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Jimin

„Meldest du dich, wenn du in Daegu ankommst?", fragte ich leise, kuschelte mich direkt in seine ausgestreckten Arme und schloss die Augen. Ein eiskalter Wind umspielte unsere dick eingepackten Körper, riss die feinen Strähnen unserer Haare wild umher und bescherte unseren Wangen eine kühle Röte. Trotzdem empfand ich nichts als Wärme, als Yoongi auf meine Frage hin bestätigend nickte und mich fest an sich zog.

„Meine Mutter wird zwar nicht so begeistert sein, wenn ich erst dir schreibe anstatt sie zu begrüßen, aber natürlich." Ich hörte regelrecht wie er leise schmunzelte, doch das machte mir nichts. Für mich zählte nur das Versprechen, welches in seinen Worten lag.

„Ich werd dich wahnsinnig vermissen.", murmelte ich gedämpft in die dicke Wolle seines Schals, der trotz des starken Windes Yoongis ganz eigenen, wunderschönen Duft versprühte. Tief atmete ich ihn ein, versuchte eine Erinnerung daran zu schaffen, um mich wenn nötig nur mittels dieses Gedankens trösten zu können.

Unwillkürlich verfestigte ich meinen Griff um seinen Körper. „Ich wünschte, du würdest noch etwas bleiben... Es wird komisch sein zu wissen, dass du nicht in meiner Nähe sein wirst, dass es nicht nur eine Nachricht oder einen Anruf braucht, um deine Arme um mich zu spüren..." Völlig versunken wisperte ich die Worte in seinen Schal, vielleicht auch gleich gegen die empfindliche Haut seines Halses, direkt unter dem Ohr, da er sanft in meinem Griff erschauerte.

„Glaub mir, mir geht es ganz genau so..." Ein tiefes Seufzen entrang sich seiner Kehle, trotzdem lag ein besänftigendes Lächeln auf seinen weichen Lippen, als er mich nach einer kurzen Weile sacht von sich schob, seine Hände jedoch blieben wie zwei warme, haltende Ringe um meine Arme, hielten mich fest, so wie sie es schon immer getan hatten.

„Aber wir können ja so viel schreiben wie möglich oder auch telefonieren, damit ich deine schöne Stimme hören kann.", sein Lächeln vertiefte sich und nun hoben sich auch meine Mundwinkel langsam an, während eine wunderbare Wärme mein Herz ergriff und mich trotz des Abschieds wohl und geborgen, einfach aufgehoben fühlen ließ.

„Versprochen?", fragte ich leise, sah in diese einzigartigen schokobraunen Augen und wollte am liebsten nie wieder auch nur einen Gedanken daran verschwenden je meinen Blick von ihnen abzuwenden.

„Versprochen.", bestätigte Yoongi allerdings meine Bitte ohne zu zögern, weshalb ich erneut meine Arme um ihn schlang und mich wirklich fest an ihn schmiegte. Ich wusste es würde die letzte Umarmung für einige Zeit sein, sodass ich sie in diesem Moment noch mehr genoss, obwohl der Abschied schon direkt vor uns lauerte. Aber das brauchte ich nun grade einfach- eine willentlich feste Umarmung, nicht gewiss, wann genau die nächste mich ereilen würde. Deswegen versank ich kurz in diesem Augenblick, erlaubte mir völlig in meinen Gefühlen zu abzutauchen, damit meine Augen nicht ganz so sehr glitzern würden, wenn der Moment der Trennung wirklich kam.

Und dieser ließ auch nicht mehr lange auf sich warten, denn Yoongi löste sich nach ein paar Minuten erneut vorsichtig von mir, strich mir einige wilde Strähnen aus dem Gesicht und hauchte mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn.

„Ich würde das zwar gerne noch ein bisschen in die Länge ziehen, aber ich glaub Mom würde mich dann erwürgen.", lachte er rau, seine Stimme schien etwas belegt, als ob es auch für ihn nicht einfach wäre jetzt zu gehen.

Und für mich war es das erst recht nicht. Dennoch nickte ich verstehend.

Schließlich war heute Weihnachten und selbst meine Familie hatte etwas für den heutigen Tag geplant. Bei Yoongi war es nicht anders, nur dass er im Gegensatz zu mir um einiges länger bräuchte, um bei seiner Familie anzukommen...

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt