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Jimin

Stumm starrte ich an die rauen Fasern meiner Deckentapete. Meine Augen folgten den bewegenden Lichtern der Scheinwerfer mancher Autos, die sich ab und zu hierher verirrten und die über die Decke krochen, als würde sie nichts auf ihrem Weg zum nächsten Zimmer aufhalten. Sie kamen, sie gingen; immer mal wieder in unregelmäßigen Abständen, während ich nur starr meine Augen auf diesen einen Fleck richtete, nicht wirklich in der Lage einen Muskel meines Körpers zu rühren. Sie waren das einzige, was das Zimmer noch beleuchtete, denn abgesehen davon brannte kein einziges Licht. Ich war umgeben von Dunkelheit, nicht nur der der physischen Welt; es war einfach alles schwarz, ob Raum, Geist oder Seele, ich konnte es nicht mehr unterscheiden und ich wollte es auch nicht mehr....... weil mir einfach die Kraft dazu fehlte, der Wille auch nur die Fingerspitzen zu krümmen und dadurch die rauen Fäden meiner Decke zu erspüren. Ich hatte diesen Willen verloren, von jetzt auf gleich, doch es machte mir keine Angst, denn auch dafür konnte ich nicht genügend Energie aufwenden.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit mittlerweile vergangen war seit mein Vater meiner Bitte nachgegangen und wieder verschwunden war. Es war mir auch sichtlich egal.

Und doch irgendwie auch nicht.

Ich konnte es nicht genau benennen, dieses Gefühl, welches in mir herrschte und mir alles nahm, vom Atmen bis zu jedem schönen Gedanken, der heute in meinem Kopf vorgeherrscht haben könnte. Es lag wie ein breiter Vorhang darüber, aus schwerem und dickem Samt, wodurch es erschien als verbürge es etwas sehr kostbares.

Und das tat es ja auch.

Dennoch traute ich mich nicht meine Finger danach auszustrecken, den feinen Stoff zu berühren und eventuell dadurch an schönere Zeiten erinnert zu werden.

Denn diese waren es, die so sehr schmerzten.

Es würde drücken in meiner Brust, fürchterlich Stechen und Reißen- mein Herz war schwach und ich mit ihm. Genau deswegen tat ich es nicht, versteckte mich vor der Versuchung den Stoff herunterzureißen, der mich entweder aus dieser trostlosen Stille retten oder mir den letzten Stoß verpassen könnte.

Tränen traten in meine Augen, wie in all den Minuten oder Stunden zuvor, ich wusste es nicht. Alles fühlte sich langsam an, seltsam träge, als würde die gesamte Welt den Atem anhalten. Ich tat es mit ihr, fühlte die Emotionen bereits in mir aufkommen, doch drückte sie mit aller Macht wieder zurück. Ich hatte bereits geweint; so unendlich viel, dass ich mich selbst nur noch als Abklatsch meiner selbst sah- verloren und verlassen, schwach und naiv. All das war ich geworden, ohne eine Möglichkeit daraus zu entkommen.

Ich hatte Hoffnung gehabt- nicht nur darauf in Yoongi einen Weg ins Glück zu finden, eine Chance auf Freiheit aus all dem hier, sondern auch darauf zu sehen wie meine Familie zu dem wird, was ich mir immer in Erinnerung halten werde, auch wenn sie weiter und weiter verblasst.

Doch ich hatte mich geirrt, so unsagbar bitterlich geirrt.

Und genau das war es, was so unendlich schmerzte- die Gewissheit verloren zu haben. Gegen wen? Ich konnte es nicht sagen. Allein, dass ich derjenige war, der die Konsequenzen daraus zog, war mir in diesem Moment bewusst- da ich allen Halt verloren hatte. Ich hatte wirklich alles verloren, was mir noch übrig geblieben war- eine Familie, Stabilität, Hoffnung.

Diese schmerzte am meisten, denn obwohl ich seit Wochen fest daran geglaubt hatte bereits alles aufgegeben zu haben, war sie unterschwellig immer da gewesen. Ein winziger Funke, versteckt unter dem Ball an Glücksgefühlen, die Yoongi als einziger in mir hervorbrachte. Er hatte sie geschürt, meine Hoffnungen, nicht bewusst, dennoch nicht wirklich unabsichtlich.

Es war seine Art, wie er mit mir umging, wie er sich sorgte, für mich da war und mich jedes einzelne Mal aus meinem Loch herauszog. Er sollte mein Held sein und das war er auch, aber gleichzeitig war er jetzt nicht hier. Ich machte ihn für nichts hiervon verantwortlich. Er konnte nichts für meine Situation, das Leben, in das ich hineingeboren wurde und mit dem ich jeden Tag lernte umzugehen, da mich immer neue Herausforderungen erwarteten. Jedoch bildete er einen Pol in diesem Leben- einen Pol des Guten, welcher mich immer wieder aufbaute, bevor ich erneut zusammenbrach. Er war eindeutig das Licht in meiner Dunkelheit, mein Held, meine Hoffnung, die er in mir gesäht hatte.

Und nun war sie fort. Für immer. Und ich konnte nicht anders, als es indirekt auf Yoongi zurückzuführen.

Allerdings war er nicht Schuld, er wusste von all dem hier nichts, weswegen ich ihm nicht annähernd böse sein konnte. Er wusste nicht, wie anstrengend dieses ewige auf und ab war, wie zerrissen und durchgerüttelt ich mich fühlte, wenn ich von der strahlenden Welt, in der er lebte in meine bittere Realität zurückkehrte. Es war anstrengend, auslaugend, dennoch würde ich es niemals aufgeben, nicht jetzt. Er war zwar nicht hier, konnte seine Arme nicht beschützend um mich legen und mich an seine warme Brust ziehen, konnte mir nicht Worte ins Ohr flüstern, welche mir allen Mut dieser Welt verliehen und doch reichten die Gedanken daran. Ich stellte mir einfach vor, dass er da wäre, mir die Reste meiner Tränen aus dem Gesicht strich und mir dieses zarte Lächeln schenkte, denn dieses Lächeln ließ mich alles vergessen.


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Hallo ihr Lieben!

Erstmal ein kleines Dankeschön, dass ihr mich hier wieder so wunderbar begrüßt habt! Es hat sich angefühlt als würde ich Zuhause willkommen geheißen werden und das bedeutet mir unglaublich viel-IHR bedeutet mir sehr viel <3

Gleichzeitig möchte ich mich auch gerne entschuldigen... in meiner letzten Ankündigung vor etwa einer Woche hab ich noch hochmotiviert davon gesprochen wie ich jetzt wieder regelmäßig updaten werde. Leider vermute ich, dass das nichts wird und der Grund liegt einfach in der Schule. Meine Klausuren stehen vor der Tür, genauso wie mein Abi, deswegen ist meine Zeit und auch Energie begrenzt. Trd werde ich versuchen euch nicht immer allzu lange warten zu lassen, vor allem da diese Geschichte sich mittlerweile im letzten Drittel befindet (traurig, aber wahr T-T)

Und da ich schonmal dabei bin noch ein paar Worte zu diesem Kapitel: ich hoffe wirklich sehr, dass ihr meine Gedankengänge nachvollziehen könnt, die Bilder, die ich nutze versteht und durch meine Formulierungen nicht den Faden verliert, Falls das der Fall sein sollte, bitte sagt mir Bescheid und ich werde mein bestes Tun, um es verständlicher zu machen. Meistens sind diese Bilder nämlich nur sehr spontane Einfälle, gedankliche Konstrukte oder Gefühle, die sich schwer in Worte fassen lassen. Also falls es da Ausbesserungsbedarf gibt, bitte sagt es mir!

Und jetzt möchte ich euch nicht weiter zutexten und wünsche euch noch einen schönen restlichen Abend (oder Tag, je nach dem wann ihr es lest^^)

Luna

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt