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Schnellen Schrittes ging ich zum Gemeinschaftsraum, wo ich Ginny mit Neville am Kamin fand. Sie spielten gerade Snape explodiert. Ich musste die Augen verdrehen, da ich das Spiel überhaupt nicht lustig fand. 

"Na Alice, willst du mitspielen?", fragte mich Neville und deutete auf den freien Platz neben sich. 

"Du kennst meine Antwort bereits. Ginny, würdest du mich in die Winkelgasse begleiten? Ich bräuchte Kleidung für einen Ball", erklärte ich und Ginnys Augen begannen zu funkeln. Sie nutzte jede Möglichkeit, um aus der Schule zu kommen. Sie hatte es nicht leicht, obwohl mein Vater mir versprochen hatte, sie nicht zu foltern. Gegen die Carrow Geschwister konnte er nichts unternehmen, sonst würde er beim Lord in Erklärungsnöte kommen. 

"Aber natürlich. Wir können später weiterspielen", sagte Ginny und sie strahlte mich freudig an. Wir gingen aus dem Gemeinschaftsraum und sie hakte sich bei mir ein. 

"Für welchen Ball eigentlich?", fragte Ginny mich, während wir in die Kerker gingen. 

"Dad und ich sind bei den Malfoys auf den Weihnachtsball eingeladen", erklärte ich, wobei ich die Freude zurückhielt. 

"Oh, dann brachst du ganz bestimmt etwas Adeliges und auf jeden Fall in grün!", sagte Ginny und ich nickte. Ja, grün wäre zumindest nichts schlecht. Die Todesser waren sowieso schon misstrauisch, wieso sich ihnen noch ein Gryffindor anschließen würde. Peter Pettigrew war der erste Gryffindor, der sich ihnen angeschlossen hatte. Wegen ihm saß Sirius unschuldig in Askaban und Harrys Eltern waren dadurch gestorben. Er war ein Verräter. Er hatte seine eigenen Freude, die Rumtreiber, hintergangen. 

"Ja, grün wäre schön. Dad begleitet uns", versuchte ich so nebenbei zu erwähnen, aber Ginny blieb abrupt stehen. In diesem Moment kam mein Vater um die Ecke, allerdings nicht, ohne seinen Auftritt ala Snape Manieren zu verrichten. Sein schwarzer Umhang wehte hinter ihm her und er machte sich seinem Kosenamen "Die dunkle Kerkerfledermaus" alle Ehre. Ich musste leise kichern, was mir einen strafenden Blick von Dad einbrachte. Ich verstummte sofort und unterdrückte mir ein Lachen. Ginny ging es vermutlich nicht anders, denn sie hatte den Kopf gesenkt und ihre Gesichtsfarbe machte mit der Farbe ihrer Haare Konkurrenz. 

"Können wir jetzt los oder wollen sie noch weiter über die Kerkerfledermaus lachen, Weasley?", fragte Dad spitz und ich kniff die Augen zusammen, um nicht vor Lachen zu platzen. Ginny hingegen wurde kalkweiß und schaute kurz auf, was sie anscheinend bereute, denn sie senkte den Kopf sofort wieder. 

"Nein Sir", sagte Ginny leise und auch ich spürte den Blick meines Vaters auf mir. 

("Immer diese Weasleys! Ich hoffe, das war ihr letztes Kind!"), fluchte er in meinem Kopf und drehte sich am Absatz um. Wir folgten ihm schweigend und flohten durch seinen Kamin im Büro in die Winkelgasse. Dad gab mir einen Beutel mit Geld und schaute mich eindringlich an. 

("Ihr kauft deine Sachen ich muss noch etwas erledigen"), erklärte er mir und ich nickte knapp. Mein Vater marschierte eilig davon und Ginny schaute mich fragend an. 

"Achso, ja wir können über Gedanken kommunizieren", erklärte ich ihr und steuerte einen Laden mit Ballkleidern an. Wir gingen hinein und suchten lange, bis wir das richtige gefunden hatten. 

"Probiere es an!", drängte Ginny mich und ich zog mir das Kleid in der Kabine an. Ich trat heraus und Ginny schaute mich überwältigt an. 

"Wow...Alice...es ist...", sagte sie, doch ich unterbrach sie, als ich mich im Spiegel angesehen hatte. 

"Perfekt", beendete ich ihren Satz und Ginny nickte. Sogar mein Babybauch kam gut zur Geltung. 

Wir kauften dazu noch passende Schuhe und bezahlten unseren Einkauf

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Wir kauften dazu noch passende Schuhe und bezahlten unseren Einkauf. Als wir nach draußen kamen, wartete mein Vater schon ungeduldig auf uns und versuchte einen Blick in die Packung zu machen, doch ich zog es aus seinem Blickwinkel. Er schaute mich eindringlich an und seufzte dann. 

"Nana Professor, wir haben schon etwas Schönes ausgesucht", sagte Ginny und zwinkerte mir zu. Mein Vater schaute sie etwas über den Mut von Ginny verdutzt an, fang sich aber schnell wieder. 

("Vermaledeite Gryffindors! Immer müssen sie das letzte Wort haben!"), sagte er fluchend und ich schickte meinen das-war-jetzt-nicht-dein-ernst-Blick zu ihm. Ich wurde jedoch von Ginny abgelenkt, die das Schauspiel spannend verfolgte. 

"Draco gefällt es mit Sicherheit", flüsterte sie an mein Ohr, nur, dass ich es hören konnte. Ich musste bei dem Gedanken schmunzeln und wir stiegen wieder in den Kamin und kamen in dem Büro meines Vaters an. In der Zwischenzeit war es Abend geworden und das Abendessen hatte begonnen. Wir verabschiedeten uns von meinem Vater und gingen schnellen Schrittes in die große Halle. 

Den restlichen Abend verbrachten wir in unserem Schlafsaal und redeten über Merlin und die Welt. Ginny war schon längst eingeschlafen, doch ich fand einfach keinen Schlaf. 

Wütend über mich selbst zog ich mir meine Schuhe an und schlich mich mit einem Desillusionszauber nach draußen an den See. Ich setzte mich an das Ufer, schaute in das Wasser und dachte nach. Über meine Zukunft, die Schule, meine Ausbildung und meine Familie. Ja, meine kleine Familie. Ich hatte mich wirklich schnell an Hogwarts gewöhnt, als ich hergekommen war. Alles hatte in meinem fünften Jahr gestartet. Mit Umbridge. Oh, wie ich diese Person hasste. Letztes Jahr hätte ich gesagt, dass es das schlimmste Jahr wäre, allerdings stimmte das nicht. Dieses Jahr war mit Abstand tausendmal schlimmer. Es hatte sich so viel verändert. Hogwarts war nicht mehr das, für das man es bis vor einem Jahr gehalten hatte. Todesser unterrichteten nun hier und schreckten nicht vor nun legalen Foltermethoden zurück.  

Plötzlich wurde ich durch eine gespiegelte Person im Wasser aus meinen Gedanken gerissen und schaute geschockt zu der Person auf. Mein Herzschlag beschleunigte sich sekundenschnell und ich hielt automatisch den Atem an. 




𝔸𝕝𝕚𝕔𝕖 𝕊𝕟𝕒𝕡𝕖Where stories live. Discover now