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Jihe

Ein wenig gedankenversunken schlenderte ich aus der Mitarbeiterumkleide und betrachtete den vor mir liegenden Tanzsaal. Noch vor einigen Minuten war dieser Raum erfüllt von begeisterten Augen gewesen, die mir bei jeder Bewegung gefolgt waren und dann nicht mehr aus dem Staunen heraus kamen, wenn ich einen für sie coolen Move machte. Genau das war auch eigentlich der Grund gewesen, warum ich überhaupt als Tanzlehrerin angefangen hatte- ich liebte die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen, auch die der Erwachsenen, obwohl es dort deutlich verhaltener, jedoch nicht minder spaßig ablief. Ich liebte es jeden Tag das zu tun, was mir mit am meisten auf dieser Welt bedeutete und deswegen huschte nun ein zufriedenes Lächeln über mein Gesicht. Bis ich schließlich ein Geräusch aus der unteren Etage vernahm.

Sofort sanken meine Mundwinkel wieder herab und ich lauschte angestrengt, ob ich mich nicht doch verhört hatte. Als ich dann jedoch einen mehr als nur lauten Schrei hörte, ließ ich sofort meine noch verschwitzten Sachen zu Boden fallen und stürmte aus dem Saal nach unten. Es wäre wohl eine Untertreibung zu behaupten ich wäre verwirrt, denn ehrlich gesagt konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wer einen solchen Laut hätte ausstoßen können.

Meine stumme Frage wurde dann allerdings schnell beantwortet, als ich bei den unteren Räumen ankam und einen Blick in den etwas kleineren Saal warf. Zuerst schien für mich außer der laufenden Musik alles in Ordnung zu sein, bis ein Schluchzen zu mir drang und ich dann schließlich die bebende Gestalt auf dem Boden entdeckte.

„Oh mein Gott...", verließ es ungläubig meinen Mund, bevor ich die Tür auch schon hinter mir ließ und schnellen Schrittes zu dem Jungen eilte. Erst etwa einen Meter vor ihm konnte ich erkennen, wer es überhaupt war. „Jimin...", machte ich mich vorsichtig auf mich aufmerksam und kniete mich zu ihm auf das glatte Parkett. Er reagierte nicht, hob nicht einmal seinen Blick, sondern verbarg seinen Kopf in seinen Armen und schluchzte einfach vor sich hin. „Hey Jimin...", versuchte ich es erneut, legte sogar zaghaft meine Hand auf seine Schulter, die wegen meiner Berührung erschrocken zuckte. Erst dann glitten Jimins Arme von seinem Gesicht und ich blickte in seine verquollenen roten Augen, die mir leidend entgegensahen. Sein Anblick schmerzte mich, vor allem da ich in den Jahren, die er nun schon hier trainierte einen guten Draht zu ihm aufgebaut hatte. Wir verstanden uns als Freunde und grade deswegen erschreckte mich dieses Bild zutiefst.

„Jihe...", hauchte er rau, seine Stimme belegt und kratzig vom vielen Weinen. Ich schenkte ihm ein zartes Lächeln, mehr nur ein Zucken der Mundwinkel in der Hoffnung ihm damit zu zeigen, dass ich für ihn da sein würde. Er verstand- ich sah es in seinen feuchten braunen Diamanten, die mir schon immer so vorkamen als verbürgen sie etwas ziemlich dunkles. Bis jetzt hatte ich dem nie viel Bedeutung zukommen lassen, aber nun konnte ich nicht anders, es war zu offensichtlich und es tat mir mehr als nur leid, auch wenn das alles nur eine Vermutung meinerseits war.

„Komm her.", forderte ich ihn leise auf und half ihm im selben Augenblick sich aufzusetzen, bevor ich meine Arme schon fest um ihn schloss. Er versteifte sich ein wenig, seine Muskeln waren angespannt, dennoch machte er keine Anstalten sich wieder zu lösen. Eine Zeit lang verblieben wir so- Arm in Arm auf dem Boden sitzend, er zunehmend entspannter, während ich ihm sanft über den Rücken strich. Wir sprachen nicht, ich empfand es als irgendwie unangebracht, dennoch konnte ich die Situation nicht einfach so belassen. Ich wollte ihn nicht dazu drängen mir zu erzählen, was ihn so dermaßen fertig machte, aber ich wollte ihn auch jetzt nicht so allein lassen.

„Ich bin da, falls du reden möchtest Jimin, ich hoffe du weißt das.", flüsterte ich nur leise an seiner Schulter, spürte aber nur ein sachtes Kopfschütteln. „I-ich kann nicht Jihe, tut mir leid..." Die Verzweiflung in seiner Stimme, die Art wie er redete, als gäbe es kein Licht mehr auf dieser Welt, brach mir förmlich das Herz. Genau deswegen fasste ich einen Entschluss.

Langsam löste ich mich aus der Umarmung, hielt ihn jedoch weiterhin an den Armen fest und brachte ihn dazu mir in die Augen zu sehen. Wieder traf mich der Anblick seines Schmerzes, dennoch bestärkte es nur noch weiter meine Entscheidung. Wieder brachte ich diesen Hauch eines Lächelns zustande und strich ihm einige seiner nassen Strähnen aus der Stirn, bevor ich anfing zu sprechen. „Ich werd dir gleich mal etwas zu trinken besorgen, okay? Tu mir einen Gefallen und warte kurz hier, ich bin gleich wieder da." Er nickte, schwach aber er schien keine Einwände zu haben. Deshalb stand ich vorsichtig auf und schritt Richtung Ausgang, wo ich mich allerdings nochmal kurz vergewisserte, dass er nicht sofort zusammenbrechen würde, denn wirklich gut sah er definitiv nicht aus.

Ich beeilte mich aus dem Saal zu kommen und legte dann einen kurzen Sprint zum Büro ein, wo ich mich sofort dem Aktenschrank zuwendete. Ich musste auch nicht lange darin wühlen, der gesuchte Name war noch präsent in meinem Kopf, schließlich war es nicht allzu lange her, dass er auch hier trainiert hatte.

Mit einem erschöpften Seufzen durchsuchte ich einige der gesammelten Blätter und atmete erleichtert auf, als ich fand wonach ich gesucht hatte. Jetzt musste ich nur noch darauf hoffen, dass die Nummer noch aktuell war....

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Hey Leute...
Vlt haben es die einen oder anderen schon mitbekommen, aber ich bin derzeit wieder sehr stark am hadern, und das mit mir selbst. Es geht halt mittlerweile schon so weit, dass ich mich frage, wofür ich das hier überhaupt noch mache... Warum schreibe ich? Warum teile ich diese Gedanken? Bis jetzt hatte ich darauf immer eine Antwort, aber zurzeit wird es immer schwammiger und mir vergeht die Lust. Was ich eigentlich total schade finde, denn das hier ist mein liebstes Hobby und dennoch erfüllt es mich nicht mehr mit den gleichen Glücksgefühlen. Deswegen kam jetzt auch die Tage nichts und die Lesenacht hab ich auch abgesagt... weil einfach meiner Auffassung nach kein wirkliches Interesse bestand. Und auch nach Nachfragen kam nichts und das hat mich tagelang sehr deprimiert...

Ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt komplett aufzuhören, mein Hobby aufzugeben, obwohl ich es nicht will... aber was bringt mir ein Hobby, das ich mit anderen teile, wenn die anderen kein Interesse aufbringen?

Also hab ich lange überlegt und eigentlich will ich das hier nicht aufgeben... ich werde wohl stark sein müssen, denn diese Geschichte verdient es erzählt zu werden, wenigstens diese eine.

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt