Drachenblut Kapitel 3

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Drachenblut


Kapitel 3



Sie wurden sehr früh geweckt, es war noch fast dunkel. Merlin stand auf und zog seine Kutte an, nachdem er geduscht hatte. Ihre sanitäre Einrichtung war einfach und warmes Wasser gab es nicht, was für Merlin kein Problem war. Der Behälter mit Wasser wurde immer aufgefüllt, man zog daran und das Wasser kippte über. Will lag noch im Bett, die Decke über sich gezogen.

„Steh auf jetzt", sagte Merlin und zündete noch eine Kerze an, stellte sie in die Laterne und brachte sie ins Bad.

Will seufzte und schlug die Decke weg, setzte sich auf, rieb seine Augen und gähnte.

„Oh verdammt...denkst du, das wir immer so früh aufstehen müssen?"

„Ich denke schon, Will...das hier ist kein Ausflug an den See", rief Merlin aus dem Bad.

Sie hatten früher immer Ausflüge an den See gemacht, mehrere Drachen in ihrem Alter und hatten auch dort übernachtet. Es war immer sehr schön gewesen und Merlin hatte Zara das erste Mal mitgenommen, als sie achtzehn war. Meistens waren sie so sechs Drachen, hatten Spaß am Schwimmen und Merlin grillte abends das frisch erlegte Wild...für einen Feuerdrachen kein Problem.

„In zehn Minuten auf den Gang zum Appell!", tönte es von draußen. Will stand auf, legte die Arme fröstelnd um seinen nackten Körper.

„Es ist scheiß kalt, ich wäre wirklich froh, wenn ich jetzt meine Schuppen hätte", sagte er. Die Schuppen hielten Drachen warm und schützten sie vor Verletzungen. Je nach Wetter konnten sie wärmen oder auch Hitze abhalten.

„Dann würdest du jetzt nicht mehr in unser Zimmer passen, abgesehen davon, das es zerstört wäre, wenn ein Braundrache da drin herumgetrampelt wäre", sagte Merlin, als er aus dem Bad kam.

„Ich denke, das ist eine Drachenschule...sie hätten sie größer bauen sollen", maulte er und ging zitternd ins Bad, nur um eine Minute später aufzuschreien. Merlin kam ins Bad und grinste, wusste schon, was der Grund für diesen Schrei war.

„Was ist? Eine Spinne gesehen?"

„Das Wasser ist ja eiskalt.", antwortete er geschockt und noch mehr zitternd.

„Bei mir nicht", grinste Merlin und Will sah ihn flehend an „Bitte, Merlin."

Dieser kicherte und ging zu dem Kessel, er blies einen Moment diesen an, dann trat er zurück.

Will grinste, als warmes Wasser über ihn floss und sagte

„Es hat schon Vorteile, einen Feuerdrachen als Freund zu haben."

„Beeil dich", sagte Merlin und ging hinaus.

Nach dem Appell draußen, gingen sie mit einem Menschen zum Speisesaal. Unterwegs trafen sie die weiblichen Drachen, die Frauen als Betreuer hatten. Zara trat zu ihnen und fragte

„Hattet ihr auch kaltes Wasser?"

Sie nickten

„Na, zum Glück macht uns das ja nichts aus...Eisdrachen baden im Norden immer in kaltem Wasser. Aber in dieser Form wäre warmes Wasser schon besser, aber so werde ich wenigstens wach", lächelte sie. Sie war immer gut gelaunt und sah die Schule als Abwechslung, abgesehen davon, das sie von ihrem strengen Vater weg kam, der ihr nicht so viele Freiheiten gegeben hatte, wie sie es gemocht hätte.

„Merlin hat es warm gemacht", sagte Will leise und sehr froh darüber, das Merlins Element Feuer war.

„Na, ein Glück, das du mit ihm zusammen wohnst. Aber erzähl es keinem, sonst muss Merlin morgens die Runde in die Zimmer machen...die anderen hatten sich auch schon beschwert. Außer die beiden anderen Feuerdrachen und ich kann mir auch denken, warum. Sie hatten wohl die gleiche Idee wie mein Bruder", schmunzelte Zara und sie betraten den Speiseraum.

Alle waren schon anwesend. Die Drachenreiter saßen zusammen auf der linken Seite...Arthur nickte Merlin arrogant grinsend zu, aber er wendete den Blick ab. Er hatte nicht vergessen, was er gestern zu ihm gesagt hatte. Sie setzten sich und begannen ihr Frühstück, das schon vor ihnen stand.

An den anderen Tischen saßen die Schüler, die schon länger hier waren, an ihren Kutten sah man, wie weit sie waren. Die Drachenreiter hatten ein Band am Arm, blau...braun, grün oder rot, damit man auch sah, wie weit sie waren. Sie saßen zusammen, Drachen und ihre Reiter, das wohl so üblich war, wenn man seinen Drachenreiter zugewiesen bekam. Das Frühstück war reichlich und vielfältig. Merlin wusste, das sie darauf achteten, das sie bei Kräften blieben...sie hatten Fleisch und Obst. Die Drachenreiter etwas anderes...nun ja, sie waren halt keine Drachen.

„Nach dem Frühstück werden die Paare bekannt gegeben", sagte Wayne, der an ihrem Tisch neben seinem Bruder saß „Ich bin richtig aufgeregt."

„Warum?", fragte Merlin „Du kannst es dir leider nicht aussuchen und musst den Drachenreiter
nehmen, den du zugeteilt bekommst. Mein Vater sagte mir...den hast du dann, solange du lebst."

„Wir hätten schon gerne weibliche Drachenreiter", sagte jetzt sein Bruder und grinste.

„Mir ist das egal", antwortete Merlin, solange es nicht Arthur war. Er sah rüber zu ihm, was er sofort bedauerte, denn er unterhielt sich mit einem Mädchen und sah jetzt zu ihm rüber, Merlin schaute weg, dachte wieder an die beleidigenden Worte, die er gestern zu ihm gesagt hatte. Zara lächelte und beugte sich zu Merlin und er war froh, denn es lenkte ihn davon ab, bevor wieder Rauch aus seiner Nase kam.

„Siehst du...er schaut andauernd herüber. Anscheinend mag er mich. Ich wäre überglücklich, wenn er mein Drachenreiter sein würde."

Merlin sagte nichts...was sollte er auch sagen? Zara sah in jedem etwas Gutes und sie hatte auch noch nichts Schlechtes erlebt, weil ihre Eltern und Merlin sie immer behütet hatten. Er selbst hatte auch noch keine so schlechte Erfahrungen, aber er konnte Wesen gut einschätzen und bei Arthur hatte er ins Schwarze getroffen.


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Sie wurden nach dem Frühstück in einen Raum geführt, der einem Klassenzimmer sehr ähnlich war. Vorne war eine große Tafel und ein Tisch, auf dem Dokumente lagen. Tische mit jeweils zwei Stühlen davor, Merlin zählte sechzehn Tische. Der Raum war groß, alle zweiunddreißig Schüler hatten Platz. Die Drachen setzten sich zusammen, Will neben Merlin, ziemlich weit hinten und Zara mit Nani, in die Reihe hinter ihnen. Vor Merlin saßen die beiden Feuerdrachenbrüder und die Reihe neben ihnen die anderen beiden Eisdrachenjungen. Die Drachenreiter saßen auf der anderen Seite, Arthur ziemlich vorne, ein anderer neben ihm, mit dem ihn Merlin öfter sah...womöglich ein Freund. Aber der hatte bestimmt keine Freunde, so blöd wie er war.

Flinn kam herein, gefolgt von Dael...er sah über den Raum, in den nun Ruhe kam und lächelte

„Ich hoffe, ihr habt alle gut geschlafen. Jetzt ist der Augenblick gekommen, in dem ich die Paare zusammenstelle. Der Drache, der aufgerufen wird, setzt sich zu seinem Drachenreiter und so weiter, bis alle ihren Drachenreiter haben. Ich habe mir Gedanken gemacht, wer zu wem passt...ihr könnt euch ja denken, das ich mehr Hintergrundinformationen hatte und mittels denen...die Paare zusammengestellt habe. Und nebenbei bemerkt...ich hatte noch nie daneben gelegen. Nun...fangen wir an."

Dael gab ihm ein Dokument und er sagte

„Zara...du setzt dich zu Connor...er ist dein Drachenreiter."

Sie stand wortlos auf und setzte sich zu einem jungen Mann, der schief grinste...Merlin gefiel er nicht, er hatte ein Gespür für so etwas.

„Will...du gehst zu Nel."

Will grinste leicht, seine Drachenreiterin war sehr hübsch...sein Wunsch schien in Erfüllung zu gehen. Merlin sah ihm nach, als er sich etwas schüchtern neben sie setzte, sie mussten sich erst kennenlernen.

„Wayne und Floyd...Salim und Cassy."

Der junge Mann neben Arthur stand auf und grinste ihn an...er hatte einen Feuerdrachen, die andere war ein Mädchen und sah auch glücklich aus...sie waren bei den Drachenreiter begehrt, andere machten einen enttäuschten Eindruck. Jeder hatte sich wohl heimlich gewünscht, einen der drei Feuerdrachen zu bekommen, nun ja, einer war noch frei. Sie tauschten die Plätze, Flinn schaute wieder auf die Liste. Arthur drehte sich um und sah zu Merlin, der wegschaute...wahrscheinlich hatte Will mit seinem miesen Gefühl recht, was sich sofort bestätigte

„Merlin..."

Alle hielten die Luft an und Flinn lächelte leicht. Natürlich wusste er, das die jungen Drachenreiter sehr auf einen Feuerdrachen fixiert waren, deshalb machte er es spannend, als er den letzten Feuerdrachen vergab. Selbst Merlin war gespannt und starrte den obersten Ausbilder an, der jetzt wieder sagte

„Merlin...du setzt dich zu Arthur."

Peng...da war sie...die Arschlochkarte und Wills mieses Gefühl...ihm blieb auch wirklich nichts erspart.

Merlin stand auf und ging nach vorne, setzte sich neben ihn, aber vermied ihn anzusehen, denn Arthur lächelte vor sich hin. Nun gut...er hatte jetzt die Arschlochkarte, Arthur als Arschloch der Trumpf, aber immer noch besser, als das er Zara hätte. Er hatte sie immer beschützt und würde es jetzt auch noch tun, indem er diesen arroganten Kerl ertrug.

„Ich sagte doch...ich bekomme dich", sagte er nun leise, aber Merlin antwortete nicht und sah ihn auch nicht an. Er wollte nicht, das wieder die Flammen in ihm hochschlugen, denn er war gerade nicht bestens gelaunt.

„Mal sehen, was du als Drache so drauf hast", sprach er weiter und jetzt sah Merlin ihn mit Verachtung an

„Ich kann dir deinen Arsch versengen...das habe ich drauf."

Arthur grinste

„Das ist verboten...du darfst deinen Drachenreiter nicht verletzen."

„Wer sagt das?"

„Die Vorschriften, Drache...vielleicht hättest du sie dir mal durchlesen sollen. Ich kann dich jetzt befehligen als deinen Drachenreiter."

„Einen Scheiß kannst du...ich fliege...nicht du", zischte Merlin und musste sich kontrollieren, damit er ihn nicht in Flammen aufgehen ließ.

Arthur lachte leise

„Das wird interessant werden."

Merlin regte sich schon wieder auf und versuchte sich zu beruhigen. Feuerdrachen hatten eine Schwäche...sie wurden sehr schnell aggressiv. Er hätte nicht übel Lust, ihn beim ersten Flug abstürzen zu lassen...aber das würde seinem Vater nicht gefallen und er wollte ihn nicht enttäuschen. Er sah zu Zara, die ihm zulächelte und dann zu Will, der den Kopf leicht schüttelte. Er hatte recht gehabt mit seinem miesen Gefühl. Nachdem jeder seinen Partner hatte, sagte Flinn

„Ich denke...das passt alles. Jeder hat nun seinen Partner und ich verlange Zusammenarbeit. Denn nur so kann eine Einheit aus Drache und Drachenreiter entstehen. Paare, die gegeneinender arbeiten...sind dem Untergang geweit. So...für heute habt ihr jetzt frei...seht euch die Schule an, damit ihr euch auskennt. Morgen beginnt der Unterricht."

Dann ging er und alle standen auf, Merlin wollte zu Zara gehen, doch Arthur sagte

„Wo willst du hin?"

„Warum?"

„Ich denke...da du jetzt mein Drache bist...musst du bei mir bleiben. Das heißt...du bleibst gefällig bei mir!"

„Einen verdammten Scheiß werde ich... ich bin nicht...dein...Drache. Ich bin immer noch ich und gehöre niemanden und bin auch nicht dein Haustier, merk dir das. Ich werde meine Freizeit verbringen, mit wem ich möchte und das bist hundertprozentig nicht du. Der Unterricht fängt morgen an...bis dann...Drachenreiter", sagte Merlin abfällig und ließ ihn stehen...ging zu seiner Schwester und Will.

„Merlin...du hast ja so ein Glück...du hast Arthur", sagte Zara und seufzte „Ich dachte wirklich...er käme zu mir. Aber so ist es auch gut...dann sehe ich ihn öfter bei dir."

„Das denke ich nicht", sagte Merlin und sah zu Will, der ein unglückliches Gesicht machte.

„Was schaust du denn so?", fragte Merlin etwas gereizt „Du hast doch, was du wolltest...ein hübsches Mädchen."

„Aber du nicht...ich hatte recht."

„Ja, aber nun ist es mal nicht zu ändern. Aber macht dir keine Gedanken...ich komme schon klar mit dem Kerl."

„Was habt ihr nur für Probleme...jeder hätte gern Arthur gehabt, vor allem die Mädchen", sagte Zara „Ich verstehe euch nicht."

Will sah zu Merlin, doch der schüttelte leicht den Kopf...Zara brauchte nicht zu wissen, was er sagte. Sie wäre verletzt, wenn jemand so über sie denken würde und erst recht, wenn es jemand wäre, den sie mochte.

Sie erkundeten die Schule...sie war wirklich groß und sie fanden auch die Landeplätze. Sie waren hoch oben und ragten über den Abgrund. Merlin und Will gingen nach vorne und sahen hinunter...wer hier herunterfiel hatte sehr viel Zeit zu denken...bis er unten aufschlug. Später saßen sie mit den anderen Drachen im Hof am Brunnen, lachten und machten Scherze. Merlin sah sie an, noch konnten sie sich amüsieren, aber morgen würde der Ernst losgehen.


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Sechs Uhr aufstehen...halb sieben Frühstück...acht Uhr Unterricht. Das war ab sofort ihr Zeitplan, der Will so gar nicht gefiel, denn er war kein Frühaufsteher. Merlin hatte die erste Woche Probleme, das er aufstand, aber als er ihm drohte, das Wasser nicht mehr zu erhitzen...war er schneller aus dem Bett, als man sehen konnte, was den Feuerdrache amüsierte. Sie sahen nun auch die anderen Ausbilder, die die höheren Klassen lehrten...insgesamt sechzehn Ausbilder, alles Drachenreiter und Menschen als Personal, auch Feen, die den weiblichen Schülern zugeteilt waren.

Die erste Woche flogen sie nicht, sondern bekamen Material, Bücher und was sie sonst so brauchten und erste Einblicke, was sie lernen würden. Doch nun, in der zweiten Woche kamen mehr Stunden dazu und während die Drachenreiter im Luftkanal auf einem Drachen sitzen übten...flogen die Drachen unter Anleitung Manöverflüge. Dazu lernten sie nun die Drachen der Ausbilder kennen. Sie waren eingeteilt nach ihrer Spezies und die drei Feuerdrachen standen nun an einem der Landeplätze. Ein Mann kam zu ihnen, er war schon etwas älter und trug einen langen Umhang, er nickte, musterte sie einen Moment. Er hatte rötliches Haar und ziemlich dunkle Augen und sagte

„Ich bin Tarim...der Drache von Kane. Wir werden zusammen fliegen, heute allein ohne meinen Drachenreiter und ich werde euch die Formationen vormachen und korrigieren. Wer von euch ist Merlin?"

„Ich, Sir."

„Du bist deines Vaters Sohn...unverkennbar. Ich hatte ihn damals auch ausgebildet, als ich neu an diese Schule kam."

Merlin nickte, also war Tarim über zweihundert Jahre alt...dieser sagte nun

„Okay...ausziehen und verwandeln. Einer nach dem anderen fliegt los und zieht oben eine Schleife, bis alle aufgeschlossen sind."

Merlin machte den Anfang, zog sich aus und kurze Zeit später flog ein schwarzer Drache gegen den Himmel und kreiste, dann folgten die zwei Silberfeuerdrachen und zum Schluss kam Tarim...er war ein Luftdrache, wenn Merlin sich nicht täuschte. Der Wind rauschte hier oben, aber Drachen hatten ein sehr feines Gehör, das ihnen keine Probleme beim Hören brachte.

„Also gut...fliegen wir auf den Gipfel zu", sagte Tarim und alle folgten ihm. Merlin war froh, endlich mal wieder in der Luft zu sein. Fliegen war für einen Drachen sehr wichtig, nahm man ihm das...gingen sie zugrunde. Hier oben in den stürmischen Winden fühlte er sich frei...frei von allen Bürden des irdischen Lebens. Tarim kreiste nun, die drei hinter ihm

„Also...wir werden die einfachsten Manöver üben...beginnen wir mit dem Sturzflug. Flügel nach hinten und dann eine Neigung nach unten...dreihundert Meter. Wenn ihr die Flügel wieder ausbreitet, dann nützt die Aufwinde, um wieder an Höhe zu gewinnen. Ich mache es vor."

Tarim stürzte in hoher Geschwindigkeit nach unten, breitete die Flügel aus und kam wieder nach oben, er sagte

„Merlin...los! Dreihundert Meter und dann wieder hoch...achte auf den Wind."

Merlin legte die Flügl an und neigte sich nach unten...er bekam sehr viel Geschwindigkeit, doch als er seine Flügel ausbreitete...war das schwierig bei diesem Wind. Er musste viel Kraft aufwenden, bis er es hinbekam und flog mit den Aufwinden nach oben."

„Das war nicht schlecht, doch du hattest Probleme mit den Flügel, nicht wahr?"

„Ja."

„Ihr müsst sie von unten ausbreiten, auf keinen Fall waagerecht, denn der Wind ist zu stark. Ihr müsst sie unter dem Wind halten. Das werden wir jetzt üben...der Nächste."


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Währenddessen waren die Drachenreiter im Luftkanal...das Ganze war im Stil eines Drachen gebaut. In der Mitte der Sattel, den jeder Drache bekam. Er war flach mit zwei Steigbügeln...nichts daran, wo man sich festhalten konnte. Drum herum lagen weiche Polster, ihr Ausbilder Lon drehte sich um zu ihnen und sagte

„So...das hier wird für eine lange Zeit euer Drache sein, denn ihr müsst zuerst lernen auf ihm zu sitzen, ohne euch zu Tode zu stürzen. Solltet ihr fallen, werdet ihr hier auf den Polstern landen. Auf einem Drachen ist das nicht so...dann geht es steil nach unten und was dann passiert, muss ich euch ja nicht sagen."

„Wieso ist der Sattel so flach? Daran ist nichts, woran man sich festhalten kann", fragte ein Mädchen.

„Festhalten? Ihr seid Drachenreiter...wenn ihr eure Ausbildung beendet habt, werdet ihr freihändig auf eurem Drachen sitzen können. Da ist nichts zum Festhalten...weil ihr im Kampf eure Waffen in der Hand habt und euch nicht an den Sattel klammert. Hier lernt ihr, euch eurem Drachen anzupassen, egal wie er fliegt...ihr müsst eins mit ihm sein."

Alle nickten und das Mädchen hatte seine Antwort.

„Hier wird simuliert, wie es sich anfühlt auf einem Drachen zu fliegen und erst...erst, wenn ihr das einigermaßen beherrscht...dürft ihr auf einen Drachen und eine kleine Runde drehen."

„Ich könnte das schon gleich tun...das hier brauche ich nicht", sagte Arthur leise zu seinem Nachbar.

„Hast du eine Frage, Arthur?", fragte Lon, der bemerkte, das er etwas sagte

„Ich denke...das ich schon auf einem Drachen reiten kann, so schwer ist das auch nicht."

Lon grinste

„Gut...du darfst zuerst...dann zeig es mir mal. Wenn du zwei Minuten draufbleibst...kannst du deinen Drachen reiten."

Arthur grinste und setzte sich in den Sattel, seine Füsse in die Steigbügel, aber nur die Ballen, das korregierte Lon und trat zurück. Wind kam auf und der Sattel bewegte sich...Arthur griff instinktiv, um sich festzuhalten, aber da war nichts. Nun bewegte sich der Sattel mehr und hektisch...nach oben und unten, rechts...links.

„Ein Drache fliegt nicht nur geradeaus, sondern Kurven...nach unten oder oben...und noch mehr im Kampf. Und in all diesen Lagen müsst ihr auf ihm bleiben, meistens noch freihändig, weil ihr eure Waffen in der Hand habt.", sagte Lon und grinste schon, weil er wusste, was nun passierte.

Es wurde stürmischer und hektischer...Arthur versuchte sich festzuhalten, aber da war nichts und dann fiel er auf die Polsterung.

„Dreißig Sekunden...nicht so schlecht, aber jetzt wärst du schon auf dem Boden aufgeschlagen und wärst toter als tot."

Arthur fluchte und winkte ab, als er in die grinsende Gesichter seiner Kollegen sah. Die anderen machten es nicht besser und das erste Mal bekamen alle einen kleinen Einblick, wie es sich anfühlte, auf einem Drachen zu fliegen. Und es wurde nicht besser, egal, wie oft er es versuchte. Er war sauer, als die Stunde vorbei war, es war heute die letzte gewesen und er ging mürrisch durch die Gänge.

„Arthur", rief ein Junge und kam neben ihn „Treffen wir uns beim Abendessen?"

„Ja.", sagte er knapp und der junge Mann lief weiter.

Er kam an der Landestation vorbei und sah die blauen Kutten dort liegen, sah nach oben. Vier Drachen waren in der Luft, flogen pfeilschnell nach unten und wieder hoch, aber er konnte nicht erkennen, welche Drachen. Lon kam vorbei und er fragte

„Lon...wer fliegt denn da oben?"

Lon sah einen Moment nach oben und sagte

„Das ist Tarim mit den Feuerdrachen...sie haben Flugstunden. Normalerweise fliegt Kane mit Tarim, aber er musste heute für einen Kollegen einspringen."

Arthur nickte und Lon ging weiter, aber er blieb stehen und beobachtete die Drachen. Er hatte Merlin noch nicht als Drache gesehen und war neugierig. Arthur hatte gehofft, das er einen Feuerdrachen bekäme, aber er wollte nicht irgendeinen...er wollte Merlin. Nicht das er einen Einfluss darauf gehabt hätte, aber das Glück war ihm hold. Obwohl Merlin so garstig war...hatte er etwas an sich, was Arthur faszinierte...er wusste nur nicht, was das war.

Allein schon, das er nicht den Blick abgewendet hatte, als sie in der Halle waren, er hatte ihn frech angesehen und überhaupt war er sehr frech und dominant, aber das würde Arthur ihm schon austreiben.

Auch er hatte einen Vater, der sehr weit oben in der Armee stand und einen sehr guten Ruf hatte, Arthur hatte ihn sein ganzes Leben nie oft gesehen, aber wenn er da war, dann war er streng, wie alle Väter, die in der Armee dienten. Und er war seines Vaters Sohn und würde...musste ihn stolz machen. Was bei Drachen verachtet wurde, wenn sie gleichgeschlechtlich orientiert waren...so war das in seinem Volk anders, in seinem Dorf in der Steppe gab es einige, die mit einem Mann zusammen wohnten, auch Arthur war so orientiert. Sein Vater hatte es nicht gern gesehen und noch heute konnte er es nicht akzeptieren...dieses Thema sprach er nie an.

Die Drachen kamen angeflogen und er stellte sich in den Schatten. Ein schwarzer Drache landete und Arthur beobachtete ihn aus dem Verborgenen. Er war schön, so schön, wie Merlin als menschliches Wesen war. Seine Schuppen glänzten und er hatte Zacken auf dem Kopf, die auch über den Hals, über seinem Körper bis zu seinem Schwanz gingen. Schlank war er und bewegte sich mit einer Eleganz, die Arthur erstaunte...bei der Größe. Gleißendes Licht hellte auf und dann stand Merlin in menschlicher Form auf dem Plateau, sah kurz nach oben und ging zu den Kutten, die am Boden lagen.

Arthur ging noch ein Stück zurück und musterte ihn...er war schlank, kein Gramm Fett an ihm und Muskeln zeichneten sich ein wenig ab. Merlin hatte lange Beine und was da in der Mitte war...war auch nicht zu verachten. Er zog seine Kutte an und ging noch ein Schritt zurück, als alle anderen landeten.

Tarim zog sich an und nickte

„Das war gar nicht schlecht für das erste Mal."

„Ich denke...wir bekommen das geregelt", sagte einer der Brüder.

„Abwarten...das hier war leicht...ihr werdet schon noch sehen. Dann...bis zum nächsten Mal."

Tarim wollte gehen, doch Merlin rief

„Wer ist dein Drachenreiter?"

Er drehte sich um und lächelte

„Kane...und er ist ein sehr guter Drachenreiter. Er konnte heute nicht und bat mich, die Stunde allein zu machen, aber normalerweise fliegt er mit uns."

Sie nickten und er ging...die Brüder klatschten sich ab und dann mit Merlin

„Mann...das war cool...Stürzflüge mag ich", sagte einer von ihnen „Aber jetzt habe ich Hunger...wann gibt es Abendbrot?"

„In einer Stunde, Floyd", sagte Merlin.

„Okay...wir sehen uns dann", sagte er und die Brüder gingen. Merlin stand noch auf der Platform und sah nach oben...er machte sich Sorgen um Zara...hoffentlich bekam sie das hin.

Denn diese Sturzflüge hatten es in sich.

Dann drehte er sich um und ging Richtung seines Flügels. Er hatte Arthur nicht gesehen, der nun aus dem Schatten trat und ihm nachblickte und grinste.

Ja...er hatte wohl den schönsten Feuerdrache erwischt.

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