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Yoongi

Nach einiger Zeit, in der wir einfach stumm die Serie verfolgten, merkte ich wie ein wenig Bewegung in Jimins Körper neben mir geriet. Nur Sekunden später lehnte sein Kopf schon an meiner Schulter. Ich spürte wie ein kleiner Ruck durch seinen Körper ging und vermutete, dass ihm das wohl unangenehm war, weshalb ich meinen Blick kurz vom Fernseher abwendete und ihm ein beruhigendes Lächeln schenkte. Es schien wohl seine Wirkung zu haben, denn gleich darauf lag sein Kopf wieder dort, wo er zuvor gelandet war und auch Jimins Körper rückte nun ein wenig näher zu mir.

Ich freute mich darüber, dass er anscheinend meine Nähe suchte und realisierte mit rosanen Wangen, wie mein Herz ein paar fröhliche Sprünge machte. Mir war mittlerweile eindeutig bewusst, dass ich Jimin mochte. Schon gestern war es mir aufgefallen, aber auch in der Schule hatte ich meine Augen nicht von ihm nehmen können.

Und dann war da auch noch sein Geheimnis. Seit Tagen ließ es mich nicht mehr los und ich wünschte einfach ich könnte diese drückende Last von seinen Schultern nehmen. Ich mochte den Gedanken nicht, dass es anscheinend etwas in seinem Leben gab, worüber er noch nie gesprochen hatte, mit dem er täglich konfrontiert wurde und dass er einfach niemandem mitteilen wollte. Das alles machte mich fast verrückt und es tat mir weh zu sehen, wie er litt.

Unwillkürlich kehrten meine Gedanken zu gestern Abend zurück, wie ich Jimin dort mitten im Park gefunden hatte, verheult und völlig durchgefroren. Nur ein paar Stunden zuvor hatte ich mich mit ihm noch unterhalten und da schien alles noch gut gewesen zu sein, also musste wahrscheinlich etwas in den Stunden danach passiert sein.

Nur was? Was beschäftigte ihn so dermaßen, dass er deswegen weinte, dass er nicht darüber reden konnte? Ich hatte absolut keinen Plan, was in ihm vorging und ich wollte ihm so gerne helfen, denn mir war gestern bewusst geworden, dass ich etwas für ihn empfand. Ich wusste nicht, wie er dazu stand, aber ich hatte mitbekommen, wie mein Herz in seiner Nähe dauerhaft schneller schlug, wie ich mich entspannte, wenn es ihm gut ging und wie ich mir Sorgen machte, wenn dem nicht so war.

„Du, Yoongi?", drang seine zarte Stimme leise an mein Ohr, beinahe nicht zu hören bei den unterschwelligen Geräuschen, die der Fernseher von sich gab. „Mh?", ich lenkte meinen Blick von eben jenem ab und sah zu Jimin, der nach wie vor an meinem Körper angekuschelt neben mir lag und nur seinen Kopf etwas angehoben hatte. Ein unsicheres Glänzen umschattete seine Augen, weshalb ich versuchte meine Neugier nicht zu zeigen und ein entspanntes Bild für ihn abzugeben, denn mittlerweile wusste ich, dass Jimin manchmal wie ein kleines Rehkitz war. Man konnte ihn schnell verschrecken und ich wollte einfach nicht, dass er sich in meiner Nähe unwohl fühlte.

Also drehte ich mich etwas ihm entgegen und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln, während ich darauf achtete meinen Körper kein Zeichen von Anspannung zeigen zu lassen. Tatsächlich wirkte diese Taktik und ich sah, wie die Unsicherheit in seinen Augen weniger wurde. „I-ich wollte dir eigentlich nur danken.", sprach er leise und senkte seinen Kopf, was sofort einen Stich in meinem Herzen verursachte. „Wofür, Jimin? Es gibt nichts, wofür du mir danken müsstest." Daraufhin hob er seinen Kopf überrascht wieder und ich sah seine großen dunklen Augen, die ein wenig feucht glänzten.

„D-doch, Yoongi. Du hast schon so viel für mich getan und das allein in den letzten zwei Tagen. Du hast mich da im Park gefunden, heulend und aufgelöst, doch du hast nicht nachgefragt und mich einfach mitgenommen, um mich aufzuwärmen. Ich weiß ich bin keine einfache Person und ich wollte dir auch wirklich keine Umstände ma-" „Schhh, bitte red keinen Schwachsinn.", unterbrach ich ihn direkt, während mein Herz in meiner Brust schmerzte als ich seine tränenverschleierten Augen sah. Erneut senkte er den Kopf und ich spürte regelrecht, dass er mir nicht glaubte. Kurzerhand streckte ich meine Hand nach ihm aus und legte ihm zärtlich meine Finger unter sein Kinn, um seinen Kopf daran aufzurichten. Erneut überflutete Unsicherheit sein Gesicht.

Ich ließ meine Hand an seinem Kinn und streichelte ein wenig über seine glatte und reine Haut, während ich ihm leise zusprach. „Jimin, es gibt wirklich nichts für das du mir danken müsstest. Ich habe dir einfach nur geholfen, weil ich gesehen habe, dass es dir schlecht ging und das werde ich auch weiterhin tun. Und du hast vielleicht ein Geheimnis, worüber du nicht reden kannst, aber deswegen bist du doch keine schwierige Person. Du bist du und du bist besonders so wie du bist. Ich brauche keinen Dank von dir Jimin, denn allein, dass es dir geholfen hat, ist mir Dank genug."

Stille Tränen flossen über seine Wangen und ich konnte richtig sehen, wie sehr er diese Worte gebraucht hatte. Dabei hatte ich doch nur die Wahrheit erzählt, eine Wahrheit die er wohl dringend benötigt hatte. Ich konnte mir vorstellen, wie es war ein Geheimnis für sich zu behalten und auch wie schwer es für ihn sein musste seinen Freunden immer etwas vorzuspielen. Er hatte sich innerlich wahrscheinlich verrückt gemacht, sich eingeredet, dass er schwierig war, obwohl das eigentlich so gar nicht stimmte.

Meine Hand fuhr von seinem Kinn zu seiner Wange und strich die kleinen Tränen weg, die unaufhörlich aus seinen Augen tropften. „Schhh, bitte nicht weinen.", flüsterte ich nur zärtlich und rutschte noch ein Stück näher zu ihm ran, bot ihm meinen Trost und meine Wärme an. „D-das ... das hat echt noch nie jemand zu mir gesagt.", gab er flüsternd von sich und mir zerbrach es förmlich das Herz. Auch meine andere Hand fand ihren Weg zu seiner Wange und rahmte nun sein Gesicht ein, während meine Finger über seine feuchte und doch wunderschöne Haut strichen.

„Dann sollte ich es dir vielleicht nochmal sagen. Du bist besonders Jimin und das nicht wegen eines doofen Geheimnisses. Du bist einzigartig und genau das hat mein Interesse von der ersten Sekunde an geweckt. Du bist nicht wie die anderen hirnlosen Kinder dieser Stadt, nein du besitzt Tiefe. Und genau deswegen mag ich dich auch." Ein wenig erschrocken riss er seine Augen auf, er hatte wohl nicht mit solchen Worten meinerseits gerechnet. Unsere Blicke verfingen sich ineinander und wie schon unzählige Male zuvor verlor ich mich in diesem hellen leuchtenden Braun, das mir so viel über ihn sagte.

Einem Impuls folgend, nährte ich mich ihm, strich immer noch mit meinen Fingern über seine Wangen, seine Lippen. Lippen, die jetzt meinen Blick auf sich zogen und die so verführerisch dunkel glänzten. Der Drang sie zu kosten, stieg unmittelbar in mir auf und so überbrückte ich noch ein paar Zentimeter Abstand mehr. Mittlerweile konnte ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren und so dauerte es nicht mehr lange, bis meine Geduld mich verließ und ich meine Lippen auf seine legte.

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Und damit geht es auch schon los! ☺️ Ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen und bis in 30 Minuten 🤗

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt