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Als ich mich nach einer langen Zeit von Albus gelöst hatte, gingen wir, nachdem ich einen Alarmzauber über Ella gelegt hatte, in das Wohnzimmer. 

Ich konnte noch immer nicht glauben, wer vor mir stand. Die ganze Zeit hat er kein Lebenszeichen von sich gegeben und jetzt taucht er hier so plötzlich auf. Ja und mein Vater hatte die ganze Zeit Schuldgefühle, umsonst. 

"Wo zur Hölle warst du? Hast du eine Ahnung, welche Vorwürfe sich mein Vater gemacht hatte?!", sagte ich laut und etwas Wut schwang in meiner Stimme mit. Dumbledore schaute mich schuldgeplagen an und nickte kurz. 

"Warum sprichst du von deinem Vater in Vergangenheit?", fragte er schließlich. Es traf mich wie ein Messerstich und ich senkte meinen Blick. 

"Er wurde von Nagini getötet. Als ich noch einmal zu ihm wollte, war sein Leichnam nicht mehr da", erzählte ich traurig und auch Dumbledore senkte seinen Kopf und nickte langsam. 

"Also habt ihr es geschafft?", fragte er und ich nickte. 

"Harry hat etwas von einer Vision gesagt, als er eigentlich gestorben wäre. Was war das dann, wenn du gelebt hast und warum warst du im Portrait?", fragte ich ihn. Er schmunzelte leicht. 

"Visionen kann man täuschen und die Schulleiterportraits ebenfalls", erklärte er.

"Aber wie konntest du überleben? Der Todesfluch hat dich direkt getroffen?!". fragte ich.

"Euer Trank, ich habe ihn eingenommen", erklärte er einfach und ich klatschte mir gedanklich mit der Handfläche auf die Stirn. Dass ich da auch nicht früher draufgekommen bin!

"Wie geht es Minerva?", fragte er und ich konnte die Sorge in seiner Stimme hören. Ich lächelte ihn leicht an und begann zu erzählen. 

"Sie war nach deinem Tod unendlich traurig. Sie hat logischerweise meinen Vater dafür verantwortlich gemacht und hat ihm sein Leben als Schulleiter nicht wirklich leichter gemacht. Sie war aber sonst immer normal und heute hat sie sogar Harry und mich sozusagenerweise vor Dad beschützt. Ich glaube ihr hat es gutgetan, die Wut einmal hinauszulassen, aber es wäre mir lieber gewesen, sie hätte es bei Voldemort gemacht", erklärte ich und Albus' Augen begannen vor Erleichterung zu leuchten. 

"Und warum tauchst du hier so plötzlich auf? Warum warst du nie bei mir?", fragte ich ihn vorwurfsvoll. 

"Eigentlich war ich bei dir. Ich habe dich nach der Geburt im Krankenflügel besucht", sagte er und ich schaute ihn verwirrt an, bis die Nachricht bei mir durchsickerte. Er war der mysteriöse Mann aus dem Mungos gewesen. Jetzt wurde mir alles klar und anscheinend nahm mein Gesicht ebenfalls so einen Ausdruck an, denn Albus gluckste zufrieden. 

"Wo warst du die ganze Zeit?", fragte ich ihn. 

"Mal hier mal dort. Ich habe ständig meine Heimat gewechselt, um nicht aufzufallen", erklärte er und ich musste ihm zustimmend. Ich meinte es nicht böse, aber schaute im Vergleich zu den Muggels nicht gerade alt aus. Eher noch älter und sein langer Bart unterstrich dies auch. Seine Kleidung war ebenfalls außergewöhnlich und es würde jedem Muggel auffallen, dass er kein normaler Mensch wäre. 

"Und wie ist der Krieg gelaufen? Ich darf doch denken, dass wir gewonnen haben?", fragte er und ich nickte. 

"Allerdings liegt Hogwarts in Trümmern. Es sind viele gestorben. Todesser sind geflüchtet. Tonks, Fred, Lavender, sie haben es nicht überlebt", erklärte ich traurig. Auch Albus nahm wieder einen traurigen Gesichtsausdruck an. 

"Der arme Remus. So lange hat er sich gegen die Gefühle von Tonks gewehrt und nun, als er die Gefühle endlich zugelassen hatte, ist er wieder alleine mit seinem Sohn", sagte Albus. 

"Du kommst doch wieder zurück?", fragte ich erschrocken, aber ich bekam ein trauriges Kopfschütteln als Antwort. 

"Albus, Hogwarts braucht dich! Du bist der mächtigste Zauberer! Ohne dich würde es ewig dauern Hogwarts aufzurichten!", sagte ich und etwas Wut schwang in meiner Stimme mit. Zuerst kam er so plötzlich zu mir und dann wollte er nicht einmal helfen, das Schlamassel wieder zu beseitigen? Nein, bei mir nicht!

"Der Elderstab hat mich so mächtig gemacht!", sagte er. 

"Der Besitzer ist der Erschaffer des Zaubers, also rede keinen Mist!", sagte ich eindringlich. 

"Ich überlege es mir. Wirst du zurückgehen?", fragte er mich. 

"Nein, ich kann dort nicht sein. Alles erinnert mich an die toten Leute und ich möchte nicht mehr an den Krieg denken", erklärte ich. Er nickte und verabschiedete sich nach einer Weile von mir. Er würde als Erstes wieder untertauchen, sich aber demnächst wieder bei mir melden. 

Eine Weile blieb ich im Wohnzimmer sitzen, doch irgendetwas zog mich in das Zimmer meines Vaters. Langsam ging ich in sein Zimmer und öffnete die Türe vorsichtig. Sie knarzte und in dem Zimmer war es stockfinster. Ich tastete die Wand nach dem Lichtschalter ab, bis ich ihn schließlich gefunden hatte. Leider musste ich feststellen, dass die Lampe kaputt war und ich deshalb die staubigen Vorhänge öffnete. Das Zimmer wurde erhellt und ich schaute mich in dem Zimmer um. Es war nicht besonders groß und im Vergleich zu den anderen Zimmern war es eines der kleinsten. Ein Bett, Kleiderschrank, Schreibtisch, zwei Sessel und eine Kommode befanden sich in dem Zimmer. Auf dem schwarzen Holz des Schreibtisches lag ein weißes Stück Pergament, welches ich sofort in die Hand nahm. Es war ein Brief für mich, ein Abschiedsbrief. 

Meine kleine Tochter,
Ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz ich auf dich bin. Du hast so viel gemeistert und wenn du diesen Brief liest, bin ich wahrscheinlich nicht mehr bei dir. Ich hatte schon früher damit gerechnet, dass ich sterben würde und wollte dir wenigstens für alles Danken, was du für mich getan hast. Seit dem Tag, an dem wir uns kennengelernt hatten, hatte sich mein Leben um 360° geändert. Du hast mir mein Leben erheitert und ich konnte endlich lernen, wie es ist, geliebt zu werden. Es ist das wunderbarste Gefühl auf der ganzen Welt und ich wünschte mir, ich hätte es schon immer gefühlt. Du hast mir oft ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, was wirklich noch niemand geschafft hatte. Nicht einmal Albus, so oft er es auch versuchte. 

Als du dann mit Ella schwanger warst, fühlte ich mich endlich vollkommen. Wir waren eine kleine Familie und ich hatte sogar angefangen, Draco zu akzeptieren. Ihr habt mir geholfen die dunklen Zeiten zu vergessen und ich habe von euch gelernt zu lieben. Es schmerzt zu wissen, dass ich Ella nicht beim Wachsen zusehen werden kann, aber manchmal müssen Eltern für ihre Kinder lügen, um sie zu beschützen. Für mich gibt es keine Zukunft und ich empfange den Tod mit offenen Armen. Ich habe es verdient zu sterben. So vielen Menschen hatte ich unrecht getan und gequält. 

Ich möchte dir wegen diesem Grund mein Verließ in Gringotts vererben. Die dazugehörigen Daten findest du ebenfalls auf meinem Schreibtisch und auch meine Zutaten und meine Tränke sollen dir gehören. Ich bin mir sicher, dass du etwas damit anfangen kannst und eine Freude daran hast. 

Bitte hänge meinem Tod nicht weiter nach und kümmere dich um deine Familie. Ich werde dich und Ella immer lieben. Auch, wenn ich nicht mehr hier bin, werde ich immer an euch denken. 

In unendlicher Liebe, 

Dein Vater ❤


𝔸𝕝𝕚𝕔𝕖 𝕊𝕟𝕒𝕡𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt