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Snape versuchte sich aufzusetzen, ließ sich aber wieder ins Kissen zurücksinken, als er einen stechenden Schmerz an seinem Hals spürte. Gequält schloss er die Augen und wollte etwas sagen, aber aus seiner Kehle drangen nur unverständliche Laute. Sirius verstand und griff nach einem Glas Wasser, welches er Snape einflößte. 

"Warum zur Hölle bist gerade DU in MEINEM Haus?!", herrschte Snape ihn mit rauer Stimme an. 

Und ich dachte er könnte sich einmal bedanken, dachte Sirius und lächelte über seinen Gedanken. 

"Was ist so amüsant, Black? Gefällt dir mein Anblick oder belächelst du dein hirnloses Werk mich wieder ins Leben zu bringen?!", fragte Snape gereizt und Sirius lachte auf. Nein, Snape hatte sich mit Sicherheit nicht verändert und er würde es so schnell auch nicht tun. 

"Schon in Ordnung, wie geht es dir?", fragte Sirius und versuchte nett zu klingen. Über diese nett gemeinte Frage hob Snape eine Augenbraue. 

"Bist du auf den Kopf gefallen, oder willst du mich für dumm erklären? Seit wann kümmert es dich, wie es mir geht?", fragte er abwertend. 

"Weil ich mir Sorgen um Alice-", wollte er sagen, doch Snape starrte ihn an und unterbrach ihn harsch. 

"Alice! Wie geht es ihr? Und Ella?", fragte er und wirkte unruhig. Sirius musste leicht schmunzeln, aber es verwandelte sich in eine unglückliche Mimik, als er über ihren Zustand nachdachte. 

"Es ging ihr gut, aber dein Tot hat ihr mehr als zu schaffen gemacht. Sie war nicht mehr glücklich und ihr ging es immer schlechter. Sie ging nicht mehr aus dem Haus und kümmerte sich nur mehr um Ella. Malfoy half dabei, Hogwarts aufzubauen-"

"Wir haben gesiegt?", fragte Snape und als Sirius nickte, wirkte er gelöster und schloss einen Moment die Augen. Endlich war er frei. Endlich konnte er machen, was er möchte und war an niemandem gebunden. 

"Ja. Alice ging es immer schlechter. Sie hat erneut zu viel abgenommen und ist dann für eine Woche gereist. Als sie wiederkam war sie fröhlicher und vor allem ging es ihr besser", sagte Sirius. 

"Wie lange lag ich im Koma und was ist bis jetzt passiert?", fragte er, ohne sein Gegenüber anzusehen.

"3 Monate. Die meisten Todesser wurden nach Askaban gebracht, aber manche werden noch gesucht", berichtete Sirius und wurde wieder unterbrochen. 

"Jetzt bin ich einmal frei und dann komme ich direkt nach Askaban. Das ist doch nicht fair", jammerte er, aber Sirius grinste verschmitzt. 

"Also erstens hast du zu Harry gesagt, dass das Leben nicht fair ist und zweitens wurdest du freigesprochen. Du musst nicht nach Askaban oder sonst etwas tun. Kingsley wurde Zauberminister. Harry, Hermine und Ron wohnen bei mir und die restlichen Weasleys im Fuchsbau. In der Schlacht kamen auch Fred und Tonks ums Leben. Remus und George konnten den Verlust nicht verkraften und  waren unauffindbar. Kurz, nachdem Alice wieder da war, besuchten uns beide mit Teddy", erzählte Sirius und Severus nickte. Nie hätte er gedacht, dass er es nochmal erleben konnte, seine Tochter und seine Enkelin noch einmal zu sehen. Er wollte aus dem Bett springen, doch Sirius drückte ihn bestimmt wieder in das Bett. 

"Was glaubst du eigentlich? Du bist seit 3 Monaten das erste Mal wieder auf den Beinen und willst gleich einen Marathon laufen. Den Gedanken kannst du sofort wieder in eine Phiole sperren", sagte Sirius gereizt. 

"Ich will doch nur zu meiner Tochter, bitte. Ich will zu ihr", bettelte Snape und er kam sich mehr als bescheuert vor, mit dem, was er gerade machte. 

"Nein, heute nicht, aber ich komme morgen früh und dann sehen wir. Den Zauberstab nehme ich mit, ehe du noch auf dumme Gedanken kommst", belehrte ihn Sirius, was er mit einem dunklen Knurren kommentierte. 

"Ah, ah, ich bin hier der Hund, nicht du", sagte Sirius und Severus stieß genervt die Luft aus. 

Sirius verließ an dem Tag Spinners End wieder. Severus hatte die freie Zeit genützt, um nachzudenken. Eigentlich hatte er sich schon mit dem Gedanken zu sterben abgefunden, aber das krempelte sein Leben erneut um. Was würde jetzt wohl passieren? In der Zauberwelt galt er als tot und er wollte es bei dem Gedanken eigentlich belassen. Andererseits wollte er seine Tochter wiedersehen. Seine Gedanken ließen ihn nicht schlafen und so stand er auf. Er biss die Zähne zusammen und ging in sein Bad. Einige Tränke standen dort und er flößte sich einen Schmerztrank ein. Der Schmerz ließ nach und Severus konnte wieder normal gehen. Er schälte sich aus seinem Pyjama und reinigte sich magisch. Er wollte keine Zeit verlieren. Er wollte seine Tochter sehen, jetzt. Nachdem er sich ein T-Shirt und eine Jeans angezogen hatte, nahm er sich seinen Umhang und trat aus dem Haus. Er verfluchte Black dafür, dass er seinen Zauberstab mitgenommen hatte, aber schließlich konnte er noch apparieren. 

Nach wenigen Augenblicken kam er in einem Garten an. Der Wind wehte leicht und er erkannte den Garten. Es war der Garten der Jones Villa und aus einem der Fenster drang ein schwaches Licht. Er ging die Allee entlang und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. 

Auf einer Bank vor dem Rosenbeet saß eine Person. Eine Frau, fast noch ein Kind. Neben ihr stand eine kleine Lampe auf der Bank, sodass er das glatte schwarze Haar der Frau sehen konnte. 

Alice, war das einzige, was ihm durch den Kopf schoss. Er wollte auf sie zueilen, doch er konnte es nicht. Sein Körper lag noch immer in Schockstarre und er bewunderte seine Tochter. Er setzte einen Schritt nach vorne und der Kies unter seinen Schuhen knirschte. Er stoppte in seiner Bewegung und beobachtete die Reaktion seiner Tochter. Nichts. Sie bewegte sich nicht und schaute nur starr in eine Richtung. Sie musste tief in Gedanken sein, dass sie ihn nicht gehört hatte. 

("Wie gern hätte ich dich bei mir"), konnte er ihre Stimme in seinem Kopf hören. Seine Augen weiteten sich und auch sein Mund war leicht geöffnet. Er musste schlucken. Das, was er gehört hatte, war nur für ihn bestimmt und dass sie es ihm auch noch mithilfe der Verbindung sagte, machte ihn glücklich. 

"Ich bin bei dir und werde es auch immer bleiben", antwortete Severus und die junge Frau zuckte zusammen. Geschockt und mit geweiteten Augen drehte sie sich in die Richtung ihres Vaters und sie stieß einen schrillen Schrei aus, als sie ihn dort stehen sah. Sie legte sie Hand an ihren Mund und ihre Augen begannen im Schein der Lampe zu glitzern und es dauerte nicht lange, bis auch schon die ersten Tränen ihren Weg über ihre Wangen fanden. 


𝔸𝕝𝕚𝕔𝕖 𝕊𝕟𝕒𝕡𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt