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Jimin

Zögerlich nahm ich die Treppe nach unten, spürte das glatte Holz unter meinen Fingerspitzen entlang gleiten und hörte das leise Knacksen der älteren Bretter unter meinen Füßen.

Selbst als ich unten angekommen war, wusste ich nicht recht wohin mit mir selbst.

Der Flur lag direkt vor mir- ich konnte von hier bereits das scheinende Weiß der Tür in die Kälte erspähen und erwägte nur für eine weitere Millisekunde nicht einfach einen Sprint dorthin hinzulegen und nicht zurückzublicken.

Doch ich schlug mir diese Gedanken gleich wieder aus dem Kopf.

Egal wie scheiße es mir oft mit meinen Eltern ging....

....sie waren immer noch meine Eltern und ich könnte es einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren ihnen nicht wenigstens Bescheid zu sagen.

Auch wenn sich bei dem Gedanken an das bevorstehende Gespräch alle möglichen Muskeln in meinem Körper unbewusst anspannten.

Dennoch würde ich es durchziehen und dabei auf das beste hoffen...

Vorsichtig setzte ich ein paar Schritte nach vorn und lugte in die Küche, deren Tür immer offen stand......

...gähnende Leere blickte mir entgegen.

Angestrengt versuchte ich das leichte Zittern meiner Hände zu unterbinden und atmete tief durch.

Wenn niemand in der Küche war, blieb nur noch ein einziger Ort, wo ich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf jemanden treffen würde...

....das Wohnzimmer.

Und egal, wie gemütlich und häuslich es dort eingerichtet war, wie warm das sanfte Orange der Tapete im Licht der Sonne strahlte und wie lieblich wir auf den Bildern auf der Kommode lächelten......

....ich mochte diesen Ort nicht.

Es war sozusagen das Refugium meiner Eltern- hier trank meine Mutter ihren Kaffee, wenn sie von der Arbeit kam und entspannt ihre schmerzenden Füße auf die Polster legte, hier verbrachte mein Vater die meiste Zeit, wenn er nicht arbeiten war, immer damit verbunden, dass der Fernseher lief....

....hier war der Ort, an dem es die meisten Streitereien gab und ob ich involviert war oder nicht, dieser Raum lockte mich nicht mit einer Aura des Wohlfühlens.

Hier gab es einfach keinen Platz für mich und meine Gedanken.

Deshalb scheute ich mich nun davor ihn leichtgültig zu betreten, wo hier auch die Wahrscheinlichkeit am größten war auf beide zu treffen.

Und so sehr ich sie im Inneren auch lieb haben mochte...

....in diesem Moment befürchtete ich das schlimmste, wenn sie von meinen Plänen erfahren würden.

Dennoch überspielte ich die Angst, redete mir ein es wäre halb so wild.

Ich müsste es nur oft genug still wiederholen, dann würde ich es bestimmt auch glauben, bevor ich das Wohnzimmer erreichte.

Leise Stimmen kamen mir dann schließlich entgegen und brachten mich ins Stocken. Ich brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, dass diese vom angeschalteten Fernseher zu mir in den Flur drangen, doch das bewirkte alles andere als Entspannung.

Und trotzdem setzte ich einen vorsichtigen Schritt vor den nächsten, tastete mich langsam vor und spähte dann in den hell erleuchteten Raum.

Ein zartes Strömen der Erleichterung durchfuhr mich, als ich entdeckte, dass der Raum keine zwei Personen beherbergte und dass diese eine nur gemütlich ihren Kaffee trank mit den Kuschelsocken unter der dünnen Decke.

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt