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Der Tränkemeister von Hogwarts rauschte mit wehendem, tiefschwarzen Reiseumhang in den endlos wirkenden Gängen von Hogwarts zum Büro des Schulleiters. Dass ihn der Schulleiter noch um diese Zeit sehen wollte, passte ihm gar nicht. Mit griesgrämiger Miene stieg er die Treppe zum Büro empor und klopfte schlecht gelaunt an die große Türe. 

"Herein", hörte man den Schulleiter von Hogwarts rufen und Severus Snape betrat genervt das Büro seines Mentors.

"Sie wollten mit mir sprechen, Dumbledore?", fragte Snape sichtlich uninteressiert. 

"Ja, Severus. Bitte setzen Sie sich doch", sagte Dumbledore und deutete auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. Er nahm Platz und Dumbledore setzte sich ebenfalls auf seinen Stuhl. 

"Wollen Sie Eines?", fragte Dumbledore und zog aus seiner Schublade eine Packung Lakritzschnapper. Dabei grinste er über beide Ohren, mit der Hoffnung, dass er endlich eines annehmen würde. Snape hatte noch nie eine Neigung gegenüber Süßem und so auch nicht an diesem Tag. 

"Nein, danke", knurrte Snape und wollte endlich den Grund für seinen plötzlichen Besuch erfahren. 

"Nun weshalb ich Sie eigentlich hergeschickt habe ist der, dass ich Ihnen Etwas geben muss", sagte er, griff erneut in eine der vielen Schubladen und zog einen Brief heraus. 

"Und was soll ich damit jetzt machen?", fragte Snape und musterte den Brief argwöhnisch mit seinen schwarzen Augen. Wenig interessiert schaute er wieder zu Dumbledore, der weiterhin entspannt auf einem Lakritzschnapper kaute. 

"Lesen Sie ihn." Dumbledore überreichte den Brief Snape und musterte Snape, während er aufstand und den Brief las. Snape überflog den Brief und seine Haltung wurde immer angespannter. 

"Sie war schwanger?!", bellte Snape und der Brief begann in seiner Hand zu zittern. "Und ich wusste nichts davon!", sagte er aufgebracht und setzte sich wieder. 

"Wie auch?", Dumbledore betrachtete ihn ernst. "Das Kind ist in Amerika geboren und dort aufgewachsen. Von ihrer Mutter fehlt bis vor kurzem jede Spur."

Severus fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und schaute aus dem Fenster in die Dämmerung. Sein Herzschlag beschleunigte sich unwillkürlich. Aber wie konnte das sein? Eine einzige, einsame Nacht, vor 16 Jahren. Es war keine weitläufige Beziehung gewesen und es gab auch nur eine Nacht, in der sie sich wirklich geliebt hatten. Die Beziehung zerbrach und Severus sah sie nie wieder. Ja, er war über Lily hinweggekommen und hatte es geschafft, sich einer anderen Frau anzuvertrauen, die ihn nicht von sich gestoßen hatte. Bis zu einem bestimmten Vorfall, den er sich selbst hätte nie verzeihen können. Lange hatte er seiner zweiten verlorenen Liebe nachgetrauert und war bis heute nicht über den Verlust hinweg. Zu sehr hatte er sich an das Gefühl der Zuneigung gewöhnt. 

"Severus, das hätte ich Ihnen wirklich nicht zugetraut, mein Lieber", sagte Dumbledore und rückte seine halbmondförmige Brille auf seiner Nase zurecht. 

"Wie alt ist sie jetzt? Vierzehn? Fünfzehn?", fragte Dumbledore weiter. 

"Fünfzehn", sagte Severus aufgebracht. "Fünfzehn verdammte Jahre und niemand hat es für wichtig gehalten mir Bescheid zu geben, dass ich eine Tochter habe", sagte er wütend und stand erneut auf.

"Weiß sie überhaupt etwas über die Zauberwelt?", fragte er weiter und sein Gesichtsausdruck wirkte verloren. Er wusste nicht, was er davon halten sollte.  

"Soweit ich weiß ging sie in Amerika auf ein Internat und nahm private Stunden bei einer Hexe. Einem Ordenmitglied. Ihre Mutter ist Mona Jones, richtig?", fragte Dumbledore neugierig. 

"Ja, aber es muss ein Irrtum sein, Dumbledore. Sie wissen doch selbst, dass ich niemals ein Kind in diese Welt setzten würde. Nicht in dieser schwierigen Zeit", sagte er und ballte seine Hände zu Fäusten. Natürlich wusste der Schulleiter über alles Bescheid. Wieso auch nicht? Es handelte sich um Albus Dumbledore. Den mächtigsten Zauberer seiner Zeit. 

𝔸𝕝𝕚𝕔𝕖 𝕊𝕟𝕒𝕡𝕖Место, где живут истории. Откройте их для себя