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Jimin

Im Laufe des Tages stellten mir noch viele andere dieselbe Frage wie Tae zuvor. Erst meine Freunde, dann eher nur Bekannte und dann sogar die Lehrer. Jedes Mal war meine Antwort gleich, wo sie doch bei jeder weiteren verstreichenden Minute genervter klang. Ich konnte es ihnen eigentlich auch gar nicht verübeln. Für die einen war es eine simple Nachfrage nach meinem Wohlbefinden, die nicht weiter ernst gemeint war, für andere nur reine Höflichkeitsbanalitäten. Es störte mich nur jedes Mal aufs Neue meinem Gegenüber ins Gesicht zu lügen. Bei meinen Freunden fiel es mir noch am schwersten, anders als bei denjenigen, die ich kaum kannte. Dennoch hasste ich nach wie vor den bitteren Nachgeschmack einer Lüge und so zog ich mich den Tag über immer weiter zurück. In den Pausen suchte ich mir ein ruhiges Plätzchen, auch wenn mir die Gesellschaft meiner Freunde fehlte, ich zog meinen Kopf ein, redete nicht und ließ alles an mir vorbeiziehen.....

Ich hing einfach meinen Gedanken nach, achtete nicht mehr sonderlich auf meine Umgebung und bekam kaum noch etwas mit. Selbst dem Unterricht konnte ich heute nicht gut folgen, was mich selbst wohl wieder am meisten nervte. Ändern konnte ich trotzdem nichts daran und so ließ ich es nur so über mich ergehen. Bis zum Ende der letzten Stunde.

Ich war dabei meine wenigen Sachen in meinen Rucksack zu stapeln, als ich bemerkte wie sich ein hellerer Schatten auf dem bemalten und zerkratzten Holz meines Tisches abzeichnete. Irritiert hielt ich in meinen Bewegungen inne und sah nach oben. Zu meiner Überraschung blickte mir ein mir mehr als nur vertrautes Gesicht entgegen und obwohl wir uns heute nicht zum ersten Mal sahen, hatte ich heute kaum ein Wort mit ihm gewechselt. Das hatte Yoongi wohl auch bemerkt, denn ich sah an seinem Gesichtsausdruck und den funkelnden Augen, dass er mit mir reden wollte. Mein erster Impuls war es vehement den Kopf zu schütteln und einfach schnell aus dem Raum zu huschen, jedoch sagte mir ein Gefühl tief in meinem Inneren, dass ich damit einen großen Fehler begehen würde.

Ich wusste auch selbst nicht ganz, worin sich plötzlich dieser penetrante Drang zur Flucht begründete, vielleicht hatte ich wiedermal Angst; Angst vor diesen Gefühlen, vor denen ich mich so sehr versuchte zu verstecken oder auch nur davor, dass ich nun endlich schwach genug war, um einzuknicken und ihm alles zu erzählen. Wie immer war diese Überlegung nicht ganz so abschreckend, wie sie eigentlich sein sollte, aber das war ganz allein Yoongis Verdienst. Ich hatte mich mittlerweile auch hiermit abgefunden; der Gewissheit, dass ich irgendwann nicht mehr stark genug sein könnte, um die Mauer in meinem Inneren intakt zu halten. Gleichzeitig war es aber auch Yoongi.... ich konnte ihm vertrauen und so ließ ich nur noch meinen Block in den rauen Stoff meines Rucksacks gleiten, bevor ich meine Aufmerksamkeit direkt auf den Blonden vor mir lenkte.

Eine kurze Weile lang blieb alles still; weder ich noch er rührte sich vom Fleck oder sagte etwas. Dann jedoch wurde es irgendwie unangenehm. Die Stille legte sich wie ein dichter Schleier über den nun verlassenen Raum; alles fühlte sich schwer und träge an. Ich konnte mit diesen Empfindungen nicht viel anfangen, weswegen ich erst ein wenig unbehaglich auf meinem Stuhl hin und her rutschte und dann ganz aufstand. Fast sofort trafen meine Augen auf seine; ein bekanntes Kribbeln setzte sich in meiner Magengegend fest, mein Herz schlug schnell in meiner Brust und pumpte das Blut durch meinen schmalen Körper. All diese Reaktionen waren nur Yoongis Blick zuzuschreiben, weswegen ich genüsslich seufzte. Es zeigte mir einfach, dass nicht alles den Bach runterging, dass nicht alles zerbrach, was ich auch nur mit den Fingerspitzen berührte. Ich hatte Angst. Genau davor, dass diese körperlichen Reaktionen mal nicht mehr da wären, dass diese Gefühle vielleicht nicht für die Ewigkeit gedacht waren und ich meine größte Stütze verlor...

„Was ist los, Jimin? Warum schaust du so bedrückt und warum warst du heute in den Pausen nicht bei uns? Ich hab dich immer gesucht, aber nie gefunden...", sprach er leise, seine Finger zuckten bereits zu meiner Wange, die ich haltsuchend an seine warmen Kuppen schmiegte. Wärme breitete sich von dieser Stelle in meinem Körper aus und ich schloss für einen Moment die Augen. Wie heute morgen vergaß ich ganz kurz alles um mich herum; Yoongis Berührung legte eine weiche Decke über mich, umhüllte mich mit Wärme und blockierte jegliche schlechten Gedanken, die mich den Tag über heimgesucht hatten. Jetzt waren sie grade alle verschwunden, weg von der Oberfläche, aber dennoch tief vergraben in dem schwarzen Loch meinerselbst.

„Ist alles in Ordnung bei dir? Kann ich etwas für dich tun?" Und mit einem Schlag war die Decke der Illusion wieder verschwunden. Stattdessen trat Wut an ihre Stelle; Wut und ein Haufen an Frustration. Energisch löste ich mich von ihm, trat einen Schritt zurück, während sich mein Gesicht verhärtete. „JA HERRGOTT NOCHMAL!", brach es plötzlich aus mir heraus, was Yoongi erschrocken zurückzucken ließ. Sofort meldete sich das schlechte Gewissen bei mir, aber seltsamerweise überwog der Frust. Ich konnte nicht mehr klar denken. „ICH HAB LANGSAM ECHT GENUG VON DIESER BEHINDERTEN FRAGE! ES INTERESSIERT DOCH EH NIEMANDEN WIE DIE EHRLICHE ANTWORT LAUTET, ALSO LASST ES DOCH EINFACH!!!", setzte ich noch hinterher und funkelte ihn wütend an. Unterbewusst war ich mir im klaren darüber, dass ich ihm grade Unrecht tat und ihn beschuldigte, aber mir war grade der letzte Geduldsfaden gerissen. Und damit auch jegliche Vernunft.

Schon den gesamten Tag über gab ich auf diese scheiß Frage genau die gleiche beschissene und vollkommen gelogene Antwort, doch insgeheim juckte es doch niemanden. Würden sie mich wirklich kennen, würden sie wirkliches Interesse an mir zeigen, dann wüssten sie verdammt nochmal, dass es mir absolut beschissen ging. Doch das konnte ich wohl von niemandem erwarten......

Wütend, frustriert und den Tränen nahe schnappte ich mir meinen noch halboffenen Rucksack und flüchtete kopflos aus dem leeren Klassenraum. Mir war bewusst, dass ich grade einen großen Fehler beging und Yoongi mit meinem Verhalten verletzte........ doch ich konnte einfach nicht mehr. Die letzten Stunden hatte ich krampfhaft versucht meine Fassade aufrecht zu erhalten, mir nichts anmerken zu lassen von dem Chaos, das mir all meine Energie raubte, mir sogar jegliche Hoffnung und Mut nahm. Ich konnte nicht mehr und genau deswegen war ich grade explodiert.


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Guten Abend ihr Lieben!

Ich war schon wieder für mehr als ne Woche wie vom Erdboden verschluckt... sry erstmal dafür. Schuld daran sind wohl die ganzen Klausuren, die ich jetzt noch bis Anfang November schreibe und das ganze müde sein, wenn ich nachmittags nach Hause komme. Deshalb schreibe ich momentan auch iwie nur am Wochenende...

Aber naja, trd hab ich es iwie geschafft ein paar Kapitel anzusammeln und da diese eigentlich zusammenhängend sind, hätte ich zwei Möglichkeiten bzw Vorschläge für euch (werde das ganze auch nochmal auf meinem Storyboard posten):

a) es gibt eine kleine Lesenacht am Ende der Woche

oder

b) ich versuche jeden Tag ein Kapitel für euch hochzuladen

Was wäre euch lieber? Besteht überhaupt Interesse? Lasst es mich bitte wissen <3

~Luna

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt