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Jimin

Die Feiertage waren kaum besser als der Weihnachtstag zuvor. Zwar war es an diesen Tagen nicht mein Vater, der mir zu schaffen machte, sondern viel eher ich selbst.

Es war anstrengend, es war wirklich so verdammt anstrengend nach einer schrecklich ruhelosen Nacht die Augen zu öffnen und zu wissen, dass man den gesamten Tag über in Gesellschaft sein würde, die mir meine irgendwie durcheinander gebrachte Stimmung nicht ansehen durfte. Wie ich bereits vermutet hatte, hatte Yoongi sich erst am darauffolgenden Morgen gemeldet, inklusive einer Entschuldigung, dass er gestern einfach eingeschlafen war, obwohl er eigentlich nochmal kurz mit mir hatte schreiben wollen, um wenigstens seinem Versprechen wirklich gerecht zu werden.

Während wir miteinander chatteten, ließ ich mir nichts von dem Chaos in mir anmerken, war in meinen Antworten verständnisvoll und sarkastisch, schickte ihm gefühlt tausend Emoticons, die meiner heutigen Maske den Startschuss gaben.

Denn heute und auch die Tage darauf wurde die Maske erneut zu meiner Zuflucht, zu meinem Ausweg aus unangenehmen Situationen mit zu neugierigen Großeltern und eine Möglichkeit Spaß vorzugaukeln, um das Interesse an meiner Person nicht noch weiter, wenn möglich sogar ins Unermessliche, steigern zu lassen.

So verbrachte ich die diesjährigen Weihnachtsfeiertage mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen und Chaos im Herzen. Aber besser so als.... als....

Ja als was denn?

Ich hatte keine Antwort auf diese Frage. Vor was versteckte ich mich überhaupt? Vor Yoongi, der doch jetzt eigentlich über das dunkelste Geheimnis in meinem Leben Bescheid wusste, vor meinen zu neugierig und doch außerordentlich klugen Großeltern, die ihren scharfen Verstand nicht immer zeigten oder doch wie immer vor meinen Eltern, weil.... weil....

Warum überhaupt?

Warum versteckte ich mich immerzu, warum tat ich, was ich tat und warum verhielt ich mich so, wie ich mich verhielt?

Es verwirrte mich, mehr noch als der damalige Andrang meiner Gefühle für Yoongi als er so plötzlich in mein Leben gesprungen war.

Warum gab es diese bescheuerte Maske überhaupt, wenn sie doch mittlerweile schon so transparent geworden war?

Und da war sie.... eine Antwort, eine einzige Antwort in diesem Durcheinander meines Lebens.

Die Maske war kein loses Objekt, vielleicht war sie auch kein Sichtschutz mehr, da all die zuvor so gut gehüteten Geheimnisse ans Licht kamen, aber sie war ein Teil von mir und auch wenn sie mir nur eine Illusion von Schutz bot, so nahm ich sie liebend gern an....

.....denn ich wusste nicht, was sonst passieren würde, wäre sie auf einmal nicht mehr da. Denn dann würde auch ich wohl langsam immer transparenter werden, bis die Durchsichtigkeit mich mit sich nahm.




~




Der 30. Dezember wurde dieses Jahr ein großer Tag- nicht für mich, dafür aber für Tae, dessen Grinsen selbst die hell strahlendste Glühbirne schlug, als er mir am späten Vormittag die Tür zu seinem Appartement aufhielt, wo er sie zuvor fast aus den Angeln gerissen hatte.

Genau dieser Augenblick, als mein bester Freund so breit grinste, förmlich mit der Sonne um die Wette strahlte und das allein aufgrund meiner Anwesenheit, verleitete mich zum ersten mal seit dem Abschied von Yoongi zu einem wahrhaft echtem Lächeln.

„Alles Gute zum Geburtstag, Tae."

„Danke, Hyung!"

Ich streckte meine Arme weit für ihn aus, ertrug sein aufgeregtes Quietschen mit hervorblitzenden Zähnen und ächzte gleich darauf, weil Tae nicht einfach nur auf meine Umarmung eingegangen war, sondern mich gleich förmlich ansprang, wodurch ich beachtlich schwankte, wohlgemerkt mit ihm auf meinen Armen und nicht in, wie ich es eigentlich ursprünglich geplant hatte.

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt