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Jimin

Langsam und träge öffnete ich meine Augen. Zarte Sonnenstrahlen fielen durch die kleinen Löcher in den mir so vertrauten Rollläden und sprenkelten den Teppich mit kleinen Tupfen goldenen Lichts.

Verwirrt sah ich mich um. Alles war so bekannt und vertraut und doch schien etwas mit dem Anblick meines Zimmers nicht zu stimmen.

Meine Augen suchten den gesamten Raum ab, erfassten jede Kleinigkeit und jedes noch so winzige Detail, doch alles war so, wie ich es verlassen hatte.

Dann durchfuhr mich die Erkenntnis.

Es war nicht direkt, dass etwas an meinem Zimmer nicht stimmte, es war eher der Fakt, dass ich mich derzeit eigentlich nicht in Seoul befand....

Oder hatte ich einfach nur vor Müdigkeit und Erschöpfung vergessen, wie ich wieder nach Hause gekommen war?

Instinktiv schüttelte ich mit dem Kopf.

Nein, das war es nicht...

Dennoch versiegte meine Verwirrung deshalb keineswegs. Eher stieg sie bis zu einem Punkt, in dem sie sich fast mit der aufsteigenden Neugier glich.

Vorsichtig zog ich mir die Decke von den Beinen, krabbelte aus dem Bett und sah mich weiter um. Etwas war trotzdem komisch, ich kam nur einfach nicht darauf, was es sein könnte.

Mit wahrscheinlich tiefen Falten auf meiner Stirn entschloss ich mich vorerst mein Zimmer zu verlassen und mich weiter umzusehen.

Dabei hallten die Geräusche meiner nackten Füße auf dem Boden überlaut durch den Raum. Tapsend ging ich langsam zu meiner geschlossenen Tür, legte wie immer zuerst ein Ohr gegen das glatte Holz, doch mich begrüßte nichts als Stille.

So griff ich schließlich nach der eisig brennenden Klinke und trat auf den Flur. Auch hier erwartete mich ein mehr als nur vertrauter Anblick, doch dieses drückende Gefühl der Beklemmung wollte einfach nicht verschwinden.

Wieder tapste ich über den Boden, die Geräusche schienen dabei regelrecht zu verhallen in der mich umgebenden Stille.

Erst da wurde mir genau das klar...

Es war still, eigentlich viel zu still.

Bedrückt ging ich vor bis zum Treppenabsatz und lauschte, doch noch immer.... nichts, absolut nichts.

„Mom? Dad? Seid ihr da?", rief ich schließlich durch das ganze Haus, aber ich bekam keine Antwort, niemals.

Nun war es Sorge, die mich ergriff, weshalb ich die Treppe mit polternden Schritten nach unten rannte.

Ich suchte überall, in jedem Raum, doch niemand war hier, ich war vollkommen allein.

Der Verzweiflung nahe drehte ich mich immer wieder um die eigene Achse, bis ein kleiner Farbklecks im Flur letztendlich meine Aufmerksamkeit erregte.

Unsicher folgte ich diesem kleinen Aufschimmern, bis ich vor der Kommode im Eingangsbereich zum Stehen kam. Ich musterte das Möbelstück genau, doch es war genau dasselbe, wie ich es auch sonst kannte.

Wieder ein Aufschimmern.... diesmal direkt vor mir, allerdings nicht von der Kommode ausgehend, sondern von der Wand darüber.

Mein Blick glitt dorthin, zu den ganzen Bildern, die dort in Rahmen ein fröhliches Familienleben zelebrierten.

Aber es war anders als die vertrauten Fotos einer lächelnden Familie, die dort schon Jahre die einfarbige Wand mit Farbe und scheinbarer Freude zierten.

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt