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Taehyung

Irgendwie außer Atem und sichtlich nervös manövrierte ich das Auto meiner Mutter in eine Parklücke am Straßenrand und stellte schnell den Motor ab. Seit ich den Anruf von Jihe erhalten hatte, schlug mein Herz unglaublich schnell und meine Fingerspitzen waren kalt. Ich hatte Angst- davor was Jimin getan hatte, um solch eine Besorgnis bei Jihe auszulösen und ich hatte Angst davor, was mich erwarten würde sobald ich die gläsernen Türen hinter mir ließ.

Dennoch zögerte ich nicht weiter, verriegelte das Auto mit einem Knopfdruck und rauschte durch die Eingangstür in das Innere des Tanzstudios. Einen kurzen Moment hielt ich inne; es war schon so lange her, dass ich hier gestanden hatte, die Sporttasche umklammerte und zusammen mit Jimin Richtung Umkleideräume verschwand. Es war damals eine schwierige Entscheidung für mich gewesen mit dem Training aufzuhören, diese Zeiten in der Woche auf einmal nur noch für mich zu haben, anstatt sie mit den anderen zu verbringen. Jedoch bereute ich es auch nicht wirklich. Das Tanzen hatte mir zwar Spaß gemacht, mich die tollsten Menschen kennenlernen lassen und trotzdem war es für mich nie das gleiche gewesen wie für Jimin. Also hatte ich eine schwere Entscheidung getroffen...

„Tae, danke dass du gekommen bist.", wurde ich dann schließlich von einer mir sehr bekannten Stimme aus meinen nostalgischen Gedanken gerissen. Ich wandte mich dem Ursprung der Worte zu und lächelte zaghaft als ich die vertraute Statur von Jihe erkannte. „Danke, dass du mich angerufen hast.", erwiderte ich allerdings nur ernst und nahm sie kurz in die Arme, bevor ich mich wieder von ihr löste und sie angespannt musterte. Denn obwohl ihre Züge sonst immer weich und voller Freude waren, so fehlte davon grade jede Spur und das bestärkte mich in meiner Vermutung, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.

„Du hast gesagt etwas sei mit Jimin... Was ist passiert?" Ein paar Sorgenfalten schlichen sich auf ihr junges Gesicht und sie bedeutete mir mit einer kleinen Geste ihr zu folgen. Ich widersprach nicht, ging ihr hinterher wie sie es verlangt hatte und blieb dann schließlich vor der Tür zu dem unteren Saal stehen, in der auf Augenhöhe ein Rechteck aus Glas eingefasst war, damit man einen Blick hineinwerfen konnte. Grade als sie begann mit leiser Stimme zu reden, sah ich durch die Öffnung und erblickte fast augenblicklich die zusammengesunkene Gestalt meines besten Freundes, der eine Flasche Wasser in seinen Händen hielt und abwesend mit seinen Fingern an dem Etikett nestelte. Selbst von hier aus konnte ich seine geröteten und geschwollenen Augen sehen, was mich zutiefst entsetzte, weshalb ich Jihe ungläubig anstarrte, während sie mir beruhigend ihre Hand auf die Schulter legte und erneut begann zu erzählen.

„Ich weiß leider selber nicht genau was passiert ist, Tae...", gab sie leise zu und seufzte, warf wie ich zuvor einen Blick zu Jimin, bevor sie sich wieder mir zuwandte. „Ich war grade oben und hab mich nach meinem Kurs umgezogen, als ich ein Geräusch von hier unten hörte. Ich dachte erst ich hab mir das nur eingebildet, bis ich wieder einen Schrei gehört habe- einen wirklich lauten Schrei. Ich hab sofort alles stehen und liegen lassen und bin hier runter gekommen, wo ich dann Jimin gefunden habe. Tae...", sie sah mir eindringlich in die Augen und erhöhte den Druck ihrer Finger, die nun um meinen Oberarm lagen. Es war beinahe unangenehm, jedoch zeigte mir das nur wieviel Sorgen sich sich eigentlich um meinen besten Freund machte.

„Tae, er lag da, auf dem Boden, schluchzte so sehr, dass ich befürchtete er würde gleich daran ersticken. Ich weiß nicht, was ihn in diese Lage gebracht hat, ob er sich einfach nur wieder verausgabt oder etwas ihn so sehr verletzt hat, dass er deswegen zusammenbricht, aber ich habe Angst. Deswegen hab ich dich auch angerufen..." Ich nickte ausdruckslos, konnte noch nicht ganz all ihre Worte begreifen, obwohl die Überraschung ausblieb. Dann schüttelte ich unmerklich den Kopf, vertrieb die Starre aus meinen Gedanken und sah zu ihr. „Ich werde mit ihm reden und ihn dann nach Hause bringen, aber ob er mit mir spricht, kann ich dir nicht sagen." Sie seufzte resigniert, nickte aber, was ich dann als Zeichen nahm endlich den Saal zu betreten.

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt