𝔸𝕝𝕚𝕔𝕖 𝕊𝕟𝕒𝕡𝕖

~103~

Die Tage vergingen schnell und ehe ich mich versah, war es Mai geworden. Ich saß gerade bei meinen Hausaufgaben für Zaubertränke, als das Buch von Hermine aufleuchtete und ich es ergriff und an der jeweiligen Seite aufschlug. 

Schnell überflog ich die Zeilen und wurde immer schneller und hektischer. Harry, Hermine und Ron waren in Bellatrix' Verließ eingebrochen und konnten mithilfe eines Drachen entkommen. Nun waren sie auf dem Weg nach Hogsmeade. Heute wäre der Krieg. Heute würde alles anders werden, egal ob gut, oder böse siegen würde. Es gäbe viele Opfer. Viele Bekannte und Freunde. 

Schnell klappte ich das Buch zu und nahm Ella auf meine Arme. Meinem Vater hinterließ ich eine Nachricht, dass ich gleich wieder da sein würde. Nervös stieg ich in den Kamin und flohte mich in meine Villa. 

"TRIXI!", schrie ich aus Leibeskräften und die kleine Elfe erschien mit einem Plopp vor mir. 

"Trixi, versprich mir etwas. Pass auf Ella auf. Kümmere dich um sie! Ich habe keine Ahnung, ob ich den Krieg überleben werde. Wenn dich die Nachricht erreicht, dass der Krieg zu Ende ist, wartest du, bis ich da bin. Falls ich nach zwei Tagen noch immer nicht da bin, dann...dann bringst du sie ins St. Mungos! Aber nur, wenn die gute Seite gewinnt! Wenn nicht, wende dich an einen meiner Freunde! Bitte pass auf mein Kind auf!", sagte ich verzweifelt und die ersten Tränen rannen meine Wangen hinunter. Ich wollte mein Kind nicht abgeben, aber so sehr es auch schmerzte, desto besser wäre es für Ella.

"Trixi wird alles machen, damit es Ella gut geht! Sie werden es schaffen, Alice! Ich glaube an Sie! Viel Glück!", sagte Trixi, während ich ihr meine kleine Tochter übergab. Es schmerzte so sehr. Der Gedanke, dass ich meine Tochter vielleicht nicht mehr in meinen Armen halten konnte, machte mich noch trauriger. Sie war mir so sehr ans Herz gewachsen. Ich liebte sie über alles. Es wäre undenkbar für mich, ein Leben ohne sie zu führen. 

"Pass auf dich auf, mein Schatz", flüsterte ich, bevor ich in schwarzem Rauch nach Hogsmeade apparierte. Mit einem schweren Herzen schaute ich mich um und machte mich unter dem Umhang unsichtbar. Der Katzenjammerfluch war bereits aktiviert, als ich ankam, also müssten Harry und die anderen bereits hier sein. Nur wo? Ich dachte angestrengt nach, als mir Aberforth einfiel. Schnell eilte ich zum Eberkopf und öffnete die verschlossene Türe mit einem einfachen Zauber. Ich huschte durch die offene Türe und konnte Stimmen aus dem hinteren Raum hören. Leise ging ich den Flur entlang und konnte meine Freunde gemeinsam mit Aberforth in einem Raum erkennen. Schnell machte ich mich sichtbar und schaute meinen Freunden mit Tränen in den Augen an. 

"Oh Alice", sagte Harry als erstes und kam auf mich zu. Er zog mich in eine feste Umarmung und ich klammerte mich an ihm fest. Ich ließ all meine aufgebauten Masken fallen und weinte an seiner Schulter. Endlich hatte ich meinen besten Freund wieder und nie mehr würde ich ihn gehen lassen. Zu sehr hatte ich ihn vermisst. Seine Umarmungen und sein da sein.  Immer hatte er mich unterstützt, wenn ich Probleme hatte und dieses Jahr war ich alleine. Alleine mit meinen Problemen und Sorgen. Bei niemandem hatte ich meine Gefühle gezeigt. Zu viel Angst hatte ich vor ihrer Reaktion. Doch bei Harry konnte ich alles fallen lassen. 

"Ich habe dich so vermisst...Heute wird alles ein Ende haben", sagte Harry leise an meinem Ohr, was mich wieder in die Realität holte. Ich löste mich von Harry, nahm seine Hand allerdings in die meine. 

"Wo ist Ella?", flüsterte Hermine an mein Ohr, als auch sie mich kräftig umarmte. Ich drückte sie fest an mich.  Ihr Stimme klang brüchig und auch sie war den Tränen nahe. 

"In Sicherheit", antwortete ich und umarmte auch Ron. Auch er hatte sich bei der Suche der Horcruxe verändert. Er war erwachsener geworden , aber auch ihm merkte man die Angst an. Angst davor, seine Freunde, Familie und Verwandte zu verlieren. Als ich mich aus der Umarmung von Ron befreit hatte, griff ich wieder nach Harrys Hand und schaute unsicher zu Aberforth.