~𝟛~

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~Severus~

Es klopfte und Dumbledore und ein Mädchen betraten mein Büro. Meine Tochter.

Nachdem Dumbledore gegangen war, setzten wir uns auf die Couch.

"Bist du vorhin auf eine Zauberschule gegangen?", fragte ich und versuchte nicht so barsch zu klingen, aber es gelang mir nicht richtig. Ich hatte bis eben noch nie gefühlsvolle Gespräche und wusste ebenso wenig, wie man sich mit einem Kind... seinem Kind, unterhält.

"Nein, ich wurde von Tonks unterrichtet", sagte meine Tochter und ich hörte das erste Mal ihre Stimme. Alice hatte einen amerikanischen Akzent, der mich gewaltig störte. Am liebsten hätte ich sie noch zusätzlich an einem Sprachkurs angemeldet. Ihre Mutter war Britin und ich auch, also sollte sie auch Britisch sprechen. Wie konnte es Mona nur zulassen, dass sie in Amerika groß wird?

Ich reichte ihr eine Tasse mit Tee, die sie dankend annahm. Wenigstens Manieren hatte ihre Mutter ihr beigebracht.

"Was sind deine Lieblingsfächer?", fragte ich, da ich davon ausging, dass es Zaubertränke war. Aber es war Zauberkunst. Eines der leichtesten Fächer. Vermutlich mochte sie es daher so, weil Zaubertränke zu anspruchsvoll sei.

Ich betrachtete sie besser. Sie hatte die Nase und die Gesichtszüge von ihrer Mutter, aber die Haare und die Augen hatte sie tatsächlich von mir.

Ich schwang meinen Zauberstab und aus dem Nebenzimmer kam der vorbereitete Teller mit Keksen angeflogen.

"Ich hoffe dir ist klar, dass man sonst kein Essen auf sein Zimmer nehmen darf", sagte ich scharf.

"Ich bin nicht auf den Kopf gefallen", antwortete sie schnippisch. Ich war ein wenig überrascht, dass sie so eingebildet sein kann. Wir schwiegen beide und tranken unseren Tee.

"Wie war deine Reise?", fragte ich, um die Lage ein wenig zu entspannen.

"Ganz gut. Ich kann es einfach nicht glauben das sie weg ist. In der Früh war Mom noch da und nach wenigen Stunden bekam ich den Brief und ich wusste nicht, was ich tun soll", sagte sie und auf einmal wurde sie traurig, doch ich zeigte keine Weise an Mitleid.

"Alice, bei uns heißt es Mum und nicht Mom. Du solltest dich allgemein mehr an unsere Gewohnheiten anpassen", sagte ich, da ich den amerikanischen Akzent nicht ausstehen kann.

"Alice-", begann ich, doch sie unterbrach mich. Wie ich es hasste!

"Du kannst mich ruhig Alli nennen. So hat mich Mom auch immer genannt."

"Ich werde dich aber bei deinem richtigen Namen nennen. Alli klingt abscheulich und so...kurz", sagte ich aufgebracht und schaute ihr genau in die Augen.

"Alli ist nicht furchtbar", sagte sie wütend und es bildeten sich Tränen in ihren Augen, doch ich blieb kühl.

"Im Gegensatz zu deinem Namen ist er noch schöner. Severus! Zzzzztttt! Ich kenne keine Person, die einen komischeren Namen hat wie du. Weißt du, dass dein Name übersetzt so viel wie der Strenge heißt? Ich muss sagen, dass ihn meine Großeltern perfekt gewählt haben!", entgegnete sie und ich war sprachlos. Noch nie wurde ich von einer Schülerin so konfrontiert. Nicht einmal von Potter. Sie stellte ihre Tasse wütend ab und wurde rot vor Zorn.

"Er ist genauso scheußlich wie dein Charakter", sagte sie. Jetzt hatte sie die Grenze überschritten. Meine Geduldsfäden rissen und das ließ ich sie auch spüren!

"Ich hätte nicht gedacht, dass du mich so sehr verabscheust", sagte Alice und eine Träne floss ihr über ihre Wange. "Du hättest dir wenigstens die Mühe geben können es mehr für dich zu behalten und mich nicht so zu verletzen. Ich dachte du würdest mich unterstützen mit dem, was mit Mom passiert ist", schluchzte sie.

"Das reicht! Geh jetzt in dein Zimmer und wir sprechen später", sagte ich wütend und deutete auf die Tür. Sie stand auf und verließ wütend mein Büro. Sie knallte die Tür zu und ich sackte auf dem Sofa zusammen und ich hörte in den Gängen ein lautes Schluchzten. 

"Hätte ich gewusst wie anstrengend das wird", murmelte ich und widmete mich wieder meiner Arbeit, doch ich konnte mich nicht konzentrieren und ging nach einer Weile in das Zimmer meiner Tochter.

~Alice~

Weinend verließ ich das Büro und schlug die Tür hinter mir zu. Ich lief in mein Zimmer, das mir Dumbledore vorher gezeigt hatte und setzte mich auf mein Bett. 

Schluchzend saß ich auf meinem Bett, zog die Knie an meinen Oberkörper und legte meine Stirn auf meine Knie. So saß ich weinend da und umarmte mich selbst und bohrte meine Fingernägel weit in meine Haut. Es schmerzte, aber es war mir momentan egal. Der psychische Schmerz war größer als der Physische und so spürte ich nicht, wie mir bereits das Blut aus der Wunde rann. 

"Wieso hasst er mich so, Mom?", fragte ich und bohrte meine Fingernägel weiter in meine Haut. 

Auf einmal wurden meine Hände von meinen Unterarmen weggeschlagen und ich schaute überrascht auf. Ich sah tiefschwarzen Augen vor mir, vor denen ich gerade noch davongelaufen war. Da ich nicht wollte, dass er sieht, dass ich weinte, wandte ich mein Gesicht ab und schaute auf eine beliebige Wand in meinem Zimmer.  Ich war nicht schwach und das wollte ich meinem Vater auch zu spüren geben. 

"Was hast du nur getan Kind?", fragte mein Vater vorwurfsvoll und nahm meinen Unterarm vorsichtig in seine Hände. 

"Was hast du dir dabei gedacht?", fragte er fassungslos, als er sich die Wunden ansieht. Er nahm seinen Zauberstab aus der Tasche und sagte dreimal denselben Zauberspruch und strich mit dem Zauberstab über meine Wunden.  Die Wunden verschwanden und er setzte sich neben mich auf das Bett. 

"Verschwinde. Lass mich in Ruhe. Ich brauche dich nicht. Du bist nicht mein Vater. Wenn du es wärst, hätten wir zusammen Weihnachten gefeiert und du hättest mich jeden Abend ins Bett gebracht. Du hättest dir heute zumindest Mühe geben können!" schrie ich und stand von meinem Bett auf und wollte mein Zimmer verlassen, doch er packte mich an meinem Handgelenk und zog mich zu sich, sodass ich genau in sein Gesicht schauen konnte. 

"Schweig still", sagte er, zwar nicht so laut wie ich aber dennoch wütend. 

"Wieso denn. Wenn du mein Vater wärst, wärst du da gewesen, wenn ich dich gebraucht hätte. Ich hätte dich so sehr gebraucht, verstehst du? Und was machst du? Dich interessiert es kein bisschen wie es mir geht. Du bist ein Feigling, Severus Snape", sagte ich und hörte kurz danach einen Klatscher. Entsetzt hielt ich mir meine Hand auf meine brennende Wange.

"Verschwinde", zischte ich mit tränenden Augen und setzte mich wieder in mein Bett, doch er setzte sich neben mich und schaute auf den Boden. 

"Das wollte ich nicht Alice", sagte mein Vater und zum ersten Mal konnte ich Bedauern in seiner Stimme hören. 

"Und warum hast du es dann getan?", fragte ich und sah ihm direkt in die Augen. 

Ich erwartete eine Antwort, doch er schwieg. 

"Ich dachte wirklich du würdest mich unterstützen, doch anscheinend habe ich mich geirrt", sagte ich und verließ mein Zimmer, um zu Dumbledore zu gehen. Er rief mir nichts hinterher und so ging ich Richtung Büro von Dumbledore. 

Vor dem Büro blieb ich ratlos stehen, denn der Zugang war versperrt. Zum Glück kam gerade eine Lehrerin vorbei, die mich verwundert musterte. 

𝔸𝕝𝕚𝕔𝕖 𝕊𝕟𝕒𝕡𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt