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"Sie ist wunderschön. Jetzt wo ich nachvollziehen kann, wie es sich anfühlt sein Kind in den Armen zu halten, würde ich die Zeit so gerne zurückdrehen. Ich habe so viele Fehler in meiner Vergangenheit gemacht", durchbrach mein Vater die Stille und setzte sich neben mich. 

"Man kann die Vergangenheit nicht mehr ändern, aber die Zukunft", sagte ich und schaute ihn lächelnd an. 

"Du redest schon wie Albus. Selbst den Zuckerjunky fehlt hier im Schloss", sagte er und fühlte sich wieder elend. 

"Wir müssen einen Weg finden, wo Ella bleiben kann, während ich Unterricht habe", wechselte ich geschickt das Thema. Er atmete erleichtert aus und fuhr dann ernst fort. 

"Die ersten zwei Wochen wirst du keinen Unterricht nehmen! Keine Widerrede, oder ich hetze dir Minerva und deine Weasley Freundin gleichzeitig auf den Hals!", drohte er und ich nickte. Allein Ginny war schon anstrengend genug, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Ich weiß zwar nicht, ob es ihr bewusst war, aber sie ähnelte Molly immer mehr. Ob es ihr gefallen würde,  wenn man es ihr sagen würde? Wahrscheinlich eher nicht. 

"Sonst kann sie ja auch zu mir kommen. Ich habe nicht viel zu tun und in meinem Büro ist reichlich Platz für eine kleine Kinderwiege", erklärte Dad und ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht lauthals loszulachen. Einerseits, da Ella gerade schlief und andererseits, über den Gedanken, wie ein weißes Kinderbett in den Kerkern stehen würde. Was sich erst die Schüler denken mussten!

Plötzlich wurde die Flügeltüre geöffnet und die Großeltern waren vollzählig. Hinter den Malfoys kam Poppy angelaufen, um sie aus dem Krankenflügel zu schmeißen, aber Lucius wand sich mit einem Augendrehen in ihre Richtung. 

"Poppy, wir sehen nur nach unserer Enkelin und gehen dann ja schon wieder. Wir haben mit Sicherheit nicht vor uns von dir behandeln zu lassen!", sagte Lucius und Poppy verließ mit hochrotem Kopf die Krankenbetten und war in ihrem Büro verschwunden. 

"Kindchen, wie geht es dir?", fragte Narcissa fürsorglich und kam sofort zu mir. 

"Ich bin nur etwas erschöpft", antwortete ich und Narcissa nahm Ella auf ihre Arme. Nun trat auch Lucius ans Bett und klopfte meinem Vater stolz auf die Schulter. 

"Nicht etwas früh für ein Enkelkind, alter Mann?", scherzte Lucius und Narcissa und ich verdrehten die Augen. 

"Du bist hier der alte Lucius! Vergiss das nicht!", sagte mein Vater mit Nachdruck und Lucius wand sich mit einem siegessicheren Lächeln zu mir. 

"Könnte ich mit dir allein sprechen? Ich weiß die Gelegenheit ist ungünstig, aber es ist dringend", sagte Lucius und ich nickte. Narcissa und Dad verließen verwirrt den Krankenflügel und Lucius setzte sich auf einen Stuhl neben das Bett. 

"Was sollte die Aktion im Manor?", fragte er mich und ich verspannte mich bei dem Gedanken an die Folter. 

"Was meinst du damit?", fragte ich ihn. 

"Du wurdest von Potter verschleppt! Du weißt doch mit Sicherheit wo er sich auftreibt! Jeder Blinder erkennt, dass ihr noch befreundet seid. Du konntest nicht einmal zusehen, wie Bella das Schlammblut gefoltert hat!"

"Ja, ich wurde von Harry verschleppt! Weißt du, was er mit mir gemacht hat? Er hat mich mit einem Stupor getroffen! Würdest du so etwas Freunde nennen?", fragte ich ihn und versuchte meine Lüge überzeugend klingen zu lassen. 

"Und das mit Granger? Du kannst nicht leugnen, dass es dich kaltgelassen hat!", sagte er und etwas Wut schwang in seiner Stimme mit. 

"Sie war meine beste Freundin! Als ob du dich, nur weil du ein Todesser warst von Freunden abgewandt hast?", fragte ich ihn wütend. 

"Nein, weil sie sich von mir abgewandt haben! Deshalb wundert es mich, dass Potter dich nicht gleich zur Strecke gebracht hat! Verstehst du nicht? Ich habe Draco sein gesamtes Leben verdorben! Du bist sein einziger Lichtblick und das, was ihn glücklich macht! Er wäre bereits zerbrochen, wenn du ihm nicht sein Leben ausschmücken würdest! Er würde alles für seine Familie machen!", sagte Lucius. 

"Draco hat nichts damit zu tun! Außerdem bist du es, der ihm sein Leben vergeudet hat!", sagte ich wütend. 

"Und alles nur wegen dem Fehltritt im Ministerium", sagte er und auch ich erinnerte mich an den Tag zurück. Fast wäre Sirius dabei getötet worden. 

"Lucius es weiß so gut wie jeder, dass du es bereust wieder in seinen Reihen zu sein! Und es ist nicht falsch, wenn man sich um seine Familie sorgt!", redete ich auf ihn ein, was ihn aufblicken ließ. 

"Merkt man es so sehr?", fragte er fassungslos. Ich nickte nur und er seufzte. 

"Du bist nicht gerade ein guter Schauspieler", erklärte ich ihm und er schaute nachdenklich auf die Decke. 

"Und weshalb Lebe ich dann noch, wenn es so offensichtlich ist?", fragte er mich nun. 

"Weile er mit seinen Opfern spielt, Lucius! Es macht ihm Spaß, dass sich die Leute vor Angst ihm zuwenden! Sie haben Angst den kommenden Krieg nicht zu überleben! Sie denken, dass er der stärkere ist und irren sich! Jeder macht Fehler, auch ein Malfoy!", ergänzte ich, da er schon den Mund geöffnet hatte, um mir zu widersprechen. 

"Ja, leider. Ruh dich aus", sagte Lucius und verließ schnellen Schrittes den Krankenflügel. Jetzt war ich allein. 

Lucius hatte Draco sein Leben nicht wirklich leicht gemacht. Erst kommt sein Vater nach Askaban, er muss unseren Schulleiter töten und jetzt hat er Angst um seine Familie. Das Leben ist nicht gerecht, wie mein Vater immer sagt, das wurde mir zu diesem Zeitpunkt bewusst. Die Familie Malfoy ist das beste Beispiel. Sie ist an einem Fehler zerbrochen. Auch, wenn sie auf der dunklen Seite stehen, hoffen sie innerlich, dass das alles endet und alles wieder normal wird. 

Ich versank noch weiter tief in Gedanken und schlief von der Erschöpfung der Geburt ein. 

𝔸𝕝𝕚𝕔𝕖 𝕊𝕟𝕒𝕡𝕖Where stories live. Discover now