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Alle Schüler und Schülerinnen waren in der großen Halle aufgestellt, als mein Vater durch die große Türe eintrat und mit seinem wehenden Umhang nach vorne auf das Podest ging. 

"Viele von Ihnen fragen sich bestimmt, warum ich Sie um diese Uhrzeit habe antreten lassen. Es wurde mir zugetragen, dass heute Abend Harry Potter in Hogsmeade gesichtet wurde", sagte mein Vater in tiefer Stimme und die Schüler begannen aufgeregt zu tuscheln. Die Mitglieder von Dumbledores Armee jedoch, hielten die Köpfe gesenkt. 

"Also, sollte irgendjemand, Schüler oder Lehrkraft, einen Versuch unternehmen Potter beizustehen, hat er eine Strafe zu erwarten, welche der Schwere seines Vergehens angemessen ist. Darüber hinaus wird jede Person, der Kenntnis besagter Vorkommnisse nachgewiesen wird, die es aber unterlassen hat von selbst vorzutreten, selbstverständlich, als genauso schuldig angesehen", erklärte mein Vater in ernster Miene und ging durch die Mitte der Halle. Je länger er redete, desto mehr Schüler senkten den Kopf. 

"Nun denn, wenn irgendjemand hier auch nur im entferntesten, um Mr. Potters Aktivitäten weiß, dann möchte ich ihm geraten haben, jetzt vorzutreten", sagte er und blieb genau neben mir stehen. Ich hatte meinen Kopf gesenkt, doch trotzdem spürte ich den eindringlichen Blick meines Vaters auf mir. 

"Also?", fragte er langgezogen und schaute vor allem Ginny, Cho und die restlichen Mitglieder der DA an. 

Plötzlich trat Harry aus den hinteren Reihen und die Schüler wichen erschrocken zurück. Ein Raunen ging von den Schülern aus und Harry starrte meinen Vater wütend an. Mein Vater wirkte überrascht, durch sein plötzliches Erscheinen und sein Gesichtsausdruck spiegelte es wieder.

"Es scheint mir, als gäbe es trotz Ihrer erschöpfenden Verteidigungsvorkehrungen immer noch ein Sicherheitsproblem in Ihrem Haus!", sagte Harry mit fester Stimme und die Flügeltüre sprang auf und die Mitglieder des Ordens und wenige der DA standen dort.  

("Du musst mitspielen!"), zischte mir mein Vater in Gedanken zu und ich verstand. 

"Und zwar ein ganz beträchtliches. Dass Sie es wagen dort zu stehen, wo er stand! Erzählen Sie ihnen, was in jener Nacht passiert ist! Erzählen Sie, wie Sie diesem Mann in die Augen sahen, Ihnen, der Ihnen vertraut hat und ihn getötet haben! Erzählen Sie es Ihnen!", sagte Harry und ich stellte mich entschlossen zu ihm. Wieder ging ein Raunen durch die Schülermassen, jedoch nicht, weil ich zu Harry getreten war, sondern, weil Minerva ihren Zauberstab gezogen hatte und Harry und mich zurückgetrieben hatte. Auch mein Vater hatte schnell seinen Zauberstab gezogen, allerdings zögerte er, als er Minerva's rachsüchtige Augen sah. Sie wollte sich bei ihm rächen, für das, das er machen musste, sie allerdings nicht akzeptieren konnte. Sogar die Carrows, die am Podest standen, hatten ihre Zauberstäbe zum Angriff bereit gezogen. Die Ordensmitglieder stellten sich in Angriffsposition und warteten nur darauf, die ersten Flüche abzuschießen, doch Minerva lenkte die ersten Flüche zu meinem Vater. Er währte die Flüche lediglich ab, doch die Carrows hatte Minerva bereits besiegt. Mein Vater hatte keine Chance gegen eine wütende Minerva, weshalb er auch aus dem Fenster der Großen Halle flüchtete. Ich schaute ihm mit einem verlorenen Blick nach, als ich seine Stimme in meinem Kopf hörte. 

("Komm sofort in mein Büro!"), sagte er eindringlich und ich lief aus der Halle in die Kerker. Auf dem Weg begegnete ich niemandem und ich trat, ohne anzuklopfen in das Büro meines Vaters ein. Er stand nervös vor seinem Schreibtisch und ich rannte auf ihn zu. Ich fiel ihm um den Hals und auch er nahm mich fest in die Arme. Als ich daran dachte, dass dies unsere letzte Umarmung sein könnte, drückte ich ihn noch fester an mich und die ersten Tränen flossen aus meinen Augen. Ich schluchzte laut und mein Vater strich mir beruhigend über den Rücken, wobei auch seine Finger zitterten.

"Sscchhh... wo hast du Ella gelassen, Alice?", fragte er mich, als ich mich noch immer nicht aus der Umarmung lösen wollte. 

"Sie...sie ist in der...Villa. Trixi...kümmert sich um sie", schluchzte ich weiter und vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge. 

"Alice, ihr geht es gut und euch wird auch nichts passieren", sagte mein Vater und ich schaute erschrocken auf. 

"Und...dir?", fragte ich unsicher und löste mich schwach aus der Umarmung. Er nahm meinen Kopf in seine Hände und wischte mit seinem rauen Daumen meine Tränenspur beiseite. Er hatte ein gequältes Lächeln auf den Lippen und seine Augen strahlten die Angst aus, die ich momentan spürte. 

"Um mich musst du dir keine Sorgen machen. Trink diesen Trank. Sollte irgendjemandem von uns etwas passieren, dann bekommt der andere nicht die Verletzungen und nimm auch diese Tasche mit. Es ist unser Trank", sagte er und reichte mir eine Phiole.  Ohne zu zögern, trank ich sie und stellte sie auf den Tisch zurück. Die Tasche hatte ich gerade über meine Schulter gelegt, als ich Voldemorts kalte und zischende Stimme in meinem Kopf hörte. 

"Ich weiß, dass viele von euch mutig genug sind, um zu kämpfen...Einige von euch denken vielleicht sogar, dass sich das Kämpfen lohnen würde...Aber das ist nichts anderes, als Torheit...Jeder Tropfen magisches Blut, welches vergossen wird, ist eine Verschwendung...Gebt mir Harry Potter und niemand soll verletzt werden...Gebt mir Harry Potter und ich werde euch unberührt lassen...Gebt mir Harry Potter und ihr sollt belohnt werden...Ihr habt eine Stunde Zeit"

Ich schaute meinen Vater schockiert an, der allerdings wild in ein paar Schubladen etwas suchte.

"Worauf wartest du? Geh in die große Halle und kämpfe!", sagte mein Vater aufgebracht. 

"Wie, ich soll kämpfen?", fragte ich ihn überrascht. 

"Wenn ich es dir verbieten würde, würdest du sowieso kämpfen, also hat es keinen Sinn und nun geh schon", sagte er mit sanfter Stimme und ich umarmte ihn ein letztes Mal ganz fest, bevor ich die Türe zu seinem Büro schloss. 

~Erzähler~

Alice eilte durch die Gänge und bemühte sich, in die Große Halle zu gelangen, was sich als schwierig herausstellte. Schüler liefen wild umher, doch sie schaffte es zu Harry und Minerva in die Große Halle zu gelangen. 

"Ich nehme an, es wird einen Grund für Ihre Rückkehr geben. Was brauchen Sie so dringend?", hörte Alice Minerva fragen und Harry antwortete ihr. 

"Ich brauche Zeit, Professor. So viel, wie Sie mir verschaffen können", sagte Harry und drehte seinen Zauberstab ungeduldig in seiner Hand. 

"Tun Sie, was Sie tun müssen. Ich werde das Schloss sicher. Potter, es ist schön Sie zu sehen", sagte Minerva und ein Lächeln, das Alice an ihre Mutter erinnerte, legte sich auf die Lippen ihrer Lehrerin für Verwandlung. 

"Ich freu mich auch, Professor", sagte Harry und drehte sich um. 

"Halt die Stellung, Neville" wies er ihn an und klopfte ihm auf die Schulter. 

Alice folgte ihrem besten Freund aus der Halle und sie musste feststellen, dass es fast unmöglich war, voranzukommen, da alle Schüler und Schülerinnen wie wild durch die Gänge liefen. Harry lief die Treppen zum Ravenclaw Gemeinschaftsraum empor, als er von Ron aufgehalten wurde. Alice, die ihm so schnell sie konnte, gefolgt war, schaute die beiden fragend an. Noch immer schmerzte es, dass sie nicht wusste, wo ihr Vater war und wie es ihm ging. Aber das schlimmste war, dass sie es trotz der Verbindung nicht merken würde, wenn er verletzt war und diese Nachricht bereitete ihr große Sorgen. 




𝔸𝕝𝕚𝕔𝕖 𝕊𝕟𝕒𝕡𝕖Where stories live. Discover now