Songs hören?" Ich nickte ein klein wenig unsicher und dachte schon ich würde zu viel verlangen, als ein glückliches Lächeln auf seinen Lippen erschien. 

Er streckte seinen Arm aus und drückte einen kleinen Knopf, woraufhin der Bildschirm leicht rechts von mir erleuchtet wurde und brummend der Computer ansprang. Yoongi reichte mir ein Paar großer Kopfhörer und als ich keine Anstalten machte, sie mir aufzusetzen, nahm er mir sie wieder aus der Hand und schob sie mir liebevoll über die Ohren. Er suchte ein paar Sekunden in einem Ordner auf dem PC und klickte dann zufrieden lächelnd auf eine Datei, woraufhin eine liebliche Melodie zu hören war. Dann setzte auch noch seine Stimme ein und während ich ihrem beruhigenden Klang lauschte, drückte ich mich wieder in seine Arme und ließ mich erneut fallen.







„Der Lieferdienst hat grade angerufen und sich für die Verspätung entschuldigt. Ihr zweiter Fahrer ist ausgefallenen und sie haben gefragt, ob wir nicht selber abholen könnten. Wäre das für dich in Ordnung?", fragte Yoongi mich unsicher und kam zu mir in das Wohnzimmer, nachdem er zum telefonieren kurz in der Küche verschwunden war. „Klar.", meinte ich nur und stand schon auf, um mir meinen Mantel zu schnappen. „Es ist nicht weit von hier, deswegen würde ich einfach laufen. Ist das ok?" Ich nickte als Zustimmung und war schon dabei meine dicken Schuhe zu binden, als Yoongi ebenfalls Anstalten machte sich anzuziehen.

Keine zwei Minuten später verließen wir seine Wohnung und die beißende Kälte erwartete uns. Zwar schneite es nicht, dennoch war es wirklich kalt. Ich rieb meine Hände aneinander und folgte dann Yoongi, der sich nach links wandte. 

Eine Weile schlenderten wir einfach nur nebeneinander her, bis ich plötzlich zarte Finger an meiner Hand spürte. Ein wenig überrumpelt starrte ich zu Yoongi, der seine Hand schon zurückziehen wollte, doch schnell hielt ich ihn davon ab und legte meine in seine. Daraufhin schenkte er mir dieses süße Lächeln und gemeinsam gingen wir zu dem kleinen Laden, der uns unser Essen eigentlich bringen sollte. Doch daraus machte ich mir jetzt nichts mehr, da ich das Gefühl unserer ineinander verschränkten Hände aufs äußerste genoss.







„Schönen Abend noch!", verabschiedete sich Yoongi höflich und schritt dann aus dem Laden, vor dem ich auf ihn gewartet hatte. „Das riecht ziemlich lecker. Ich kanns kaum erwarten endlich was zu essen.", gab ich zu und wie zur Bestätigung fing mein Magen laut an zu knurren. Yoongi lachte leise und ergriff wieder meine Hand, bevor wir kehrt machten und den Rückweg antraten.

Zwischenzeitlich regneten winzige Tropfen sporadisch nieder und skeptisch warf ich einen Blick in den nachtschwarzen Himmel, jedoch ohne auch nur irgendwas erkennen zu können. „Es wird doch jetzt wohl nicht regnen...", meinte ich frustriert und spürte gleich darauf den nächsten Tropfen auf meiner Stirn. „Ach was, das tröpfelt nur und wir sind eh gleich wieder da.", leichtfertig winkte Yoongi ab, doch ich blieb skeptisch.

Und natürlich kam es, wie es kommen musste und nur wenige Minuten später verdichteten sich die Tropfen zu kaltem Regen. Ich warf Yoongi einen vorwurfsvollen Blick zu und zog meine Schultern schützend nach oben, doch es gab kein Entrinnen. „Komm!", meinte Yoongi dann auf einmal, packte meine Hand fester und begann zu rennen. Stolpernd folgte ich ihm, bis er unter einem kleinen Vordach zum Stehen kam. Er schüttelte kurz seine nassen Haare und nicht wenige Tropfen verteilte er dabei auf meinem Gesicht, was ich ihn auch gleich wissen ließ. 

„Das ist doch nur Wasser.", lachte er vergnügt und spritzte mir demonstrativ etwas davon entgegen. „Ja, KALTES Wasser." „Jetzt hab dich nicht so.", erwiderte er vergnügt und wuschelte mir durch die pitschnassen Haare. „Na warte!" Ich suchte mir einen festen Stand und schubste Yoongi dann sacht unter dem Vordach hervor, wo ihn der Regen volle Kanne traf. Der überraschte Ausdruck auf seinem Gesicht brachte mich zum Lachen und so bekam ich gar nicht mit, wie er nach meinen Händen griff und mich einfach zu sich zog. Wieder trafen mich die eiskalten Wassertropfen und ich spürte, wie sie langsam durch meinen Mantel drangen, doch diesmal störte es mich nicht. Stattdessen bewunderte ich Yoongis Lachen und konnte mich selbst bald auch nicht mehr zurückhalten.

„Oh man, wir sind echt kindisch.", kicherte er, griff wieder nach meiner Hand und rannte los. Diesmal war ich darauf gefasst und folgte ihm lachend.

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Sorry für das späte Update 🙈🙈🙈

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt