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Jimin

Die nächsten Stunden verschwammen zu einem undeutlichen Strudel aus wiederkehrenden Besuchen des Arztes und einiger Krankenschwestern, Minuten des erschöpften Schlummerns in Yoongis sanftem Griff, weiteren Tränen und ruhigen Gesprächen mit den mir wichtigsten Menschen, die ihr bestes taten, um meine Gedanken etwas von den noch immer triefenden Abgründen abzulenken.

Ich war ihnen dankbar für alles, was sie für mich taten. Ob sie versuchten die noch verbleibende drückende Stimmung zu lösen oder mich einfach in ihren Armen zu verbergen, wenn ich weder Wort noch Lächeln über meine Lippen kommen lassen konnte.

Wir verbrachten diese Stunden gemeinsam und obwohl ich mich schon immer mit Tae und Yoongi verbunden gefühlt hatte, war es nun anders. Besser anders. Als hätten all die schrecklichen Momente des heutigen Tages nur dazu geführt mich ihnen noch näher zu fühlen, verstanden auf einer so tiefen Ebene, dass mein Herz trotz allem warm in meiner Brust lag und mich daran erinnerte diese Menschen niemals zu verlieren.

Es war wie ein Versprechen an mich selbst.

Ein Versprechen es niemals wieder so weit kommen zu lassen.

Ein Versprechen meinen Freunden trotz aller Zweifel zu vertrauen.

Ein Versprechen mich nicht mehr hinter einer Wand aus scheinheiliger Freude zu verstecken, meinen Schmerz zu zeigen, wenn er mich von Innen heraus drohte zu verschlingen.

Ich konnte meinen Freunden vertrauen, ich wusste immer mit Bestimmtheit, dass ich ihnen vertrauen konnte und doch hatte ich es insgeheim nicht getan.

Nun war es anders, irgendwie war alles anders.

Auch wenn ich noch nicht richtig wusste, wie ich mit diesem anders umgehen sollte, so schreckte ich das erste Mal nicht zurück. Ich begrüßte die Veränderung nicht mit offenen Armen- dafür drückte noch immer zu viel der Angst in meinem Inneren, dennoch wagte ich einen Schritt nach vorne.

Indem ich es versuchte.

Indem ich versuchte meine Augen nicht vor der Wahrheit zu verschließen, nicht davonzurennen, obwohl die Realität mich wie eine schwere Kette um die Knöchel begleitete, mich manchmal hinderte oder sogar stolpernd zu Boden krachen ließ.

Auf den Boden der Tatsachen.

Ich war versucht mich all den kommenden Veränderungen zu stellen, mit Yoongi, Tae und all den anderen an meiner Seite, denen ich noch einige Erklärungen schuldig war. Aber ich war mir sicher, dass sie alle mich nicht bereitwillig auf diesem Weg zurücklassen würden.

Sicherlich nicht.

Nein, bestimmt nicht.

Das...... das wäre zu brutal.

Oder war es doch recht? Hatte ich ihnen allen nicht zu viel verschwiegen, als dass ich ohne Zweifel annehmen könnte, sie würden mir helfen wollen?

Hatte....... hatte ich mit meiner Sturköpfigkeit vielleicht alles kaputt gemacht?

„Worüber denkst du nach?" Ein wenig erschrocken zuckte ich aus meiner Gedankenwelt, bevor Yoongis Worte wirklich bei mir ankamen.

Unsicher blickte ich zu ihm auf.

Seit dem Gespräch nach meinem Aufwachen waren nun schon einige Stunden vergangen, Stunden, die Yoongi direkt neben mir verbracht hatte. Er hielt mich, er sicherte mir einen Ort voller Geborgenheit in einer Welt so voller Ungewissheiten, so voller Gräuel und Dunkelheit.

Gerne hatte ich Zuflucht in seinem Halt gesucht, meinen Kopf in seinem Nacken vergraben, während ich mit pochendem Herzen mitbekam wie sich schlanke Finger um meine Beine wickelten, um sie über seine eigenen zu drapieren.

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt