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Jimin

Die restlichen verbliebenen Tage bis zu den Ferien verbrachte ich weitestgehend bei Tae oder Yoongi.

Grade jetzt, nach den letzten mehr als nur aufregenden Tagen, genoss ich meine Zeit mit den beiden ganz besonders- einfach weil es so anders war als sonst.

Ich hatte zuvor gar nicht bemerkt, wie sehr mir die Zeit mit Tae fehlte...

...das gedankenlose Rumalbern, die tiefsinnigen Gespräche, zu denen wir neigten, wenn der Mond hoch am Himmel stand, einfach nur das zwanglose Beisammensein. Es fühlte sich unbeschreiblich toll an wieder so viel Zeit mit meinem besten Freund zu verbringen.

Und wenn ich bei Yoongi war....

.....da konnte ich mir einfach vorstellen, dass die Welt in Ordnung war, dass ich mich gut und entspannt in meiner eigenen Haut fühlen durfte.

Meine Eltern zumindest verloren kein Wort darüber, dass ich mich kaum noch Zuhause aufhielt.

Entweder sie hatten endlich verstanden, dass ich den momentanen Zustand nicht mehr aushielt oder....

.....oder es interessierte sie schlichtweg nicht.

Was es im Endeffekt auch war, das sie zu diesem Verhalten veranlasste....

...mir war es mittlerweile egal.

Ich versuchte mich einfach von ihnen zu separieren, auch wenn ich das so niemals gewollt hatte. Aber langsam hatte ich einen Punkt erreicht, an dem ich Entscheidungen zu meinem Wohl treffen musste.

Und dass mir die aktuelle Situation definitiv nicht zugute kam, hatte ich nun auch endgültig begriffen.

Das war mir zwar schon ein wenig länger bewusst und dennoch hatte es mich noch nie in einem solchem Ausmaß gestört.

Man könnte sogar meinen, der Tag, an dem ich Yoongi meine Gefühle gestanden hatte, war ausschlaggebend dafür gewesen endlich zu realisieren, dass es auch anders ging...

....dass ich durchaus in der Lage war mich vollkommen wohl und befreit zu fühlen.

Allein das zu verstehen und auch zu akzeptieren brachte mich nun dazu die Dinge ein wenig anders zu sehen.

Ich hatte meinen Blickwinkel verändert.

Ein kleines Seufzen entwich meinen Lippen, an denen ich in letzter Zeit immer wieder gedankenlos herumkaute. Genauso wie jetzt.

Also entließ ich meine Lippen von dem beständigen Nagen meiner Zähne und ließ meinen trägen Blick über die sanft farbigen Wände meines Zimmers gleiten, erfasste den leichten Staub auf den Regalen und die einzelnen Sachen, die kaum sichtbar auf dem Stuhl vor meinem Schreibtisch, auf dem Boden und sogar dem Bett lagen.

Normalerweise gehörte ich nicht zu denjenigen, die krampfhaft Ordnung hielten, aber dieser Anblick war selbst für meine Verhältnisse unnormal trist.

Es fühlte sich nicht mehr wie mein Zimmer an.

Es waren die vier Wände eines Jungen, der unter seiner Familie litt, der mit einem grauen Blick durch die Welt ging, der sich in seinem Schmerz verlor und den Schatten in ihm unbewusst viel zu viel Raum gab.

Doch nun hatte sich etwas verändert.

Ich fühlte mich seltsam distanziert von diesen Empfindungen. Sie gehörten zwar immer noch zu mir, nur nicht mehr ganz so....

....präsent.

Ich fühlte nach wie vor den Schmerz tief in mir, nun verborgen unter einer Schicht aus hauchdünnem hellem Glas- versteckt, aber immer erkennbar, damit ich mich daran erinnerte wie er sich anfühlte.

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Where stories live. Discover now