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Jimin

Mit zitternden Knien und nach wie vor aufgelöst, wegen dieses abscheulichen Tages, huschte ich durch die stillen Gänge der Schule. Das Gewicht meines Rucksacks legte sich auf meinen Rücken, zog bedächtig an meinen Schultern, die bereits schlaff herunterhingen. In Gedanken war ich immer noch bei der Aussprache mit Tae, auch wenn sie wegen des Unterrichts kurz ausgefallen war, so konnte ich nicht bestreiten wie gut es sich anfühlte meinem besten Freund die Worte "Es tut mir leid" entgegenzubringen. Dabei hatte ich soviel mehr Wert darauf gelegt, hatte ihn im Stillen angefleht mir zu verzeihen, dass ich mich nach den letzten Minuten ihm dennoch nicht anvertrauen konnte. Denn obwohl Yoongi mir Trost gespendet und mich beruhigt hatte, so war mir gleichzeitig auch bewusst geworden, dass ich ihnen nichts von meinen Problemen erzählen konnte. Egal wie sehr ich es auch wollte, wie sehr ich den beiden nun vielleicht vertraute mit dem Schmerz umgehen zu können, so hielt mich etwas davon ab. Ich konnte mir nicht vorstellen endlich damit herauszuplatzen, meinen Schmerz in einfache, banale Worte zu packen, die die ganze Sache noch so viel ....... realer machten.

Also hatte ich meine Klappe gehalten, unsere Umarmung genossen und mich im Stillen dafür verurteilt ihm etwas zu verheimlichen, obwohl er nun doch schon eine Ahnung hatte. Es tat weh daran zu denken, wie sehr es ihn schmerzen musste die Situation so zu ertragen. Wir waren nun schon so lange Freunde, hatten bis jetzt immer alles miteinander geteilt....... außer diesen einen schwarzen Schandfleck in meinem Leben. Meine Brust hatte geschmerzt, mein Herz darin verkrampft und unendlich zerrissen, obwohl ich mich grade mit ihm ausgesöhnt hatte. Ich wurde einfach das Gefühl nicht los, dass ich es ihm schuldig war ihn auch in diesen Teil meines Lebens zu lassen, doch so sehr es mich auch danach gesehnt hatte, mein Mund war wie versiegelt gewesen.

Mit diesen Gedanken ließ ich das Schulhaus schnell hinter mir und steuerte direkt auf den roten Wagen zu, der bereits mit laufendem Motor auf mich wartete. Yoongi saß darin, schenkte mir dieses süße, aufmunternde Lächeln und brachte meinen Kopf dazu mit einem Mal zu verstummen. Ich genoss die plötzliche Ruhe, auch wenn sie sich seltsam hohl anfühlte und ließ mich auf den Beifahrersitz gleiten. „Alles okay?", fragte er lieb und strich mit seinen Fingerspitzen zärtlich über meine noch leicht kühle Wange. Ich nickte, wenn auch nur schwach, drückte mich wie automatisch ein Stück näher an seine wärmespendenden Finger und genoss dieses zarte Kribbeln, das durch meinen Körper lief wie ein Stromschlag. „Gut, dann bring ich dich schnell nach Hause.", er legte bereits seine Hand auf den Schalthebel, als ich ihn aus einem Gefühl heraus davon abhielt. „Ich habe es mir anders überlegt, k-können wir vielleicht zu dir?" Er schien einen Moment zu überlegen, ich sah es an seiner leicht gekräuselten Stirn und wollte meine Worte schon wieder zurücknehmen, als das Lächeln auf seine Lippen zurückkehrte und er mir mit einem Nicken zu verstehen gab, dass das für ihn kein Problem darstellte. „Na klar." „Danke.", brachte ich ihm zögerlich entgegen, versteckte meine Hände in meinem Schoß und ließ meinen Blick aus dem Fenster schweifen. Was für ein Tag...



~


„Machs dir doch gemütlich, ich werd uns schnell einen Tee kochen gehen." Ich nickte auf seine Worte hin, auch wenn Yoongi mir den Rücken zugedreht und schon fast in der Küche verschwunden war. Wie immer, wenn ich in den letzten Wochen in seinem gemütlichen Wohnzimmer stand, ergriff mich diese seltsame Ruhe. Ich konnte nicht genau ausmachen, woran es lag, aber irgendwas an der warmen Wandfarbe, den kleinen verspielten Mustern darauf und der Ausstrahlung der modernen Möbel gab mir das Gefühl wirklich zu Hause zu sein. Nicht in meinem Zimmer in diesem schrecklich glanzlosen Haus, sondern wirklich zu Hause; ein Ort zum Zurückziehen, an dem ich einfach nur Jimin war. Keine schweren Gedanken holten mich ein, kein Stein lag auf meiner Brust und verwehrte mir das unbeschwerte Atmen, keine Sorgen über die Dinge, die ich sagte oder tat. Es war als bildeten seine vier Wände ein Schutzwall gegen all das, was in meinem Leben schief lief, wie eine meterdicke Mauer, verstärkt durch die Wärme und  Zuneigung, die mir der Besitzer entgegenbrachte.

„Was ist los?", vernahm ich seine Stimme hinter mir, ehe sich seine Finger an meine Taille legten und ich die Wärme seines Körper direkt an meinem Rücken spürte. Ich folgte seiner stillen Aufforderung, lehnte mich ein Stück nach hinten und genoss das Gefühl von seinen Armen um meinen Torso, während seine starke Brust mir einen wahrhaften Halt suggerierte. „Wieso stehst du denn noch hier und starrst vor dich hin?", fragte er leise, seine Stimme nahe meines Ohres, sodass ich seinen heißen Atem darin spüren konnte. Ich schüttelte den Kopf, legte meinen Kopf hinten auf seiner Schulter ab und schloss für einen Moment die Augen, ließ die letzten Stunden Revue passieren und was sie alles mit mir angestellt hatten.

Es war die Hölle für mich; dieses ewige hin und her meiner Gedanken, wie ein nie stillstehendes Pendel. Da war der Drang zu reden, all die angestaute Luft rauszulassen, bevor ich endgültig platzte. Ich war versucht diesem nachzugehen, machte mir konstant selbst Mut das durchzustehen, all die Emotionen durchzuleben, wenn ich davon erzählte, den Schmerz freiwillig zuzulassen. Ich spürte wie sich die Situation mittlerweile wandelte, wie sich etwas veränderte. Ich stand nicht mehr alleine da, hatte nun Yoongi und jetzt auch Tae an meiner Seite, die mir immer helfen würden und von denen ich wusste, dass sie mich nicht wie eine heiße Kartoffel fallen lassen würden, wenn ihnen bewusst wurde wie dermaßen kaputt ich eigentlich schon war. Zumindest glaubte ich es zu wissen...

Andererseits hatte ich Angst, Angst genau vor diesem Fall, dass sie mich nicht verstehen könnten, dass ihnen die Tragweite dessen, mit was ich zu kämpfen hatte, nicht völlig erschließen würde. Ich fürchtete mich davor ihnen mein Herz auszuschütten, es ihnen wie ein zerbrechliches Ei in die Hände zu legen, nur um zu sehen, wie sie es aus Überforderung fallen ließen. Ich hatte Angst vor all den Schmerzen, die mich durch die Erinnerungen heimsuchen würden, die mich zerfressen würden, wenn niemand an meiner Seite wäre, um den nagenden Wurm von mir zu reißen. Ich würde einfach so zusammenbrechen und davor fürchtete ich mich wohl am meisten; vor dieser leeren Dunkelheit, die alles und nichts verschlucken konnte.

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Tut mir leid, dass jetzt so lange nichts mehr von mir kam... normalerweise bin ich ja recht aktiv, was Updates angeht, aber ich scheine grade in einer Art Schreibblockade zu stecken, die mich kaum einen richtigen Satz schreiben lässt 😩
Ich werd trd versuchen wieder halbwegs regelmäßig zu updaten und euch nicht so lange hängen zu lassen, auch wenn bald wieder die Schule anfängt und ich mit meinem Zeitmanagement schauen muss. Bis dahin versuche ich aber diese doofe Blockade zu überwinden....

Ich hoffe euch hat auch dieses Kapitel gefallen und ich bedanke mich für all die Leser, die mir mit ihren votes und Kommentaren jedes Mal ein Lächeln aufs Gesicht zaubern; Vielen Dank 💜

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt