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Jimin

Ich wusste nicht wie lange ich still in der Dunkelheit meines Zimmers ausharrte- meine Glieder steif, der Körper brennend, die Lider unglaublich schwer.

Doch es war etwas anderes, was mich aus meiner wahrscheinlich stundenlangen Trance zwischen Wachsein und bodenloser Ohnmacht herausholte.

Ein Geräusch, ein viel zu auffällig lautes Geräusch in der Stille meiner Finsternis. Einige Sekunden hörte ich zu, vernahm die kratzenden Laute, doch deren Ursprung war mir völlig ungewiss. Dann ein leises metallisches Schieben, bevor etwas zu Boden fiel und dort- direkt hinter mir, noch immer an der Tür, liegen blieb.

Verwirrt drehte ich meinen Kopf zu genau diesem dunklen Holz, bemerkte erst in genau dem Moment, dass es sich bei dem fallenden Objekt um meinen Schlüssel gehandelt hatte, als die Tür bereits aufging und das hereinscheinende Licht aus dem Flur meine gereizten Augen blendete.

Instinktiv hoben sich meine Finger vor die unruhig blinzelnden Lider, doch da hatten sich schon eilige Schritte genähert, die ich unbewusst als die meiner Mutter registrierte.

„Jimin? Oh Gott, was machst du denn da auf dem Boden?!" Noch immer verwirrt nahm ich meine Hand wieder von meinem Gesicht, sah meine Mutter an, die mit großen Augen zu mir blickte, während ich ihr deutlich die Panik ansehen konnte.

„Wie bist du hier reingekommen?", fragte ich schwach, stützte mich mit aller Kraft, die ich besaß, auf und ignorierte dabei den Schwindel, der mich bei dieser mehr oder weniger ruppigen Bewegung begleitete.

Schwer atmend saß ich nun vor ihrer hockenden Gestalt- das Licht aus dem Flur fiel genau zwischen unsere erschöpften Körper, schuf eine wunderbare Barriere, die ich nur allzu deutlich wahrnehmen konnte.

Sie befand sich auf der anderen Seite- immer schon, wie ich mit Bedauern feststellen musste. Von dort aus betrachtete sie mich, ihre Augen ein Abbild der Panik und..... und Sorge? Aber warum blieb sie dann da, starrte mich an, als...... als gliche ich dem Monster und nicht die lauernde Kreatur irgendwo anders in diesem Haus? Wieso rührte sie sich nicht? Wieso bemühte sie sich nicht die Distanz zu überwinden, zu mir zu kommen, auch wenn meine Schatten sich so dicht um mich tummelten, dass sie kein Licht mehr zu mir durch ließen? Warum-

„Ich hab den Ersatzschlüssel genommen." Ihre brüchige Stimme fuhr durch meine durchdrehenden Gedanken wie ein Blitz, zerstörte sie und ließ einzig Verwüstung zurück.

„A-aber w-wieso?"

Ungläubig sah sie mich an. „Wieso?! Das fragst du noch? Weil ich mir verdammt nochmal wahnsinnige Sorgen gemacht habe!" Und damit schritt sie auf mich zu, überwand die unendlich erscheinende Distanz und nahm mein bleiches Gesicht in ihre kühlen Hände.

„Ich habe mir Sorgen gemacht Jimin, deshalb bin ich hier." Mit glasigen Augen sah sie mich an, ich spürte die Aufrichtigkeit ihrer Worte, spürte die ehrliche Sorge, spürte...... spürte die Liebe, die sie für mich übrig haben musste, um überhaupt auf eine solche Art und Weise empfinden zu können.

Schlagartig brachen meine eigenen Tränen wieder hervor, ein tiefes Schluchzen schüttelte meinen Körper, der ganz ohne Nachzudenken seinen Weg in die Arme meiner Mutter fand.

„Mom...", schluchzte ich leise, gebrochen und erschöpft.

„Schhht, ist schon gut mein Schatz, ich bin jetzt da." Stark schloss sie mich in eine vertraute Umarmung, ihre Finger strichen unaufhörlich in sanften Kreisen über meinen bebenden Rücken.

„Ich bin hier Engel und ich lass dich auch nicht wieder gehen, hörst du?" Ich nickte unsicher, zu feige ihr mit meiner eigenen Stimme von all den Gedanken und Ängsten der letzten Stunden zu erzählen. Wie könnte ich auch? Es war etwas unaussprechliches geschehen, etwas dass einzig mein Gedächtnis mit Bildern versehen konnte, jedoch niemals von einer bloßen Zunge geformt werden könnte.

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt