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Also ich gebe ja nun sonst keine Musikempfehlungen, da ich selbst immer ohne schreibe, aber dieses Lied ist eine wichtige Grundlage für dieses Kapitel also hab ich es euch mal verlinkt 😊

Taemin- Clockwork

Jimin

Ich wusste nicht wirklich warum es mich grade zu diesem Ort zog oder wie ich überhaupt hergekommen war, jedoch stand ich keine dreißig Minuten später mit leicht geröteten Augen und verstrubbelten Haaren vor den gläsernen Eingangstüren des Tanzstudios. Ich zögerte, konnte nicht ganz verstehen, wieso mein Körper mich hergeführt hatte, aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl im Tanzen die richtige Ablenkung finden zu würden. Also legte ich zaghaft meine zitternden Finger auf die metallene Klinke und schob mich in das Innere des Gebäudes. Sofort umfing mich wohlige Wärme und der beruhigende Geruch von Schweiß und harter Arbeit. Das liebte ich an diesem Ort; man arbeitete so hart an sich und seinem Körper, an den Bewegungen und der Grazie, dass man vergaß wer man eigentlich war. Wahrscheinlich war dies auch genau der Grund, wieso ich nun hier stand und lauschte.

Von oben konnte ich dumpf den Bass eines Liedes erahnen, was mir bewies, dass Jihe hier war und höchstwahrscheinlich einen Kurs gab. Für mich kam das mehr als gelegen, denn es ersparte mir eine Begegnung mit ihr, auch wenn es mir insgeheim leid tat so zu denken. Doch die Auseinandersetzung oder was auch immer das vorhin mit Yoongi war, hatte mir so sehr zugesetzt, dass ich nur noch allein sein wollte. Und da ich öfters mal außerhalb der Trainingszeiten herkam, wusste ich, dass Jihe nichts dagegen haben würde, wenn ich den unteren Saal für eine Weile für mich beanspruchte.

Dennoch ließ ich mir noch einen winzigen Augenblick, um alles auf mich wirken zu lassen, bevor ich schnell in die Umkleide huschte und dort nach den Sachen fischte, die ich hier immer lagerte. Nach nur wenigen Minuten hatte ich meinen dicken Pulli gegen ein lockeres, weißes Shirt und die enge Jeans durch eine Jogginghose ersetzt. Ich nahm noch einen kurzen Schluck aus meiner Flasche und betrat dann durch die Verbindungstür den etwas kleineren Saal. Fast sofort huschte mein Blick zu der verspiegelten Wand und ich kam nicht umhin zu bemerken, wie wahrhaft fürchterlich ich aussah. Schon aus drei Metern Entfernung konnte man die Schatten unter meinen Augen und die geschwollene Haut darum erkennen. Meine Haare hatten gefühlt schon tagelang keinen Kamm mehr gesehen, doch das war mir grade sowas von egal. Stattdessen nahm ich die kleine schwarze Fernbedienung und drückte wahllos auf Play.

Ein paar Sekunden nahm ich mir Zeit, um mich in den Song einzufühlen, bevor ich langsam begann mich aufzuwärmen. Ich aktivierte meine Muskeln, sprang ein wenig auf der Stelle und dehnte mich ausgiebig. Allein von den wenigen Übungen rann mir der Schweiß in Strömen über den Körper, aber ich kümmerte mich nicht darum. Eher biss ich mir krampfhaft auf die Lippe, schmeckte sogar ein wenig Blut und bekämpfte die anschwellende Flut an Gefühlen in mir. Ich machte solange weiter, bis mein Körper bereits schmerzte und ich halbwegs die Kontrolle über meine Gedanken hatte.

Langsam erhob ich mich mit zitternden Knien, griff nach der kleinen Fernbedienung und wechselte das Lied. Obwohl ich Jihes Playlist in und auswendig kannte, kam mir dieses Lied nicht bekannt vor. Es war langsam, ruhig und am schlimmsten: emotional. Dennoch hielt mich etwas davon ab gleich wieder auf das schwarze Rechteck zu drücken. Ich lauschte den Klängen, der melodischen Stimme und konnte die Gänsehaut nicht mehr aufhalten, die sich über meine Haut legte. Wie ein zu schwacher Damm verlor ich die Kontrolle über meine Gefühle und konnte nicht anders als an die letzten Tage zu denken, an den Streit mit meiner Mutter, an das darauffolgende Schweigen, an das Gespräch mit Dad und der bodenlosen Leere, die danach folgte und alles verschlang.

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt