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Jimin

Ich spürte wie seine Lippen sich gegen meine bewegten und wurde beinahe erschlagen von dem atemberaubendem Gefühl. Ich spürte wie mein Herz wilde Purzelbäume schlug und wie abermillionen Feuerwerkskörper in meinem Körper explodierten. Ich war so überrumpelt von dieser ganzen Situation, dass ich gar nicht wirklich realisierte, was ich grade hier tat.

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit wurde mir klar, dass ich genau in diesem Moment meinen ersten Kuss erlebte und das auch noch mit einem Jungen. Die Worte meiner Mom schossen mir urplötzlich in den Kopf, woraufhin ich nur erschrocken meine Augen aufriss, mich hektisch aus dem Kuss löste und mehr Abstand zwischen Yoongi und mich brachte.

Ich sah das enttäuschte Funkeln in seinen Augen, kümmerte mich aber grade nicht weiter darum, da Panik von mir Besitz ergriff. Meine Lunge schnürte sich praktisch zu und ich schnappte verzweifelt nach Luft, während die Panik mich überflutete.

Was, wenn mein Vater davon Wind bekam? Wenn er rausbekam, dass ich grade einen Jungen geküsst hatte?!

„Scheiße, Jimin! Alles okay?", Yoongis besorgter Ausruf drang wie aus weiter Ferne zu mir, erreichte aber nicht wirklich meine Gedanken, da diese mit Szenen bevölkert waren, in denen mein Vater hiervon etwas mitbekam, eine dabei schlimmer als die andere. „Jimin, du musst atmen!", rief Yoongi verzweifelt und schlug leicht gegen meine Wange, damit ich endlich aus meiner Trance erwachte. „Scheiße, scheiße scheiße, scheiße! Bitte Jimin, du musst atmen, langsam, ein und aus, ein und aus." Ich versuchte die wilde Panik zu bekämpfen und konzentrierte mich auf seine Stimme und spürte bald darauf wie der Druck auf meiner Brust nachließ und meine Atmung sich etwas normalisierte.

„So ists gut, konzentrier dich darauf, ein und aus, immer wieder." Ich folgte seinen Anweisungen und merkte, wie ich allmählich wieder Herr über meinen Körper und wie ich ruhiger wurde. Yoongi ließ mir noch ein paar Minuten Zeit mich zu beruhigen und sah mich dann mit einem undefinierbaren Blick an. „Du hast mir einen riesen Schrecken eingejagt.", seufzte er schwer und ich spürte die Reue in mir aufsteigen. „Tut mir leid.", flüsterte ich mit kratziger Stimme, woraufhin er mir sofort das Glas mit Wasser reichte, dass er vorhin dort für mich hingestellt hatte. „Nein, mir tut es leid. Ich hab dich anscheinend bedrängt, was eigentlich überhaupt nicht meine Absicht war."

Ich wusste nicht direkt, was ich antworten sollte und so blieb ich vorerst einfach still. „Es wird langsam spät, wir sollten schlafen gehen." Er seufzte erneut und stand auf, wobei ich das Gefühl hatte, dass die ganze Situation ihm einfach unangenehm war und er jetzt so schnell wie möglich weg wollte. Da es mir aber ähnlich ging, nickte ich nur zaghaft. „Du kannst es dir gerne hier auf der Couch gemütlich machen, Kissen und die Decke sind ja schon hier. Falls irgendwas sein sollte, du findest mich in dem Zimmer gegenüber vom Bad. Gute Nacht." Er wandte sich von mir ab und ich konnte deutlich seine Enttäuschung spüren, was meinen Magen verknoten ließ.

„Yoongi.", flüsterte ich leise und mit vor Reue belegter Stimme. Er blieb stehen und drehte seinen Kopf, wandte sich mir aber nicht komplett zu, dennoch wusste ich, dass seine Aufmerksamkeit mir galt. „Es tut mir leid.", meinte ich bedrückt und bemerkte das resignierte Seufzen seinerseits, bevor er sich dem Flur zuwandte und schließlich verschwand.

Da saß ich nun, allein in einem fremden Wohnzimmer und mit schlechtem Gewissen. Es tat mir weh Yoongi so niedergeschlagen zu sehen und insgeheim verurteilte ich mich selbst dafür. Auch mir entkam ein angespanntes Seufzen, während ich nach der Fernbedienung griff und den Fernseher ausschaltete. Sofort war der Raum in eine tiefschwarze Dunkelheit gehüllt und ich schnappte mir schnell die erwähnte Decke und das Kissen und machte es mir auf den weichen Polstern gemütlich.

Doch anstatt dass mich die Müdigkeit ergriff, fühlte ich mich hellwach und so starrte ich gedankenverloren an die Decke, an der ein paar Schatten Fange zu spielen schienen. Ich ließ die letzten Minuten nochmal Revue passieren und konnte nicht anders als mich schlecht zu fühlen. Ich hatte grade meinen ersten Kuss erlebt und das erste, was ich machte, war ihn von mir zu stoßen und eine Panikattacke zu bekommen. Dabei war es eigentlich nicht mal schlimm gewesen, ganz im Gegenteil sogar. Ich erinnerte mich an die Feuerwerkskörper in meinem Inneren, spürte dieses aufgeregte, spannende Kribbeln. Nur mein Vater hatte mal wieder alles versaut, er und seine verschrobenen Sichtweisen.

Ich wusste nicht, warum er eine Abneigung gegen homosexuelle Leute hatte, aber allein die Art wie er wahrscheinlich reagieren würde, wenn er herausfände, dass ich anscheinend auch zu ihnen gehörte, wollte ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen. Denn eins war mir grade nur noch bewusster geworden: ich mochte Yoongi wirklich und würde es meinen Vater nicht geben, hätte ich seinen Kuss hundertprozentig erwidert. Der Gedanke, dass ich meinen ersten Kuss wegen ihm ruiniert hatte, machte mich wütend. Wieder gab es etwas, dass verhinderte annähernd glücklich zu werden und das störte mich so sehr, dass ich für einen Moment auf die Meinung meines Vaters schiss und mit wackeligen Beinen aufstand.

Ich suchte mir meinen Weg durch das Wohnzimmer und gelang schließlich in den schmalen Flur, dem ich ein paar Schritte folgte und dann letztendlich vor einer bestimmten Tür inne hielt. Ich atmete ein Mal tief durch, sammelte meinen Mut und betrat das Zimmer.

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Und damit ab in die 2. Runde! 🥳

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt