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Mein Herzschlag beruhigte sich wieder, als ich die Person als meinen Patenonkel Sirius identifizieren konnte.

"Sirius, was machst du denn hier?", fragte ich, während ich ihn in eine lange Umarmung zog.

"Ich musste mal aus dem Haus raus", sagte er schmunzelnd und ließ sich neben mir nieder. Er legte einen Wärmezauber über uns und zog mich näher zu sich, sodass mein Kopf auf seiner Brust lag. Ich schweifte wieder in Gedanken ab und so saßen wir eine Weile da.

"Worüber denkst du nach?", fragte Sirius schließlich und durchbrach damit die Stille. 

"Über den Krieg, die Zeit danach, Ella, Ausbildung und einfach meine Zukunft", sagte ich ehrlich. 

"Egal welche Seite gewinnen wird, es wird am Anfang nach dem Krieg nicht leicht werde. Es werden viele Personen sterben, die wir kennen", sagte er traurig und ich nickte stumm. 

"Ich hoffe Malfoy wird sich die Mühe machen und sich um Ella kümmern". knurrte Sirius wütend und ich schaute ihn mit dem strafenden Blick meines Vaters ein, was ihn zuerst zusammenschrecken und dann lachen ließ. 

"Was ist denn jetzt so witzig?", fragte ich ihn. 

"Du machst Snape immer mehr Konkurrenz", sagte er und wischte sich eine Freudenträne aus dem Augenwinkel. Auch ich musste schmunzeln. 

"Draco wird ein perfekter Vater sein, das weiß ich. Er sorgt sich jetzt schon so viel und glaubt jedes Mal, wenn ich mich hinsetze, dass mir schwindelig oder schlecht ist, aber Dad übertreibt es vollkommen", erklärte ich. Wir redeten noch eine Weile und ich wurde immer schläfriger. Schließlich schloss ich meine Augen und sank in einen tiefen Schlaf. 

~Sirius' Sicht~

Wir saßen noch lange am See und genossen die Gesellschaft, als ich den ruhigen Atem meines Patenkinds an meiner Brust spürte. Ich schaute zu ihr hinunter und musste feststellen, dass sie eingeschlafen war. Ich seufzte leise und dachte noch lange an die verschwendeten Jahre in Askaban nach. Und all die verschwendeten Jahre sind Peters Schuld. Dank ihm mussten die Potters sterben und ich habe meine besten Freunde verloren. 

Ich war noch lange in Gedanken, bis der Wärmezauber langsam nachließ und ich Alice auf meine Arme hob. Unschlüssig, wohin ich sollte, ging ich mit ihr in die Kerker, da ich das Passwort der Gryffindors nicht wusste. Vor der Türe zu Schniefelus' Privaträumen blieb ich stehen und klopfte, so gut es eben ging, an die Türe. Ich wartete einige Minuten, als sie mit Schwung geöffnet wurde und ein schlechtgelaunter Snape nur im Morgenmantel heraustrat. 

"Black! Warum zur Hölle stören sie mich in der Nacht!?", fragte er schlechtgelaunt. 

"Ich bin nur hier, um deine Tochter abzugeben. Sie ist eingeschlafen! Draußen!", sagte ich mit Nachdruck und er schaute verwirrt auf meine Arme. 

"Komm mit!", sagte Schniefelus wütend und ging zu einer Türe, welche anscheinend Alice' Zimmer war. Er zeigte auf ein Bett und ich legte sie darauf. 

"Was wollte sie draußen?", fragte Snape und ich drehte mich zu ihm. 

"Sie hat nachgedacht. Über ihre Zukunft und ihre Familie", erklärte ich ihm und er nickte knapp. 

"Ich würde dich jetzt bitten zu gehen, Black!", sagte er streng und eindringlich. 

"Jaja, Schniefelus", sagte ich und ging in der Gestalt eines Hundes aus dem Schloss. 

~Alice' Sicht~

Als ich am nächsten Morgen aufwacht war ich nicht mehr gemeinsam mit Sirius am See, sondern lag in meinem Bett in meinen privaten Räumen. Überrascht schaute ich mich um, doch ich konnte niemanden in meinem Zimmer sehen. Auf einmal wurde die Türe leicht geöffnet und mein Dad schaute zwischen einem kleinen Türspalt hervor. 

"Ich bin wach", sagte ich müde und er trat ein. Er setzte sich unentschlossen an die Bettkante und musterte mich mit seinen schwarzen Augen. 

"Wie geht es dir?", fragte er mich besorgt. 

"Den Umständen entsprechend", sagte ich und spürte wieder die Übelkeit, die ich seit der Schwangerschaft manchmal zu spüren bekam. Dad nickte verstehend und rief mit einem Schnipsen ein Tablett mit Frühstück herbei. Mein Blick huschte kurz zur Uhr, als ich mit entsetzten feststellte, dass es bereits nach neun Uhr war. Augenblicklich saß ich kerzengerade im Bett, was mein Vater mit einer hochgezogenen Augenbraue kommentierte. 

"Ich muss in den Unterricht!", sagte ich schnell und wollte aufstehen, als mich mein Vater wieder zurück in das Kissen drückte. 

"Nein, weil es Samstag ist", sagte er schmunzelnd und ich atmete erleichtert auf. Ich widmete mich meinem Frühstück und unterhielt mich mit meinem Vater darüber, was ich nach meinem Schulabschluss machen wollte. 

"Du könntest in eine Lehre für Zaubertränke gehen", schlug mein Vater vor. Ich hatte schon ähnliche Gedanken, nur woher sollte ich einen Tränkemeister finden, der mich ausbilden würde. 

"Und wer soll mich ausbilden?", fragte ich. 

"Ich würde mich bereiterklären", sagte mein Vater und ich schaute ihn überrascht an. 

"Du? Du hattest noch nie einen Lehrling, oder?", fragte ich ihn und er verneinte meine Frage. 

"Bitte iss mehr und leg dich mal schlafen. Das ist echt nicht mehr gesund. Das Einzige, was du zu dir nimmst, sind Tränke, Kaffee und Alkohol", sagte ich verbittert, als ich ihn gründlich gemustert hatte. 

"Ich möchte nicht schlafen. Jedes Mal sehe ich, wie ich Leute quäle oder den einzigen Menschen, der mich je verstanden hatte, töte", erklärte er bitter und schaute auf die Bettdecke. 

"Leg dich hin", wies ich ihn an. Er schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an und legte sich widerwillig mit dem Rücken nach oben auf mein Bett. Ich kniete mich neben ihn und fing an, seinen Rücken zu massieren. 

"AAAhhhh", beschwerte er sich, was mich schmunzeln ließ. 

"Dein Rücken ist ja auch hart wie ein Brett!", sagte ich und machte weiter. Nach einer Zeit begann er sich zu entspannen und als ich aufstand, um ein warmes Tuch aus dem Bad zu holen, seufzte er enttäuscht auf. Ich schmunzelte und kam mit dem nassen Tuch in der Hand wieder. Mit einem Schnipsen war sein Oberkörper frei und die vielen Narben kamen zum Vorschein. Vorsichtig strich ich darüber und dachte nach, womit er das verdient hatte. 

"Was haben sie nur mit der gemacht?", flüsterte ich und er legte seinen Kopf schief. 

"Einige sind auch von meinem Vater, als ich noch ein Kind war", sagte er leise und ich schaute ihn mitleidig an. 

"Warum hat er das gemacht?", fragte ich ihn. 

"Meistens war er betrunken und wollte meine Mutter schlagen, oder eben mich. Einmal habe ich mich schützend vor meine Mutter gestellt, aber es hat ihn nicht aufgehalten, ihr Schaden zuzufügen", erklärte er traurig. 

"Lebt er noch?", fragte ich weiter und er lachte dunkel auf. 

"Leider. Lebt irgendwo in London unter den Muggeln", sagte er und Wut schwang in seiner Stimme mit. Ich beließ es auf dieser Aussage und legte ihm das Tuch auf seinen entstellten Rücken. 



𝔸𝕝𝕚𝕔𝕖 𝕊𝕟𝕒𝕡𝕖Where stories live. Discover now