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Jimin

Das schrille Piepen meines Weckers schallte durch den ganzen Raum, wurde von den Wänden wieder zurückgeworfen und klingelte nervig in meinen Ohren wider. Seufzend schlug ich meine völlig überreizten Augen auf und wusste schon vom ersten Augenblick an, dass heute ein schrecklicher Tag werden würde.

Müde tastete ich nach dem kleinen Knopf, der dieser lauten Folter ein Ende bereiten würde und hätte mich am liebsten sofort wieder in meine warmen Kissen sinken lassen, als die Ruhe sich erneut ausbreitete, die einzig und allein durch den Wecker gestört worden war. Doch es brachte alles nichts und ich wusste, würde ich meine Augen jetzt noch ein mal schließen, würde ich sie wahrscheinlich erst Stunden später wieder aufmachen. Also riss ich mich zusammen und setzte mich träge auf, rieb mir mit meinen Fingern über die juckende Haut unter meinen Augen, die jetzt wahrscheinlich eine tolle dunkelblaue Farbe innehaben würde. 

Mit großer Anstrengung schlug ich meine dicke Decke beiseite und setzte meine nackten Füße auf den kalten Boden. Augenblicklich überzog eine fette Gänsehaut meinen ganzen Körper, aber heute war ich irgendwie ein wenig froh über die Kälte, da sie anscheinend dazu beitragen konnte meine Müdigkeit abzuschütteln. Allerdings würde das eher ein Wunschgedanke bleiben, da ich diese Nacht so gut wie nicht geschlafen hatte und es heute wohl kaum etwas geben würde, was mich von der Müdigkeit abbringen könnte.

Erneut löste sich ein Seufzen aus meinem Mund, drang fließend zwischen meinen Lippen hervor, bevor es gleich darauf schon wieder verging. Schwer erhob ich mich von meinem Bett und tapste schleppend zu dem Kleiderschrank an der anderen Seite des Raumes. Wie automatisch blieb mein Gesicht an meinem Spiegelbild hängen. Wie bereits vermutet, zierten große dunkle Schatten meine Augen und allgemein wirkte mein Gesicht eingefallen und fahl. Es erinnerte mich an den Gedanken mit dem Geist und unwillkürlich entrang sich ein irres Kichern meiner Kehle. Würde man mich hier und jetzt für die Rolle eines Geistes in einem Horrorfilm casten, wäre die Chance angenommen zu werden wohl gar nicht mal so gering. 

Doch so schnell das Kichern auch gekommen war, verblasste es wieder und die Stille nahm ihren rechtmäßigen Platz ein. Lustlos fischte ich in meinem Schrank nach den erstbesten Dingen, die mir in die Hände fielen und machte mich dann auf den Weg in das Bad, um zum wiederholten Male eine eiskalte Dusche zu nehmen, die mir eventuell sogar wieder ein wenig Leben einhauchen würde.




Mit noch klammer Haut und feuchten Haaren schlürfte ich die Treppen nach unten, wo mir schon die Geräusche geschäftigen Treibens aus der Küche entgegen schlugen. Unsicher blieb ich vor der Tür stehen und beobachtete meine Mutter dabei wie sie leise summend ihren allmorgendlichen Kaffee zubereitete. Diese fröhlichen Töne stachen in meinen Ohren, rissen mein Trommelfell förmlich auseinander, da ich es nicht verstehen konnte, wie sie nach unserem gestrigen Gespräch zu guter Laune fähig war. 

Ich hatte ihr gestern zum ersten Mal mein Herz ausgeschüttet. Ich hatte ihr erzählt, wie sehr diese Situation auf mir lastete und hatte ihr anvertraut wie zerbrechlich alles derzeit in mir war. Ich wusste nicht genau, warum ich ihr all das erzählt hatte, aber wahrscheinlich hatte ein winziger Funken Hoffnung aus mir gesprochen, der verzweifelt an dem Wunsch festhing dadurch alles irgendwie zu verändern, wenn ich ihr nur mal sagte, wie es mir wirklich ging, dass ich nicht so stark war, wie ich es aus Schutz immer vorgab zu sein. Und da war dieses Aufflackern von Schuld in ihren Zügen gewesen, welches mein Herz beinahe zum Explodieren gebracht hatte. Für eine Millisekunde hatte ich geglaubt, dass sie mir wirklich zugehört hatte, dass sie mich sogar verstand und den Willen hatte etwas an meinem kaputten Zustand zu ändern. Aber wie immer verging diese Hoffnung so schnell wie sie gekommen war und hinterließ nur ein bodenloses Loch ohne jeglichen Ausweg. Ich nahm es ihr übel, dass sie die Schuld von sich geschoben hatte, dass sie meine Worte praktisch ignoriert hatte, weshalb ich es jetzt nicht über mich brachte in diesen Raum zu gehen und ihr gegenüber zu stehen. Ich würde es nicht ertragen in ihr lächelndes Gesicht zu sehen, während mein Herz wie ein kalter Stein dumpf und schmerzhaft in meiner Brust pochte.

Also verdrängte ich das Stechen des Hungers in meinem Magen, machte auf dem Absatz kehrt und schlich die Treppe wieder nach oben. Hunderte Gedanken wirbelten in meinem Kopf, setzten sich dort fest, um mich mit ihrer alles überschreitenden Lautstärke in den Wahnsinn zu treiben. Ich seufzte genervt, rieb mir die nun pochenden Schläfen und machte mich daran meine Sachen zu packen, die ich für den heutigen Tag brauchen würde. Ich würde die restliche Zeit einfach in meinem Zimmer verbringen und warten bis es Zeit wurde das Haus zu verlassen, um den Bus nicht zu verpassen. 

Völlig erschöpft allein von diesen ersten dreißig Minuten dieses Montags, ließ ich mich schwer auf meinen Schreibtischstuhl fallen und blätterte halb gelangweilt, halb lustlos in meinen Aufzeichnungen von der letzten Woche. Normalerweise würde ich mir dafür mehr Mühe geben, aber die Ferien nahten bereits und die Wahrscheinlichkeit einen Test zu schreiben, wurde immer geringer. Zudem konnte ich mich partout nicht dazu aufraffen auch nur ein wenig zu lernen, wenn mein Leben doch grade so dermaßen aus der Bahn geriet.

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Die liebe stellaleonis hat mich dazu inspiriert, mich mehr mit euch Lesern auszutauschen, schließlich ist das eigentlich der Sinn und Zweck einer solchen Platform wie WP es ist.

Und da ich in Mirror nicht nur auf ausgedachte Szenen zurückgreife, ist es mir echt ein Anliegen über ein paar Dinge zu reden und wäre froh, wenn ihr mir mal eure Meinungen dalassen würdet^^

Bei diesem Kapitel hab ich mir tatsächlich einiges an Gedanken gemacht, vor allem was das Verhalten der Mutter nach dem Gespräch aus dem letzten Kapitel angeht. 

Wie steht ihr zu dem Verhalten? Sie hatten eine Diskussion, die ohne Lösung ausgegangen ist und am nächsten Tag scheint es so, als wäre die Unterhaltung nie passiert. Hattet ihr da schonmal Erfahrungen? Habt ihr euch schonmal mit jemandem gestritten und danach wurde so getan als wäre nichts passiert, während ihr immer noch daran denken musstet?

Mir passiert das nämlich sogar häufiger und ich persönlich mag das Gefühl nicht, wenn man sich innerlich noch mit dem Thema auseinandersetzt und vlt sogar verletzt ist, während der andere einfach wieder ganz normal verhält. Dementsprechend wollte ich das hier einfach mal aufzeigen und euch auch mitteilen, wie wichtig ich das Thema Kommunikation finde. Und das tatsächlich auch von beiden Seiten.

Was ist eure Meinung dazu? Lasst es mich gerne wissen!

Und wie immer ein ganz großes Danke, an diejenigen, die hier so fleißig voten und kommentieren. Wir haben mittlerweile die 800 Reads überschritten, was mich mega glücklich macht, da Mirror einen ganz besonderen Wert für mich hat 💜

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt