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Jimin

„Möchtest du mich vielleicht begleiten?", fragte Yoongi beinahe schüchtern, während wir gemeinsam über den mit Autos übersäten Schulparkplatz schlenderten, was sich irgendwie zu einer Art Gewohnheit entwickelt hatte. Wir kamen bei dem rostroten Wagen an, der Yoongi gehörte und ich warf einen unsicheren Blick zu ihm. „Nichts außergewöhnliches, Jimin. Nur du und ich in meiner Wohnung, nichts weiter.", schien er mich ein wenig besänftigen zu wollen und unwillkürlich huschten meine Gedanken zu dem, was Tae nur vor wenigen Stunden zu mir gesagt hatte. 

"Lern ihn besser kennen, lass ihn dich besser kennenlernen"

Vorhin war es mir noch wie das banalste Unterfangen der Welt vorgekommen, aber jetzt, da sich mir die Möglichkeit bot, zögerte ich aus einem mir nicht ersichtlichen Grund. „Also was denkst du?", hakte er lieb nach und ein wunderschönes Lächeln zierte seine Lippen, das mich meine Bedenken fast augenblicklich vergessen ließ, während mein Herz um einige Frequenzen höher schlug als üblich. „Okay.", stimmte ich also leise zu und bemerkte zufrieden, wie sich sein Lächeln vertiefte und seine schokoladenbraunen Augen deshalb einen hellen Glanz bekamen. 

„Na dann komm.", er betätigte einen kleinen Knopf auf seinem Schlüssel und das mir mittlerweile sehr bekannte Klacken erklang, als das Auto entriegelt wurde. Ich ging um die Motorhaube herum und ließ mich vorsichtig auf den Beifahrersitz fallen, während ich meinen Rucksack im Fußraum verstaute und dann unbeholfen mit meinen Fingern spielte. Ein Glück merkte Yoongi davon jedoch nichts und startete den Motor, um das Auto aus der Parklücke zu manövrieren. 

„Soll ich irgendwo anhalten, um etwas zu Essen zu besorgen oder sollen wir einfach bestellen?", fragte er dann auf einmal in die Stille des Autos hinein und schreckte mich somit aus meinen kreisenden Gedanken. „Ähh, wenn es dir nichts ausmacht, können wir bestellen." Grade jetzt verfluchte ich mich für meine Unsicherheit, schließlich hatte ich ihn schon geküsst und ihm mehr von mir gezeigt als irgendjemandem sonst. Warum also machte mich diese Situation dann so verdammt nervös?

Auch Yoongi schien mal wieder meine Gefühle lesen zu können und griff mit seiner Hand nach meiner, um sie miteinander zu verschränken. Diese liebevolle Geste überraschte mich und ich starrte beinahe schockiert auf unsere Finger, die sich gegenseitig festhielten und mir irgendwie auf eine seltsame Art und Weise Kraft gaben. 

Den Rest der Fahrt nahm er seine Hand nur von meiner, wenn er schalten musste, nur um sie dann erneut zu verschränken. Ich musste zugeben, dass mir diese Aufmerksamkeit sehr gefiel und ich dadurch allmählich ruhiger und entspannter wurde.

Dadurch fühlten sich die zehn Minuten Fahrt ziemlich kurz an und eh mich versah, stand ich mal wieder in dem mir bereits bekannten Wohnzimmer. Yoongi huschte an mir vorbei und ein wenig verwirrt folgte ich ihm in die niedliche Küche, die zu seiner Wohnung gehörte. Er kramte in einem kleinen Schränkchen nahe des Tisches und biss sich dabei fokussiert auf die Unterlippe, was meinen Blick natürlich augenblicklich auf diese sündhaften Lippen lenkte. „Aha! Da ist es ja!", rief er auf einmal aus und hielt triumphierend einen bunten Flyer in die Höhe als wäre es eine Trophäe für die Landesmeisterschaft. Durch seine mehr oder weniger ruckartige Bewegung wurde ich dann auch aus meiner Träumerei gerissen und blinzelnd versuchte ich zu erfassen, was Yoongi eigentlich grade tat.

„Hier..", er drückte mir das verstärkte und mit allerlei bunten Farben bedruckte Papier hin und lächelte süß. „.. du kannst dir ja schonmal aussuchen, was du haben willst. Ich geh nur mal eben schnell meine Sachen in mein Zimmer bringen." Ich nickte ein wenig überfordert und starrte dann auf den Flyer in meinen Händen, während Yoongi wie zuvor auch schon an mir vorbeirauschte. Erst jetzt auf den zweiten Blick erkannte ich, dass es sich um eine simple Werbung für einen Lieferdienst handelte, den er gesucht hatte und grübelnd setzte ich mich auf den höhergelegenen Stuhl, um durch das Heft zu blättern.

Nur Sekunden später kam auch wieder Yoongi und gesellte sich zu mir, jedoch so nah, dass sich unsere Schultern beinahe berührten. Unwillkürlich musste ich an das letzte Mal denken als wir hier gesessen hatten und zusammen aßen. Es war nur Stunden vor unserem Kuss gewesen und dieser Gedanke ließ auf einmal meine Hände schweißig werden, während mir mein Herz fast aus der Brust sprang. Was ist nur mit dir los, Jimin? Sonst bist du doch auch nicht so komisch drauf!, rief ich mir in Erinnerung und versuchte dieses lästige Gefühl der Aufregung abzuschütteln, aber vergebens. 

Als Yoongi dann auch noch seine Hand nur Millimeter neben meiner abstützte, wurde es mir irgendwie zuviel. Wie ein aufgekratztes Huhn sprang ich von dem Stuhl und stand dann so ziemlich hilflos in der Küche rum, mein Kopf drehte sich beinahe im Kreis, um eine geeignete Erklärung für mein Verhalten zu finden. „Ich ähhh, geh mal schnell aufs Klo. Du kannst mir einfach irgendwas bestellen, ich bin nicht wählerisch."

Ich wartete sein Nicken gar nicht mehr ab, sondern rannte schon fast aus der Tür und durch den schmalen Flur in das Badezimmer, wo ich mich erstmal angestrengt und leicht zitternd gegen das glatte Holz der Tür lehnte. Ein angespannter Seufzer entwich meiner Kehle und ich starrte auf die bebenden Muskeln meiner Hände. „Was ist nur mit dir los?!", meine Stimme wurde von den gefliesten Wänden zurückgeworfen und klang überlaut in meinen Ohren. „Du verhälst dich doch sonst nicht so!", machte ich mit meiner Schimpftriade weiter und ging langsam zum Waschbecken zu meiner Rechten. 

Ich stützte mich auf das kalte Material, fühlte die Feuchtigkeit unter meiner Haut, doch mein Blick lag durchgängig auf meinem eigenen Spiegelbild. Man konnte mir förmlich meine innere Zerrissenheit ansehen. Meine Augen waren geweitet, Schweiß rann in mikroskopisch kleinen Tröpfchen über meine Stirn und meine Haare hatten sich zu willkürlichen Strähnen geordnet, die mir wirr ins Gesicht fielen. Allgemein sah ich einfach nur scheiße aus und so riss ich schnell den Wasserhahn auf und spritzte mir ein wenig der Flüssigkeit in mein Gesicht. Die Kälte traf mich ziemlich unvorbereitet, doch ich machte einfach weiter und versuchte den Schweiß und gleichzeitig auch die Nervosität von mir zu waschen. 

Nachdem ich mich dann auch wieder beruhigt hatte, entschloss ich mich das Badezimmer zu verlassen und trat in den Flur. Ich wollte mich grade wieder Richtung Küche drehen, als eine leicht angelehnte Tür meine Aufmerksamkeit erweckte. Neugier stieg in mir auf, da mir auffiel, dass das der einzige Raum in seiner Wohnung war, den ich noch nie betreten hatte. Vorsichtig schritt ich etwas näher, schob wie automatisch die leise Stimme der Vernunft in meinem Kopf in den hintersten Winkel und drückte die angelehnte Tür langsam auf. Ich trat in den kleinen Raum und sah mich mit großen Augen um. Überall lagen verschiedene Geräte, Computer und was wahrscheinlich am auffälligsten war, die Instrumente. 

Bedächtig strich ich mit meinen Fingerkuppen über ein paar Tasten eines großen Keyboards, staunte über die feine Machart und die ganze technische Ausstattung. Ein Räuspern riss mich jedoch aus meinen Gedanken und erschrocken drehte ich mich um, nur um Yoongi mit verschränkten Armen vor mir stehen zu sehen. „Was machst du hier, Jimin?"

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Hey Leute, ich glaub ich muss hier nochmal ein paar Dinge loswerden, die mich heute schon den ganzen Tag beschäftigen. Diese Story ist mit einer Trigger-Warnung versehen und ich weiß, dass es recht viele solcher Stories hier auf WP gibt. Dennoch möchte ich darauf aufmerksam machen, das wirklich ernst zu nehmen. Zur Zeit ist hier ja alles noch ganz okay, aber nicht mehr lange und es kommen wirklich ein paar harte Dinge. Mir ist es einfach wichtig, das nochmal zu erwähnen. Ich möchte euch damit nicht abschrecken, aber das was in den nächsten Kapiteln kommt, wird emotional wahrscheinlich sehr aufwühlend und da wollte ich nochmal auf die Warnung am Anfang und in der Beschreibung hinweisen...

Dennoch bin ich sehr froh, dass einige das hier so gespannt verfolgen und es bedeutet mir wirklich sehr sehr viel, da das hier etwas ganz persönliches ist. Ich hab das Gefühl mich zu wenig für all eure Unterstützung zu bedanken und deswegen möchte es hier nochmal betonen. DANKE 💜

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt