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Jimin

Dreißig Minuten und zwei steife Füße später kam ich dann auch endlich an meiner Schule an. Schon allein von meinem Standpunkt noch einige Meter vom Schulhof entfernt, konnte ich das Geschrei der jüngeren Schüler hören. Es knirschte in meinen Ohren, wobei diese fröhlichen Töne besonders schmerzhaft in mein Trommelfell stachen. Es biss sich einfach mit meiner trüben Stimmung und so konnte ich nicht anders, als mein Gesicht leidend zu verziehen. Dennoch setzte ich immer wieder einen Schritt vor den anderen und wappnete mich insgeheim dafür in wenigen Minuten auf meine Freunde zu treffen, die mich wahrscheinlich genauso freudig begrüßen würden, trotz dieses so eisigen Montags.

Weit gefehlt hatte ich damit nicht, denn nur nach wenigen Metern landete auch schon schwungvoll ein Arm auf meiner Schulter, während ich im Augenwinkel den hellbraunen Schopf meines besten Freundes erkennen konnte. „Ey Jimin! Sag mal hattest du keine Lust mich zu sehen oder warum bist du nicht mit dem Bus gefahren?", fragte er mich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, was mich daran erinnerte selbst ein Lächeln auf die Lippen zu legen. Durch die lockere Art meines Freundes seit Kindheitstagen fiel es mir leichter als gedacht und ich spürte bereits wie der Druck auf mein Herz ein klein wenig leichter wurde. Auch ich legte ihm brüderlich meinen Arm um die Schulter und steuerte mit ihm zusammen die kleine Gruppe aus Menschen am Eingang an, wo uns unsere Freunde schon gespannt entgegensahen. „Was denkst du denn von mir, Tae?", gab ich dann spielerisch zurück und knuffte ihn ein wenig, woraufhin er seinen typischen, definitiv nicht ernst gemeinten, Schmollmund zog.

„Ich dachte schon, obwohl du natürlich Recht hast. Auf mich kann man nicht keine Lust haben." Ich lachte über seine komische Formulierung und genoss die Schwerelosigkeit, die mein Herz gefangen nahm. All die Sorgen und trüben Gedanken wurden auf einmal weniger wichtig und so atmete ich befreit aus, als wir bei Kookie und Jin ankamen, die uns bereits erwarteten. „Morgen Leute.", begrüßte ich die beiden und schmiss einfach Taes Arm von meiner Schulter, um meine anderen Freunde mit einer kleinen Umarmung zu empfangen.

Auch Tae nahm die beiden kurz in den Arm, wobei er es nicht lassen konnte Jin etwas ins Ohr zu raunen. Dieser errötete daraufhin und ließ Tae sofort wissen, was er von seinem Kommentar hielt, indem er ihm eine leichte Nackenschelle verpasste. Da ich mir denken konnte, in welche Richtung Taes Gedanken gegangen waren, warf ich ihm einen warnenden Blick zu, doch der zuckte nur uninteressiert mit den Schultern, während sich sein typisches Grinsen auf seine Lippen legte.

Allerdings nahm Jin meinem besten Freund diesen Kommentar nicht sonderlich übel, schließlich waren wir solch ein Verhalten von ihm gewöhnt und so ging er nur dazu über uns von Kopf bis Fuß zu mustern. Ich bemerkte ganz genau, wie seine Augen an den dunklen Ringen in meinem Gesicht hängenblieben, doch zu meinem Glück kamen weder unangenehme Fragen noch irgendein Kommentar. Jedoch besaß Kookie anscheinend kein solches Feingefühl und war so nett mich auf das offensichtlichste hinzuweisen. „Du siehst scheiße aus. Hast du irgendwie durchgemacht oder so?", meinte er trocken und ein kleines Lachen entrang sich meiner Kehle. Direkt, wie immer. „Nein Kookie, ich hab nur nicht so gut geschlafen. Aber jetzt kommt; der Unterricht beginnt in zehn Minuten und ich muss vorher nochmal zum Schließfach."

Einstimmiges Nicken folgte von meinen Freunden und so ließen wir den kalten Hof hinter uns und traten in das Schulgebäude. Wie immer verzog ich bei dem Geruch nach Schweiß, alten Fußboden und stickiger Heizungsluft die Nase, was den anderen aber anscheinend genauso ging. „Sag mal, wozu haben wir eigentlich einen Hausmeister? Der könnte doch wenigstens ein paar Raumerfrischer aufstellen, damit ich nicht immer gleich kotzen will, wenn ich hier rein komme.", beschwerte Tae sich mit gerümpfter Nase, während wir alle zustimmten. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren ausschließlich durch den Mund zu atmen und folgte den anderen zu den Spinden, die an den Seiten der Flure fein säuberlich aufgestellt waren. Zumindest waren sie das mal. Nun zierten hübsche Beulen und Dellen das Blech, welches nur noch stückchenweise Farbe aufwies. Der Rest des Lacks war schon längst abgeblättert und verteilte sich in kleinen Krümeln auf dem Boden, der auch ewig keinen Besen mehr gesehen haben musste.

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt